Wintertag bei Poetry.de

Cvysia · 24.05.2006, 16:35

Es ist kalt draußen, aber nicht windig.
Im Gegenteil, der Schnee fällt schnurgerade zu Boden.
Wenn man aus dem Fenster blickt könnte man meinen in einer Höhle zu stehen, die gerade von einer Lawine verschüttet wird, so dicht fallen die Flocken.
Auch die schwarze Säule aus Rauch steigt senkrecht aus dem Schornstein empor und verliert sich nur allmählich in den weißen Massen.
Sie sitzt in einem riesigen und dick gepolsterten Ohrensessel vor dem Kamin.
Eine regelmäßig gestreifte Decke bedeckt ihren Schoß und ihre Beine.
Ihre Finger umklammern eine Tasse mit schwarzem Tee.
Der Tee ist kalt.
Sie starrt in die Flammen, die im Kamin an den Holzscheiten emporzüngeln.
Auf den aufgeschichteten Scheiten liegen die Scherben einer Tonvase.
Würde sie in die Flammen greifen um die Scherben herauszuholen und das Puzzle zusammenzusetzen, würde sie bemerken, dass unter dem Haufen aus Tonstücken Schmetterlinge tanzen.
Sie trinkt einen Schluck des abgestandenen Tees.

~*~~*~~*~~*~

Siehst du Scherben im Kamin?
Hol sie raus und setz sie ein.
Achte nicht auf Feuerschein,
Freud wird Schmerz Belohnung sein.

[Edit: Noch ein kurzes "Resümee" zur Abrundung.

]

cute_fighter · 26.05.2006, 11:33

hi cvysia

Das Bild was du da zauberst gefällt mir ziemlich gut. Das Gedicht am Ende hätte ich vielleicht weggelassen, denn so wirkte die Geschichte rund genug auf mich. Das Gedicht war dann eher noch eine Verdeutlichung, die ich als überflüssig empfand.

hmm...mir gefällt die interpretationstiefe... zuerst ist alles ruhig, aber auch gerade und exakt und dann kommen die Scherben ins Spiel. Scherben des Lebens vielleicht. "Sie" trinkt aber nur den kalten Tee, anstatt das Leben, vielleicht von ihr, vielleicht von jemandem, der sie liebt, wieder zusammenzusetzten und dabei dann ihr eigenes Leben zu verschönern, dies wird durch die Schmetterlinge gezeigt. Ist aber alles symbolisch gesehen, ich meine, wenn jemand Scherben aus einem Kaminfeuer holt, sie zusammensetzt, sich dabei die Finger verbrennt, erscheinen noch lange keine Schmetterlinge... aber symbolisch und bildlich gesehen ein tolles Werk.

vlg

24.05.2006, 16:35	#1
Cvysia Dabei seit: 05/2006 Beiträge: 9 Meine Geschichten	Wintertag Es ist kalt draußen, aber nicht windig. Im Gegenteil, der Schnee fällt schnurgerade zu Boden. Wenn man aus dem Fenster blickt könnte man meinen in einer Höhle zu stehen, die gerade von einer Lawine verschüttet wird, so dicht fallen die Flocken. Auch die schwarze Säule aus Rauch steigt senkrecht aus dem Schornstein empor und verliert sich nur allmählich in den weißen Massen. Sie sitzt in einem riesigen und dick gepolsterten Ohrensessel vor dem Kamin. Eine regelmäßig gestreifte Decke bedeckt ihren Schoß und ihre Beine. Ihre Finger umklammern eine Tasse mit schwarzem Tee. Der Tee ist kalt. Sie starrt in die Flammen, die im Kamin an den Holzscheiten emporzüngeln. Auf den aufgeschichteten Scheiten liegen die Scherben einer Tonvase. Würde sie in die Flammen greifen um die Scherben herauszuholen und das Puzzle zusammenzusetzen, würde sie bemerken, dass unter dem Haufen aus Tonstücken Schmetterlinge tanzen. Sie trinkt einen Schluck des abgestandenen Tees. ~~~~~~~~ Siehst du Scherben im Kamin? Hol sie raus und setz sie ein. Achte nicht auf Feuerschein, Freud wird Schmerz Belohnung sein. [Edit: Noch ein kurzes "Resümee" zur Abrundung. ]

26.05.2006, 11:33	#2
cute_fighter Dabei seit: 02/2006 Beiträge: 1.123 Meine Geschichten	hi cvysia Das Bild was du da zauberst gefällt mir ziemlich gut. Das Gedicht am Ende hätte ich vielleicht weggelassen, denn so wirkte die Geschichte rund genug auf mich. Das Gedicht war dann eher noch eine Verdeutlichung, die ich als überflüssig empfand. hmm...mir gefällt die interpretationstiefe... zuerst ist alles ruhig, aber auch gerade und exakt und dann kommen die Scherben ins Spiel. Scherben des Lebens vielleicht. "Sie" trinkt aber nur den kalten Tee, anstatt das Leben, vielleicht von ihr, vielleicht von jemandem, der sie liebt, wieder zusammenzusetzten und dabei dann ihr eigenes Leben zu verschönern, dies wird durch die Schmetterlinge gezeigt. Ist aber alles symbolisch gesehen, ich meine, wenn jemand Scherben aus einem Kaminfeuer holt, sie zusammensetzt, sich dabei die Finger verbrennt, erscheinen noch lange keine Schmetterlinge... aber symbolisch und bildlich gesehen ein tolles Werk. vlg