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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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05.10.2016, 17:32 | #1 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Mörderisch
Was ist geschehn mit deinen einstmals feuerroten Haaren?
Ich sehe nur noch graue Zotteln dein Gesicht umrahmen - und dein Gesicht mit eingefallner, früher voller Wange, wie war es reizend anzuschaun, bevor die Maden kamen und allen Liebreiz fraßen in den letzten sieben Jahren - die Exhumierung, lieber Schatz, sie macht mir Angst und Bange! Die volle Brust hat Bruder Hein genüsslich weg gefressen, verblichen ist dein Totenhemd, wo damals deine Hüfte mit geilem Schwung das wilde Tier in vielen Männern lockte, statt Wolken von Chanel verbreitest du nur üble Lüfte; nun frage ich: „Warum war ich einst so von dir besessen?“ Ich fiel fast um, weil mir das Blut gerann, der Atem stockte. Dein Tod - ein Irrtum war der Grund - du hast nicht viel gelitten, erinnre dich, auch wenns dir schwer fällt mit dem Matsch im Schädel, wir hatten über deine Mitgift tagelang gestritten und ich verstand: Mit Gift in Eckes Kirsch der Sorte „Edel“ begehrtest du der schnöden Welt ganz schmerzlos zu entsagen. Gelingt der Kripo der Beweis, dann gehts mir an den Kragen. Ich habe oft dein Grab besucht und goss mit heißen Tränen die Blumen, die ich ausgesucht und mich an dich gemahnen; den Grabesschmuck hab ich bezahlt mit Gold aus deinen Zähnen. Du schweigst für immer, sitzt verstimmt im Kreise deiner Ahnen und sinnst als flügellahmes Engelein auf blutge Rache; ich beiße mir die Lippe wund und wend mich ab - und lache. |
06.10.2016, 01:48 | #2 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Möderisch (überarbeitete Fassung)
Was ist geschehn mit deinen einstmals feuerroten Haaren?
Ich sehe nur noch graue Zotteln dein Gesicht umrahmen - und dein Gesicht mit eingefallner, früher voller Wange, wie reizend war es anzuschaun, bevor die Maden kamen und alle Lieblichkeit zerfraßen in den letzten Jahren - die Exhumierung, lieber Schatz, sie macht mir Angst und Bange! Die volle Brust hat Bruder Hein genüsslich weggefressen, verblichen ist dein Totenhemd, worunter deine Hüfte mit geilem Schwung das wilde Tier in Männern vorgelockt, statt Wolken von Chanel verbreitest du jetzt üble Lüfte; nun frage ich: „Warum war ich einst so von dir besessen?“ Ich fall fast um, weil mir das Blut gerinnt, der Atem stockt. Dein Tod - ein Irrtum war der Grund - du hast nicht viel gelitten, erinnre dich, auch wenns dir schwer fällt mit dem Matsch im Schädel, wir hatten über deine Mitgift tagelang gestritten und ich verstand: Mit Gift in Eckes Kirsch der Sorte „Edel“ begehrtest du der schnöden Welt ganz schmerzlos zu entsagen. Gelingt der Kripo der Beweis, dann gehts mir an den Kragen. Ich habe oft dein Grab besucht und goss mit heißen Tränen die Blumen, die ich ausgesucht und mich an dich gemahnen; den Grabesschmuck hab ich bezahlt mit Gold aus deinen Zähnen. Du schweigst für immer, sitzt verstimmt im Kreise deiner Ahnen und sinnst als flügellahmes Engelein auf blutge Rache; ich beiße mir die Lippe wund und dreh mich um - und lache. |
06.10.2016, 20:03 | #3 |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.467
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Gefällt mir, schöne Momentbeschreibung.
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06.10.2016, 20:14 | #4 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Hallo dr. Frankenstein,
merci für den kurzknackigen Kommentear. Gruß, Heinz |