Tischgespräche

[anna amalia]

Drei Damen saßen einst zu Tische
mit Namen Hochmut, Missgunst, Bittergall,
sie waren alle drei nicht mehr Taufrische
und sprachen über den Verfall.

Frau Missgunst lauschte neidzerfressen
der Eloquenz von beiden Damen,
die alles - nur nicht selbstvergessen -
mit auf die goldne Waage nahmen.

Frau Hochmut rümpfte stets die Nase
und wertete die Menschen ab
und zog in ihrer starken Rage
die beiden andren tief ins Grab.

Frau Bittergalles Außenwinkel
der Lippen neigten sich vor Gram,
verbittert gackernd wie ein Hinkel,
dem man die Freud am Leben nahm.

So saßen sie, die drei, zu Tische
in ihrem eigenen Lebenssaft,
verdrehten jedes Neue, Frische,
verloren weiter ihre Kraft.

[Jeronimo]

Das ist ein wortgewandtes und treffendes Gedicht, aber ich bezweifle, ob die gemeinten "drei" Damen in ihrer unerschütterlichen Arroganz überhaupt einen Bezug zu sich selbst herstellen können.
Ich habe mich leider amüsiert. Leider, weil es leider so wirklich ist.

Jeronimo

[anna amalia]

Lieber Jeronimo,

Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind bitte zufällig und nicht! beabsichtigt..

Schön, dass dir das Gedicht gefällt.

Liebe Grüße

Anna

[Jeronimo]

Selbstverständlich, liebe Anna:

Personen, die im Text vorkommen, sind nicht gemeint!

[Merith]

Wirklich dramatisch wird es ja erst, wenn diese drei Damen sich in einer Person vereinigen.

Dein Sprachschatz ist beneidenswert, liebe Anna.

Herzlichen Gruß

Merith

[anna amalia]

Liebe Merith,

Nun - das sind alles Eigenschaften, die die Menschen selbst zerstören. Sie merken es nur nicht...

Beste Grüße und danke für dein Kompliment !

Anna