Kinderaugen bei Poetry.de

cute_fighter · 22.10.2006, 17:12

Die Luft roch nach Kiefernholz und umwirbelte die großen, staunenden Schokoladenaugen des kleinen Mädchens. Sie stand einfach nur da und staunte. Staunte über die Natur, über das Leben der Menschen, über jede Facette der Welt. Unschuldig sah sie mit neugierigen Blicken dem Flug einer kleinen Meise zu und verfolgten sofort darauf den Schatten eines Rehkitzes, das im Unterholz verschwand.
Das Mädchen fragte nicht nach dem grauen Rauch, der schräg hinter dem Wald aufstieg. Ja, sie schien ihn gar nicht wahrzunehmen, wie er sich seinen blassen Weg durch das strahlende Blau des Himmels fraß.
Sie fragte auch nicht nach den Katastrophen, die sie manchmal Abends durch ihre Zimmerwand aus dem Mund des Nachrichtensprechers vernahm. Ihre Eltern dachten, dass sie diese Schreckensbotschaften nicht verstand oder gar bereits schlief, wenn die Nachrichten begonnen hatten.
Das Mädchen aber, in seinem unschuldigen weiß geblümten Sommerkleid und den frechen Sommersprossen auf der Nase, verstand sehr wohl. Sie verstand, dass Unmengen an Schnee oben und unten auf der Erbe begonnen hatten zu schmelzen. Sie verstand, was die Menschen mit der Erde getan hatten. Sie verstand das alles und trotzdem betrachtete sie nur andächtig die Welt, in die sie geboren worden war. Sie betrachtete diese Welt lächelnd und liebend.
Flieder mischte sich unter den Geruch des Kiefernholzes und das Mädchen bückte sich, um zärtlich eine der großen, strahlenden Waldblumen zu streicheln. Unter ihren Fingernägeln erkannte man Ansätze von Schmutz und trotzdem strahlten ihre Hände wie frisch gewaschen.

[Mein letzter Anlaufversuch heute noch etwas zu Stande zu bringen

]

Struppigel · 22.10.2006, 18:28

Ich finde das ganz gut. (Wah, ich müsste auch mal wieder schreiben...)
Die Augen würde ich vielleicht nicht wiederholen. Du hast sie schließlich dreimal, wenn man die Überschrift mitzählt und das bei einem recht kurzen Text.

Zitat:

Unschuldig sahen die neugierigen Blicke...

?

Gut, ich glaube nicht, dass es ein Kind so kaltlassen würde - das mit den Nachrichten usw. So wie es jetzt ist, kommt dieses Kind ein wenig als Übermensch rüber. Mir wäre es lieber, wenn es sich Sorgen machen würde (und das im Text auch deutlich wäre) aber im Moment der vertieften Betrachtung die Sorgen vergisst.

cute_fighter · 22.10.2006, 18:36

Ist ja irre. Immerhin ein "ganz gut", obwohl ich mir heute so unkreativ vorkomme xD.

Gut, ich guck mal, was ich den Augen zu gute tun kann. Danke für den Hinweis

.

Zu dem Kind... naja... ich habe ein paar Sätze im Nachhinein gestrichen. Unter anderem einer, der vielleicht für die Aussage wichtig gewesen wäre... ich dachte, man kann ihn sich selbst erschließen:

Zitat:

Sie betrachtete diese Welt lächelnd und liebend.
Sie nahm sie hin, so wie sie ist. Schrecklich und zugleich wunderschön.

und trotzdem würde der "Übermensch" am Ende nicht passen, oder?. Ihre Hände strahlten, obwohl ihre Fingernägel bereits (wie bei Kindern nunmal öfters) dreckig waren. Trotz dieser "Fehler", dieser "Schreckensbotschaften" sieht sie das schöne an der Welt.

Naja, das waren meine Gedanken, aus denen ich dann die oben genannten Sätze auch gestrichen habe.

hm...aber ich kann deinen Eindruck nachvollziehen.

cutie

Struppigel · 22.10.2006, 18:52

Trotz der verdreckten Fingernägel und der ausgelassenen Sätze (die man sich wirklich erschließen kann), halte ich sie noch für einen Übermenschen. Dreckige Fingernägel reichen mir da einfach nicht aus (ich find aber super, dass Du sie eingebaut hast). Ok, vielleicht habe ich nur eine Abneigung gegen derart ideale Figuren - die habe ich shcon immer, deswegen mochte ich die Kinderserien nie, in denen die meist weiblichen Hauptfiguren einfach nie Fehler gemacht haben, ständig gearbeitet haben und sich alles gefallen ließen - die hätte ich am liebsten so richtig wachgeschüttelt, wie bescheuert sie doch sind (sorry - OT).
Nun, jedenfalls tut es der Aussage keinen Abbruch, dass das Mädchen ideal ist. Und sie ist es, weil sie sich keine Sorgen macht und soooo viel Liebe in sich hat, obwohl überall Chaos herrscht, die Welt schrecklich ist; sie liebt etwas mit seinen Fehlern, das man nicht lieben kann - das ist nicht menschlich.
Ich könnte es dagegen nachvollziehen und als menschlich anerkennen, wenn sie zwar ob der Schrecknisse geschockt und gezeichnet ist, aber trotzdem die wenigen schönen Dinge liebt.
Ich hoffe, Du kannst nachvollziehen, was ich meine.

Grüßli vom Igelchen

cute_fighter · 22.10.2006, 18:59

Doch kann ich

.
Naja, ich werd versuchen meinen Charas mehr Schwächen zu geben. Stimmt, ideal Personen wirken immer unecht und die Geschichten dann oft langweilig. Danke dir

vlg

22.10.2006, 17:12	#1
cute_fighter Dabei seit: 02/2006 Beiträge: 1.123 Meine Geschichten	Kinderaugen Die Luft roch nach Kiefernholz und umwirbelte die großen, staunenden Schokoladenaugen des kleinen Mädchens. Sie stand einfach nur da und staunte. Staunte über die Natur, über das Leben der Menschen, über jede Facette der Welt. Unschuldig sah sie mit neugierigen Blicken dem Flug einer kleinen Meise zu und verfolgten sofort darauf den Schatten eines Rehkitzes, das im Unterholz verschwand. Das Mädchen fragte nicht nach dem grauen Rauch, der schräg hinter dem Wald aufstieg. Ja, sie schien ihn gar nicht wahrzunehmen, wie er sich seinen blassen Weg durch das strahlende Blau des Himmels fraß. Sie fragte auch nicht nach den Katastrophen, die sie manchmal Abends durch ihre Zimmerwand aus dem Mund des Nachrichtensprechers vernahm. Ihre Eltern dachten, dass sie diese Schreckensbotschaften nicht verstand oder gar bereits schlief, wenn die Nachrichten begonnen hatten. Das Mädchen aber, in seinem unschuldigen weiß geblümten Sommerkleid und den frechen Sommersprossen auf der Nase, verstand sehr wohl. Sie verstand, dass Unmengen an Schnee oben und unten auf der Erbe begonnen hatten zu schmelzen. Sie verstand, was die Menschen mit der Erde getan hatten. Sie verstand das alles und trotzdem betrachtete sie nur andächtig die Welt, in die sie geboren worden war. Sie betrachtete diese Welt lächelnd und liebend. Flieder mischte sich unter den Geruch des Kiefernholzes und das Mädchen bückte sich, um zärtlich eine der großen, strahlenden Waldblumen zu streicheln. Unter ihren Fingernägeln erkannte man Ansätze von Schmutz und trotzdem strahlten ihre Hände wie frisch gewaschen. [Mein letzter Anlaufversuch heute noch etwas zu Stande zu bringen ]

22.10.2006, 18:52	#4
Struppigel Dabei seit: 05/2006 Beiträge: 1.007 Meine Geschichten	Trotz der verdreckten Fingernägel und der ausgelassenen Sätze (die man sich wirklich erschließen kann), halte ich sie noch für einen Übermenschen. Dreckige Fingernägel reichen mir da einfach nicht aus (ich find aber super, dass Du sie eingebaut hast). Ok, vielleicht habe ich nur eine Abneigung gegen derart ideale Figuren - die habe ich shcon immer, deswegen mochte ich die Kinderserien nie, in denen die meist weiblichen Hauptfiguren einfach nie Fehler gemacht haben, ständig gearbeitet haben und sich alles gefallen ließen - die hätte ich am liebsten so richtig wachgeschüttelt, wie bescheuert sie doch sind (sorry - OT). Nun, jedenfalls tut es der Aussage keinen Abbruch, dass das Mädchen ideal ist. Und sie ist es, weil sie sich keine Sorgen macht und soooo viel Liebe in sich hat, obwohl überall Chaos herrscht, die Welt schrecklich ist; sie liebt etwas mit seinen Fehlern, das man nicht lieben kann - das ist nicht menschlich. Ich könnte es dagegen nachvollziehen und als menschlich anerkennen, wenn sie zwar ob der Schrecknisse geschockt und gezeichnet ist, aber trotzdem die wenigen schönen Dinge liebt. Ich hoffe, Du kannst nachvollziehen, was ich meine. Grüßli vom Igelchen

22.10.2006, 18:59	#5
cute_fighter Dabei seit: 02/2006 Beiträge: 1.123 Meine Geschichten	Doch kann ich . Naja, ich werd versuchen meinen Charas mehr Schwächen zu geben. Stimmt, ideal Personen wirken immer unecht und die Geschichten dann oft langweilig. Danke dir vlg