Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Geschichten und sonstiges Textwerk > Geschichten, Märchen und Legenden

Geschichten, Märchen und Legenden Geschichten aller Art, Märchen, Legenden, Dramen, Krimis, usw.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 25.08.2006, 11:08   #1
cute_fighter
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 1.123


Standard Die Nachtspäher

Gleich vorweg: Die Grundidee ähnelte meiner derzeitigen Geschichte ein wenig, aber ich würde trotzdem gerne wissen, was ihr hierzu sagt. Es ist auch m.E. wirklich nicht allzu umfangreich. (Vier Kapitel. Ich stelle mal das erste rein...)

__________________

- Die Nachtspäher -


- 1 -


Leichter Dunst breitete sich in den dunklen Nuancen der Nacht aus. Panische Schreie drangen an Barinnas Ohr. Erschöpft schloss sie die Augen, doch es machte keinen Unterschied. Auch so spielte sich die grausame Szene des verborgenen Kampfes vor ihrem inneren Auge ab. Häuser standen in beißenden Schattenflammen, Männer kämpften verzweifelt vor ihren Frauen und Kindern.
Barinna hatte diesen ungleichen Kampf schon einmal selber miterlebt und schon viel zu oft mit angesehen. Sie wusste, sie konnte den Menschen dort unten helfen. Sie retten vor den skrupellosen Beoks, doch darauf wartete ihr Anführer nur.
Mit diesen Angriffen wollte er die letzten Nachtspäher hervorlocken. Barinna wusste, es waren nicht mehr viele und sie mussten vorsichtig sein. Dies war wohl leider der Hauptgrund, warum sie noch nie einen ihresgleichen getroffen hatte. Sie wusste, dass sie sich zusammen schließen mussten, wenn es überhaupt noch andere gab.
Langsam öffnete die Nachtspäherin wieder ihre klaren, grauen Augen. Auf ihren Knien ruhte ihr Schwert, geschmiedet von den uralten Vorfahren der Nachtspäher. Ihr Vater hatte es ihr zum 16. Geburtstag mitgebracht.
Erneut zerrissen Schreie die Stille der Nacht. Barinna wurde aus ihren Erinnerungen gerissen und wollte schon aufspringen und die gehassten Beoks bekämpfen, da zwang sie sich wieder zu warten. Früher oder später konnte sie diesen Zerstörungen nicht mehr tatenlos zusehen, aber in dieser Nacht war da etwas anderes. Sie fühlte es entsetzlich klar in sich selbst.
Da hörte sie es. Das erstaunliche Ausbrechen einer Macht, einer Macht, die ihr selbst so ähnelte, dass sie schon zu frösteln begann. Barinna wusste, was sie machen musste. In diesem Dorf war offensichtlich ein Nachtspäher. Sie musste ihn finden, er durfte auf keinen Fall in die Hände des Anführers kommen. Sie nannte ihn nur noch den Anführer. In Wirklichkeit hieß er Fonjion. Er war durch einen Vertrag der Herrscher dieser willenlosen Beoks und musste seinen Teil der Abmachung erfüllen, doch die Nachtspäher hatten noch immer mehr Macht, als er und er wusste, dass er diese vernichten musste. Barinna stand langsam von dem kalten Felsen auf und ging den schmalen Bergpfand hinunter. Sie wusste, was sie in dem Dorf erwarten würde, doch sie musste den Nachtspäher warnen. Vor wenigen Wochen hatte ihr Vater ihr alles erzählt, kurz nachdem sie ihr Dorf von den Beoks gerettet hatte. Gerade als sie sich schweren Herzens von ihren Freunden getrennt hatte, war Fonjion, der Anführer angekommen. Er hatte sich ihren Vater vorgeknöpft, doch dieser war lieber in Gefangenschaft geraten, als Barinna zu verraten.
Barinnas Gang beschleunigte sich, bis sie fast hinunter rannte. Schon von weitem roch sie den bissigen Geruch der brennenden Schattenfeuer, die die Beoks gesät hatten, gemischt mit dem Geruch des Todes und den stinkenden Beoks. Barinnas Augen begannen zu tränen, doch sie rannte weiter. Schon bald hatte sie die ersten dunklen Häuser erreicht. Der Nebel der Nacht verschleierte ihr die Sicht auf die grausige Schlacht, doch sie wusste auch so, wo sie den Nachtspäher finden würde. Der Geruch leitete sie auf den Marktplatz in der Mitte des Dorfes.
Barinnas Innerstes schrie auf. Es war genau wie damals. Als der Nebel sich vor ihr lichtete, sah sie dieselbe Szene wie vor wenigen Wochen.
In der Mitte des Platzes entdeckte sie einen knapp 17 jährigen Jungen. Ein paar Leute umringten ihn, die anderen waren mit ihren eigenen Problemen beschäftigt und ein paar musterten die toten Beoks, die überall herum langen. Barinna ging zielstrebig auf den Jungen zu. Sie wusste es, er war ein Nachtspäher. Sie entdeckte Fassungslosigkeit in seinen großen Augen, Mitgefühl schwappte in Barinna hoch. Er war doch noch nicht einmal volljährig. Die Menschen wichen lautlos vor ihr weg. Sie wussten nicht, wer sie war, doch sie konnten sich denken, dass sie etwas zu bedeuten hatte. Barinna ignorierte die neugierigen Gesichter, die nun auf ihr hafteten und nicht mehr auf dem Jungen, der nun nur noch wenige Schritte von ihr entfernt war. Auch er sah sie nur fragend an. Barinna konnte in seinen Augen die Frage lesen, die er ihr so gern stellen wollte: „Was habe ich gemacht? Wer bist du?“ Barinna wusste, dass sie ihm diese Fragen beantworten musste, doch wollte sie das nicht vor den Bewohnern dieses Dorfes machen. Sie wollte nicht noch mehr Menschen in Gefahr bringen, als es schon durch ihre Existenz waren.
„Komm mit mir. Du gefährdest deine Freunde hier. Ich werde dir alles erklären, ich bin auch eine Nachtspäherin.“ Vorsichtig schob sie den Ärmel ihres linken Armes hoch und der Junge sah erstaunt, dass dort der selbe schmale, silberne Armring an ihrem Oberarm war, wie der, den er selbst von Geburt an getragen hatte. Er hatte schon oft gefragt, was dieser zu bedeuten hatte, doch niemand konnte es ihm sagen. Seine Eltern waren nur wenige Tage in dem Dorf gewesen und hatten niemanden von dem Geheimnis ihres Sohnes erzählt. Der Ring war immer mitgewachsen und er hatte ihn schon oft versucht abzustreifen, doch es war fast so, als gehörte er zu seiner Haut. Er verstand zwar nicht, was die Fremde von Nachtspähern und Gefahr sagte, doch er fühlte, dass er ihr vertrauen konnte. Er nickte. Was sollte er auch in diesem Dorf, er hatte keine Freunde und die Familie, bei der er gelebt hatte, war eben von den Beoks getötet worden. Nur deshalb hatte er diesen Anfall von Größenwahn gehabt und die Beoks bekämpft. Er selbst konnte nicht begreifen, was dort eben geschehen war und er hoffte, die junge Frau würde es ihm erklären.
Zögernd folgte er ihr, während die Dorfbewohner ihnen schweigend nachsahen.
Als sie wenige Meter vom Dorf entfernt waren, musterte Barinna den Jungen eingehend. Sie hatte keine Zeit gehabt, ihn sich genauer anzusehen, denn sie wollte nicht aller Welt erklären müssen, was sie beide waren und warum sie sich sofort verstecken mussten. Der 17-Jährige hatte dunkelbraune, wuschelige Haare, freche, grüne Augen und sein Gesicht wurde von einem leichten Bart gesäumt, den er sich aber offensichtlich regelmäßig rasierte. An seiner Seite entdeckte Barinna einen langen Dolch, den er gerade wieder eingesteckt hatte, als sie aufgetaucht war. Barinna wusste, er hatte ihn kaum gebraucht, denn seine Mächte waren ausgebrochen. Doch trotzdem konnte man in dieser Welt nicht vorsichtig genug sein. Einer der Gründe, warum sie selbst auch noch immer mit einem Schwert an der Seite herumlief und sich lieber im Schwertkampf trainierte, als ihre Fähigkeiten hervorzurufen.
„Wer bist du überhaupt?“ Die Frage das Jungen riss Barinna aus ihren Überlegungen. Sie antwortete ihm schnell. „Ich bin Barinna, eine Nachtspäherin, so wie auch du einer bist. Doch hier ist nicht der Ort um dir von dem zu erzählen, was dir die Dorfbewohner nicht erzählen konnten.“, wisperte sie und fragte schnell noch: „Wer bist du?“ „Ich bin Alex, zumindest war das der Name, den man mir hier gegeben hat.“ Barinna nickte.
cute_fighter ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Die Nachtspäher




Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.