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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 17.05.2015, 10:39   #1
weiblich Ex-Dabschi
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Dabei seit: 05/2014
Beiträge: 2.371

Standard Raphael – der Retter in der Not

Raphael – der Retter in der Not

Hab keine Angst, Dein Leiden hat ein Ende.
Hier bist Du frei, hier wirst Du glücklich sein.
Kannst galoppieren auf dem Freigelände.
Vorbei die Quälerei, vorbei die Pein.

Dem Halter schien Dein Leiden nicht zu stören.
Verwahrlost stand’st Du lange dort im Stall.
Doch konnt’ ich Deine stummen Schreie hören.
Mein Einsatz brachte Schlimmeres zu Fall.

Vertraue mir, ich werde Dich beschützen.
Bin Raphael, Dein Retter in der Not.
Werd’ wachend auf der Wolke oben sitzen,
bewahre Dich vor dem zu frühen Tod.

...

Was hat Dich „Pferdefreund“ denn nur geritten,
dass Du so blind verloren hast Dein Herz?
Dein armes Pferd hat viel zu lang‘ gelitten.
Ein Tier spürt ganz genau wie Du den Schmerz!
Ex-Dabschi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.05.2015, 13:40   #2
Stachel
 
Benutzerbild von Stachel
 
Dabei seit: 03/2015
Ort: Niederrhein
Beiträge: 955

Liebe Dabschi,

in kurzer Folge erscheint von das zweite Gedicht über ein Tierschicksal. Dieses Mal befreist du ein Pferd.

Gut erkennbar hast du hier lange Verse gewählt. Mit ihrem sanften Fließen redet das LI dem Opfer beruhigend zu. Die ersten drei Strophen sind auf diese Art angelegt. Wieder hast du eine stimmige Form gewählt, um die Worte zu unterstreichen.
In V12 hätte ich die Hebung auf "dem" vermieden, z.B. mit "bewahr dich vor dem viel zu frühen Tod." Der Text erfordert hier in meinen Augen keine rhythmische Besonderheit.

Nach den Trennpunkten richtet sich das LI in S4 an den Halter. Du verknüpfst hier über die Sprache beide Gedicht-Teile ("Pferdefreund", "geritten", beides V13) miteinander und nutzt sogar den als "abgegriffen" verschrienen Reim "Herz-Schmerz" in stimmiger Art und Weise.

Dieses Mal lässt du Interpretationsspielraum. Wer ist Raphael? Ist da wirklich ein heilender Erzengel hinabgestiegen oder war es nicht doch eher ein Mensch in dieser Funktion, der dort "brachte Schlimmeres zu Fall" (V8)?
Aber wieso kann er dann "wachend auf der Wolke oben sitzen" (V11)?
Und was wäre das "Schlimmere" gewesen? Der Leser muss sich somit an düstere Gedanken und Bilder wagen, glücklicherweise in der Gewissheit, dass diese nun nicht eintreten.

In dieser (Er-)Rettungs-Geschichte kann der Gläubige, wie der Atheist, das herauslesen, was ihm mehr zusagt. Und so hast du auch in spiritueller Weise zwei Welten miteinander verknüpft, ohne dass es die jeweiligen Bewohner stören müsste. Das ist wahrlich nicht leicht und dir gut gelungen.

Formal lässt du durch wechselnde Kadenzen keine Langeweile aufkommen.
Aus dem letzten Vers könnte man (aber nur, wenn man wollte) etwas Tempo durch das Setzten von Gedankenstrichen herausnehmen:
"Ein Tier spürt - ganz genau wie Du - den Schmerz!"

Vielen Dank für dieses gelungene Werk!

Herzliche Grüße,
Stachel
Stachel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.05.2015, 17:17   #3
männlich Gylon
 
Dabei seit: 07/2014
Beiträge: 4.269

Liebe Dabschi,
ein schöner Text mit Klasse Thema!

Liebe Grüße Gylon
Gylon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.05.2015, 20:29   #4
weiblich Ex-MeineEigeneWelt
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2014
Beiträge: 1.503

Furchtbar...

...solche Leute.

Dein Gedicht ist alles anderes als furchtbar, es ist traurig und wahr. Hier schreibst Du aus Deiner Sicht über das Pferd, beim anderen Gedicht aus des Hundes Sicht. Das hat das Ganze natürlich noch "echter" und berührender wirken lassen, wie ich finde. Aber auch hier will man bis zum Schluss lesen und sagen "Ja, so ist es leider.".

Wenn ich so an mich und meine Schwester denke, wir haben schon öfters Tieren geholfen und haben zu Hause gebangt, ob es dem Schnuggi denn auch wirklich wieder gut geht, etc. Man kann jedoch nicht jedem Tier helfen, wenn man es auch gerne wollte. Sieht man sich mal die Straßenhunde in Rumänien oder Sri Lanka an, da wird mir schlecht und da werden sogar meine Augen etwas feucht, obwohl mir das so gut wie nie passiert - also das muss was heißen.

Als wir uns meinen schon lange verstorbenen Hamster "Jeckfred" (Mischung aus "Jacky" und "Freddy") geholt haben, meinten die Leute da drinnen, er wäre total gesund und erst mal 5 Wochen alt. Er ist leider nach einem Jahr gestorben, weil er eine Krankheit hatte. Wenn ich mir dann so überlege, wann er gestorben wäre, wenn er in diesem blöden Geschäft weitergelebt hätte, wird mir schlecht. Ich weiß noch genau, diese Frau hat ihn sogar damals aus der Hand fallen lassen, mein Gott... Da drinnen wird ihnen das Futter hingehauen, kleine Kinder brüllen die ganze Zeit rum "Mami, sieh mal!!". Auch in einem anderen Geschäft, wo wir meinen anderen Hamster gekauft hatten, war ich vor kurzem und hab gesehen, dass dort ein Zwerghamster "lebt" (als Leben kann man diese Folter meiner Meinung nach nicht nennen), der die ganze Zeit hinkt. Die Futterschüssel war überfüllt, Wasser war fast nix mehr drinnen, er hat nichts mehr raus bekommen,... Diesen Leuten ist das so egal, wie es den kleinen Dingern geht!

Ich meine, ein Tier hat auch ein Recht auf Leben. Nur weil wir meinen, wir sind die Allerklügsten und Stärksten, dürfen wir über das Leben von Tieren, die auch Gefühle haben, entscheiden. "Tiere sind ja nur eine Sache".

Mann, ich seh mich schon in zehn Jahren, wenn ich einen Zoo zu Hause habe.

Lieben Grüß
von
Deiner Lara
Ex-MeineEigeneWelt ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.05.2015, 22:14   #5
weiblich Ex-Dabschi
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Dabei seit: 05/2014
Beiträge: 2.371

Lieber Stachel,

Zitat:
in kurzer Folge erscheint von das zweite Gedicht über ein Tierschicksal. Dieses Mal befreist du ein Pferd.
Naja, ich wollte beweisen, dass ich nicht nur über Röcke schreiben kann … Nö, das war doof jetzt – nicht schon wieder …

Zitat:
Zitat von Gylon:
die Beziehung zwischen Mensch und Tier ist schon länger schwer gestört und so empfinde ich es als wichtig, dass auch solche Themen auf den Tisch kommen. Gerne mehr davon.
Ja und deshalb auch mein Pferdgedicht …

Wie ich schon erwähnte, entstand es auch zu einem Bildwettbewerb. Und hier das Bild dazu:

http://www.phantasieraum.de/forum/pi...er-2014-a.html

Ich sah auf diesem Bild einen rettenden Engel, der sich an den blauen Pferdekopf schmiegt. Vielleicht ging die Phantasie mit mir durch – ich weiß es nicht. Aber schau doch mal. Ein Engel mit rosa Gesichtchen, die Augen geschlossen, die Haare weiß, die Engelflügel gelb, das Kleid rot, links unten im Bild ein Herz und weiter oben links im Bild so eine Art Zauberstab ...

Ich freue mich total über Deinen ausführlichen Kommentar und hoffe, dass Du nicht enttäuscht bist, weil sich durch meine Aufklärung nun herausgestellt hat, dass mein Gedicht nicht so viel mit „Können“ zu tun hat. Ich ließ mich von dem Bild und meiner Phantasie dazu inspirieren.

Deine Veränderungsvorschläge übernehme ich sehr gerne in meiner Gedichtsammlung.

Vielen Dank.

Liebe Abendgrüße
Dabschi
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Alt 17.05.2015, 22:19   #6
weiblich Ex-Dabschi
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Beiträge: 2.371

Zitat:
Zitat von Gylon Beitrag anzeigen
Liebe Dabschi,
ein schöner Text mit Klasse Thema!

Liebe Grüße Gylon
Du wolltest mehr davon. Also bitteschön.

Liebe Grüße
Dabschi
Ex-Dabschi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.05.2015, 22:38   #7
weiblich Ex-Dabschi
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Beiträge: 2.371

Liebe Lara,

ich kann gut verstehen, dass es Dich wütend macht, wenn Du an die vielen, traurigen Tierschicksale denkst.

Ich kann mich auch noch gut zurück erinnern, dass ich als Kind so manches Tierchen vor den blöden Jungs gerettet habe. Ein kleines Mäuschen, welches ich am Schwanz hielt und befreien wollte, hatte es wohl falsch verstanden. Es hangelte sich am Schwanz hoch und biss mir in den Finger.

Aber ich nahm es dem Mäuschen nicht übel.

Meine Kinder hatten auch Haustiere - meine ältere Tochter einen Wellensittich namens Hansi. Als er starb, war es eine Katastrophe für die ganze Familie. Meine jüngere Tochter hatte einen Hamster namens Billi. Und wie schnell Billi immer in seinem Laufrad rannte ...
Auch heute unterhalten wir uns noch über Billi, wenn wir an seiner Grabstätte (einem Waldstück in Hennigsdorf) vorbei fahren.

Zitat:
Ich meine, ein Tier hat auch ein Recht auf Leben.
Da hast Du vollkommen recht, liebe Lara.

Liebe Gutenachtgrüße
Deine Moni
Ex-Dabschi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.05.2015, 23:13   #8
Stachel
 
Benutzerbild von Stachel
 
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Ort: Niederrhein
Beiträge: 955

Zitat:
Zitat von Dabschi Beitrag anzeigen
Ich freue mich total über Deinen ausführlichen Kommentar und hoffe, dass Du nicht enttäuscht bist, weil sich durch meine Aufklärung nun herausgestellt hat, dass mein Gedicht nicht so viel mit „Können“ zu tun hat. Ich ließ mich von dem Bild und meiner Phantasie dazu inspirieren.
Liebe Dabschi,

von Enttäuschung kann gar keine Rede sein. Ebensowenig brauchst du dein Licht unter den Scheffel zu stellen. Du glaubst, sich von seiner Phantasie inspirieren zu lassen hat wenig mit Können zu tun? Das Gegenteil scheint mir der Fall zu sein. Du schaffst es, aus einem sehr abstrakten Gemälde ein sehr konkretes und stimmiges Gedicht zu zaubern. Das ist in meinen Augen sehr wohl Kunst. Es spielt auch keine Rolle, ob das Gedicht "zufällig" gut ist. Das Gedicht ist ein Produkt deines intuitiven Umgangs mit Worten und Bildern. Das, was andere sich hart erarbeiten müssen, machst du hier mit einer guten Portion Talent.
Nein, liebe Dabschi, du hast keinen Grund, dich zu entschuldigen. Du darfst Stolz auf dich sein.

Herzliche Grüße,
Stachel
Stachel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.05.2015, 06:29   #9
weiblich Ex-Dabschi
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Dabei seit: 05/2014
Beiträge: 2.371

Lieber Stachel,

mit einem Lächeln im Gesicht und Freude im Herzen starte ich nun in die neue Arbeitswoche.

Herzlichen Dank für Deinen lieben Kommentar.

Liebe Grüße
Dabschi
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