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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft. |
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21.05.2021, 12:34 | #1 |
Ein Lied vom gemeinen Trinker (unvollendet)
An einer hohen, fein verfugten Mauer,
die sich um zart gehegte Auen wand, lag er – engstirnig wütend - auf der Lauer, mit nichts im Sinn als Weltenbrand. Den schönen Garten wollt' er pflügen, die holde Blume brechen mit Genuss, Wahrhaftigkeit ausbrennen mit Lügen, und Lustbarkeit vergällen mit Verdruss. Das scheue Reh wollt' er mit Stein und Schleuder jagen, das sanfte Lamm sich - hilflos schreiend - winden lassen auf dem Spieß, der Rose lieblich Duft mit Pestilenz erschlagen, den lichten Pavillon mit Wonne schleifen zu Gruft umhauchten, finstersten Verlies. Refrain: Engel, bleib ruhig! Ich weiß es doch aus tiefster Seele Quelle: Ein böses Herz erreicht die friedvoll blühenden Gefilde nie! Denn hinter jene Alabaster gleichen Wälle, gelangt man nur mit Edelmut und Phantasie. So lag er, heimlich, - giftig geifernd fluchend - den langen Tag und noch die halbe Nacht ein Schlupfloch in der glatten Mauer suchend, verborgen vor der Hüter leuchtend Macht. Da endlich dämmert es dem aufgebrachten Wicht, und die Erkenntnis ist – für wahr! - ein herber Schlag: Nein, eine Lücke gibt es in dem edlen Marmor nicht, da kannst du glotzen bis zum allerjüngsten Tag! Von Zorn recht rot gefleckt und grün, von Neid zerfetzt, droht er – die Faust empor gereckt – der güldnen Mauerkron'. Der zitternd Hand entgleitet, und - zerschellt! - sieht er entsetzt, der halb geleerte Fuselkrug aus braun gebranntem Ton. Den Scherbenhaufen stier im Blick beginnt er jammernd zu verzagen. Gemeinsam mit dem Kriegerdiesel versickert auch des Trinkers Mut. Oh, Ungerechtigkeit!, hört man ihn – heimwärts wankend – klagen. Branntwein geschürtes Feuer zerfällt zu einem Häufchen kalter Glut. Refrain: Engel, bleib ruhig! Ich weiß es doch aus tiefster Seele Quelle: Ein böses Herz erreicht die friedvoll blühenden Gefilde nie! Denn hinter jene Alabaster gleichen Wälle, gelangt man nur mit Edelmut und Phantasie. Geändert von PetScha (21.05.2021 um 13:56 Uhr) |
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21.05.2021, 14:33 | #2 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Hallo PetScha,
na, das nenn ich doch mal einen Einstand! Sei willkommen bei Poetry und erfreu uns weiter mit solchen wortmächtigen Balladen. Bei ein paar Stellen, so kommt es mir vor, hat die eigene Begeisterung an den Formulierungen Dich wohl ein bisschen übermütig gemacht. "der Rose lieblich Duft..." "...mit Wonne schleifen zu Gruft umhauchten, finstersten Verlies." "Denn hinter jene Alabaster gleichen Wälle," "da kannst du glotzen bis zum allerjüngsten Tag!" "Der zitternd Hand entgleitet," das wären solche bedenkenswerten Formulierungsschwächen. "der Rose lieblich Duft", das ist eine unschöne Wortamputation (genauso wie die "zittern Hand". Scheiß was auf das Metrum, das wirkt sich hier nicht gut aus. Mit Wonne eine Mauer schleifen - okay. Das Resultat ist bei geschleifter Mauer erst einmal ein Trümmerhaufen, wo kommen zu Gruft umhauchten (???) Verliese her? Der "allerjüngste Tag", das ist auch so ein Klopper. Der Jüngste Tag ist ein der Bibel entlehnter Begriff und sozusagen die endgültige Abrechnung des Weltenrichters. Das kann man nicht steigern. Verzeih mir meine Mptzerei, aber bei geringfügigen Änderungen bekämmst Du von mir das Prädikat "gut gemacht". Liebe grüße, Heinz |
21.05.2021, 17:27 | #3 |
Hallo Heinz,
Sei bedankt: Fürs Willkommen heißen, für die anerkennenden Worte [Eine Ballade nennst du mein (Mach-) Werk?! Da möcht ich mir glatt Erdbeersirup auf die welken Lippen träufeln. Verzeiht den Hochmut mir, Herr Zech!] und auch für die wohlgemeinte - ich hab sie so verstanden - Motzerei. Meinen Einstand gab ich bereits gestern! Zugegeben: Mit einem verschwurbelten Gedankenfurz. Mich küsst die Muse eher selten, musst du wissen, meist schei*** sie mich nur an. Zu deinen Kritikpunkten: Tjaaa ... Übermut tut selten gut, doch liegt er diesem Weib im Blut. Nein, ernsthaft jetzt: Du hast das schon ganz richtig erkannt: Ich lasse mich, berauscht vom Fabulieren, gern zu allerlei Merkwürdigkeiten hinreißen. Aber das gehört für mich zum Verse schmieden unbedingt dazu. Mit Metrum, Grammatik und Satzzeichen habe ich eher weniger am Hut; die schränken mich nur ein. Der Rose lieblich Duft ... entsprang der ursprünglichen Formulierung: Der stolzen Rose zarter Duft ... . Aber das klang für mich nicht richtig, denn eine stolze Rose wirkte auf mich nicht 'verwundbar' genug. Und zart duftet eine Rose, meiner Meinung nach, auch nicht. Mit 'lieblich' konnte ich mir die beiden Stolpersteine - zunächst mal - aus dem Weg räumen. Die Zeile mit dem '... zu Gruft umhauchten, finstersten Verlies'- Ungetüm machte mich von Anfang an - und macht mich auch jetzt noch nicht - glücklich. Aber nur "finsteres Verlies" wäre hier auch nicht fließend ausgegangen und deshalb dachte ich: Was soll's! Aber an dieser Stelle - und eventuell auch bei der Rose - sehe ich, genau wie du, den größten Nachbesserungsbedarf. Der Refrain bleibt (erstmal?) wie er ist, denn ich dachte mir was dabei: Schaut man mit Neid, Missgunst und böser Absicht auf die Mauer dann sieht man nur kalten, harten Marmor. Schaut man mit freundlicher Gesinnung darauf, dann scheint sie aus dem warmen, weicheren Material Alabaster. Die Formulierung "allerjüngster Tag" habe ich mit dem Vorsatz gewählt, das 'gottlose' Sinnen des Trinkers zu unterstreichen; er schert sich doch nicht um das jüngste Gericht und verballhornt deshalb in seinen Gedanken den jüngsten zum allerjüngsten Tag. Nochmals vielen Dank für ... alles. Gruß, PetScha |
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21.05.2021, 19:18 | #4 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Hallo PetScha,
Deine Antwort ist großartig. Ich spüre kein bisschen mimosenhaftes Beleidigtsein und mir hat es bei meinen anfänglichen Schritten auf die grüne Wiese der Lyrik immer mehr geholfen, wenn ich ein paar zwischen die Hörner bekam. Mithin: Das kann ja noch heiter werden. Liebe Grüße, Heinz |
22.05.2021, 13:11 | #5 |
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 60
Beiträge: 1.632
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hohoho, ich hab alles verstanden, so viele deutsche Wörter und scheinbar alle richtig geschrieben. Ich bin ja eben so der kurze Knappe, außer manchmal, leider fehlen mir meist die herrlichen Umschreibungen.
Es ist schon schwer zu lesen, aber hat was, weiter, besser wird schon. wünsche schöne Träume |
22.05.2021, 13:41 | #6 |
Danke fürs Lesen und Kommentieren.
Wünsche dir ebenfalls schöne Träume |
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22.05.2021, 18:23 | #7 |
Hallo Heinz,
Das würde mich freuen. Nachbesserung 1: Ich habe jetzt, glaube ich, einen brauchbaren Ersatz für das 'Verlies -Ungetüm' gefunden: Das scheue Reh wollt' er mit Stein und Schleuder jagen, das sanfte Lamm sich hilflos winden lassen auf dem Spieß, der Rose lieblich Duft mit Pestilenz erschlagen. und lichten Pavillon verdunkeln zum Verlies. Gruß, PetScha |
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