Fremder Glanz beim Tanz

[talking head]

Mädchen und Frauen
schön an zu schauen;

doch für den Tanz der Sinne
wär neben schöner Minne

des Mannes feste Hand
von wahrlich großem Nutzen;

„zu viel Moral hingegen nicht“,
das fremde Weib dem Mann verspricht.

Befreit auch von ganz frühen Ketten
war haltlos ich nicht mehr zu retten,

warf wild und schwer zu Boden

was mir noch grad war fester Halt
in wahrer, guter, schöner Gestalt.

Verrauscht dann dieser Augenblick,
weicht Hedon träge gern zurück.

Das also war das größte Glück,
ohne Moral, ein starkes Stück?

Trag ich doch schwer an dem Betrug.
Man gebe mir den vollen Krug,

er werde leer in einem Zug,
dass leichter scheinen Lug und Trug.

Lallend halt ich mich für klug:
„Glaub' mir mein Schatz, jetzt ist's genug.

Kaum versprochen, scheint's schon gebrochen,
will mühsam schwören höchste Treue,
verbinden mich mit ihr aufs Neue,

seh' noch im letzten Augenblick
im Antlitz unbekanntes Glück;

„woher mein Schatz, der fremde Glanz?“
„Schau doch nicht so, ich war beim Tanz.“

Die Moral von der Geschicht:

Geh selber mit der Frau zum Tanz,
gib eurer wahren Liebe Glanz.

Und ist auch gut noch für's Gewicht.

Das wiederum erfreut das Weib
beim ehelichen Zeitvertreib.

Ein schöner Leib,
wenn fremd gebogen,
kehrt gerne schon mal leicht verbogen
wieder zurück in trauten Bogen,
wo ihm nur wenig noch gewogen.

So dient Moral mehr dem Verbleib,
loser Genuss dem Zeitvertreib.