Lebensbuch bei Poetry.de

Alina · 09.04.2014, 20:00

Zu Leben heißt, ein Buch verfassen,
An jedem Tag die Seiten füllen.
Den Stift kann man nicht fallen lassen,
Man will den Lebenshunger stillen.
Am Anfang sind die Seiten frei,
Klar, weiß und unberührt.
Doch man schreibt mit, ganz nebenbei,
Sobald man erstmals spürt.

Jedes Kapitel war ein Jahr
Und jede Seite war ein Tag.
Beim zweiten Lesen erst wird klar,
Worin der Fehler lag.
Es ist unmöglich zu radieren,
Die Schrift bleibt schwarz auf weiß.
Man will das Leben nicht verlieren.
Man schreibt die Stifte heiß.
Man wird dann älter, denkt sich still,
Dass niemand es je lesen will,
Doch er wird kommen, irgendwann,
Mit dem man sein Buch teilen kann.

Am letzten Tag ist's groß und schwer,
Man kann es nicht mehr tragen.
Es zeigt, das Leben war nie leer,
Man kann zwar drüber klagen,
Doch letzlich konnte man allein
Das Buch im Ganzen schreiben.
Es ist so groß, man selbst wird klein.
Doch die Geschichten bleiben.

Thing · 09.04.2014, 20:51

Das ist ein sehr gelungenes Gedicht.
Aber in meinen Augen wird es durch das verallgemeinernde "man" verwässert und verflacht. Dadurch geht die persönliche Note verloren.
Warum nicht im Ich-Ton?

Wie ich hier am Beispiel der ersten Strophe zeige.

Zu leben heißt: Ein Buch verfassen,
An jedem Tag die Seiten füllen.
Den Stift kann ich nicht fallen lassen,
Ich will den Lebenshunger stillen.
Am Anfang sind die Seiten leer,
Klar, weiß und unberührt.
Doch ich schreibe mit, ganz nebenher.

(Ohne den Doppelpunkt in der ersten Zeile wäre das Suffix "zu" unumgänglich).

Später mehr.

Ganz freundlichen Gruß
von
Thing

Ilka-Maria · 09.04.2014, 23:17

Nur ganz kurz (weil ich tierisch müde bin):

Inhaltlich große klasse,
formal zu überarbeiten.

Gesamteindruck: dickes Plus.

Lieben Gruß und gute Nacht,
Ilka

Trembalo · 10.04.2014, 04:48

Liebe Alina,

ein großes Werk
für einen jungen Menschen,
Klasse!!

alles Liebe

Rosmarie · 10.04.2014, 08:03

Hallo Alina,

was für ein Bogen!

Mir gefällt dein Gedicht sehr gut. Nachdem ich anfangs ein wenig Schwierigkeiten hatte hineinzukommen, steigerten sich meine Aha-Erlebnisse und meine Begeisterung zunehmend. Die letzte Strophe finde ich einfach nur noch großartig!

Begeisterte Grüße
Rosmarie

Ex-Poesieger · 10.04.2014, 08:57

Ja die Menschheitsbibliothek hat mir auch ein Lächeln auf das Gesicht gezaubert.
Es ist auch wichtig bei diesem Buch manchmal Geheimtinte zu verwenden, oder zwischen den Zeilen zu lesen, bzw. zu schreiben.

LG RS

09.04.2014, 20:00	#1
Alina Dabei seit: 04/2013 Alter: 28 Beiträge: 32 Meine Gedichte	Lebensbuch Zu Leben heißt, ein Buch verfassen, An jedem Tag die Seiten füllen. Den Stift kann man nicht fallen lassen, Man will den Lebenshunger stillen. Am Anfang sind die Seiten frei, Klar, weiß und unberührt. Doch man schreibt mit, ganz nebenbei, Sobald man erstmals spürt. Jedes Kapitel war ein Jahr Und jede Seite war ein Tag. Beim zweiten Lesen erst wird klar, Worin der Fehler lag. Es ist unmöglich zu radieren, Die Schrift bleibt schwarz auf weiß. Man will das Leben nicht verlieren. Man schreibt die Stifte heiß. Man wird dann älter, denkt sich still, Dass niemand es je lesen will, Doch er wird kommen, irgendwann, Mit dem man sein Buch teilen kann. Am letzten Tag ist's groß und schwer, Man kann es nicht mehr tragen. Es zeigt, das Leben war nie leer, Man kann zwar drüber klagen, Doch letzlich konnte man allein Das Buch im Ganzen schreiben. Es ist so groß, man selbst wird klein. Doch die Geschichten bleiben.

09.04.2014, 20:51	#2
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hallo, Alina - Das ist ein sehr gelungenes Gedicht. Aber in meinen Augen wird es durch das verallgemeinernde "man" verwässert und verflacht. Dadurch geht die persönliche Note verloren. Warum nicht im Ich-Ton? Wie ich hier am Beispiel der ersten Strophe zeige. Zu leben heißt: Ein Buch verfassen, An jedem Tag die Seiten füllen. Den Stift kann ich nicht fallen lassen, Ich will den Lebenshunger stillen. Am Anfang sind die Seiten leer, Klar, weiß und unberührt. Doch ich schreibe mit, ganz nebenher. (Ohne den Doppelpunkt in der ersten Zeile wäre das Suffix "zu" unumgänglich). Später mehr. Ganz freundlichen Gruß von Thing

09.04.2014, 23:17	#3
Ilka-Maria Forumsleitung Dabei seit: 07/2009 Ort: Arrival City Beiträge: 31.114 Meine Gedichte Meine Favoriten	Nur ganz kurz (weil ich tierisch müde bin): Inhaltlich große klasse, formal zu überarbeiten. Gesamteindruck: dickes Plus. Lieben Gruß und gute Nacht, Ilka

10.04.2014, 04:48	#4
Trembalo Dabei seit: 03/2014 Beiträge: 756 Meine Gedichte Meine Favoriten	Liebe Alina, ein großes Werk für einen jungen Menschen, Klasse!! alles Liebe

10.04.2014, 08:03	#5
Rosmarie Dabei seit: 02/2014 Ort: Pfalz Alter: 77 Beiträge: 591 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hallo Alina, was für ein Bogen! Mir gefällt dein Gedicht sehr gut. Nachdem ich anfangs ein wenig Schwierigkeiten hatte hineinzukommen, steigerten sich meine Aha-Erlebnisse und meine Begeisterung zunehmend. Die letzte Strophe finde ich einfach nur noch großartig! Begeisterte Grüße Rosmarie

10.04.2014, 08:57	#6
Ex-Poesieger abgemeldet Dabei seit: 11/2009 Beiträge: 7.220 Meine Gedichte Meine Favoriten	Ja die Menschheitsbibliothek hat mir auch ein Lächeln auf das Gesicht gezaubert. Es ist auch wichtig bei diesem Buch manchmal Geheimtinte zu verwenden, oder zwischen den Zeilen zu lesen, bzw. zu schreiben. LG RS