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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 28.04.2006, 14:51   #1
nova
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 10

Standard ohne Titel

Einsam frierend am Fensterloch
saß bitter der alternde Mann
harrend der Bank, in seinem Herz
das menschliche Elend besang.

Graue Träume zogen entlang
lächelnd im berstenden Schein
Wandel der Zeit zerüttet sie
schenkt ihm erbärmliches Sein.

Traurig erkannte der alte Mann
das Leben der Zeit starr vergilbt
erwartet sehnsüchtig seinen Freund
der ihm zur Erlösung verhilft.
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Alt 28.04.2006, 15:38   #2
uninvited guest
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 481

Finde ich sehr schön, wenn sich auch die Worte

"harrend der Bank"

mir nicht so recht erschließen wollen, aber das kann auch an meinem Unwissen liegen.
uninvited guest ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.04.2006, 16:25   #3
Belgarath
Gast
 
Beiträge: n/a

Standard Das klingt auf den ersten Blick

recht schön, aber ich bin einer, der laut liest und genau hinschaut, und dann finde ich gleich einige Ungereimtheiten, was nicht ein Versmaß betrifft.
>Einsam frierend am Fensterloch
saß bitter der alternde Mann -ich ahne, was Du meinst, aber niemand sitzt bitter, der alternde Mann kann bitter sein, aber nicht das sitzen an sich-
harrend der Bank, in seinem Herz -harrend der Bank klingt sehr gut, bedeutet aber im Klartext wartend auf eine Bank, und ich glaube nicht, dass es das war, was Du gemeint hast-
das menschliche Elend besang.

Graue Träume zogen entlang
lächelnd im berstenden Schein -hier sind in allen 4 Zeilen die Bezüge völlig unklar, >graue Träume...lächelnd?< ->...Wandel der Zeit zerrüttet sie ?< - welchem ihm schenkt die Zeit ? erbärmliches Sein-
Wandel der Zeit zerüttet sie -hier findet zudem ein Zeitenwechsel statt von >zogen entlang / Vergangenheit< hin zu >,,,,Zeit zerrüttet sie / Gegenwart<
schenkt ihm erbärmliches Sein.

Traurig erkannte der alte Mann
das Leben der Zeit starr vergilbt -das ergibt nicht wirklich einen Sinn, oder ich verstehe ihn nicht, und in der nächsten zeile findet wieder ein Zeitenwechsel von Vergangenheit zur Gegenwart statt-
erwartet sehnsüchtig seinen Freund
der ihm zur Erlösung verhilft.<

Wie gesagt, es klingt nicht schlecht, aber ich denke, darüber solltest Du noch mal arbeiten, denn die Grundintention deines schwermütigen Gedichtes ist ja recht gut...
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Alt 29.04.2006, 23:01   #4
nova
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 10

Standard RE: Das klingt auf den ersten Blick

Hallo Belgarath, du scheinst dich ja wirklich intensiv mit meinen Zeilen beschäftigt zu haben...Hier ein paar Anmerkungen zu deinen:

Was Meinst du damit "...nicht ein Versmaß betrifft"?

>ich finde schon, dass man bitter bzw. verbittert irgendwo herumsitzen kann; das ist genauso wenn jemand traurig oder fröhlich ist (in einem sitzenden Zustand); deswegen lass ich das auch so (in der Lyrik muss ja nicht alles eindeutig sein)

>harrend der Bank meint verharrend im Sinne sich nicht fortbewegend und bedeutet für mcih nicht zwangsläufig wartend

>in der zweiten Strophe hast du mit dem Tempuswechsel recht, aber das ist formal bedingt, weil die Hebungen und Senkungen in den Verszeilen in etwa gleich sein sollten; hier könnte man auch weiter im Präteritum bleiben, aber meine Sicht war hier nur auf das Formale beschränkt

>mit den Bezügen in der zweiten Str. find ich das eigentlich klar, wenn man es aufmerksam liest, aber vielleicht ist es für einen Außenstehenden nicht so ersichtlich, da könntest du recht haben; jedenfalls bezieht sich lächelnd auf Träume, welche vom Wandel der Zeit zerrüttet sind und der Zeitenwandel schenkt dem alten Mann...Sein (schließlich geht es ja um ihn)

> in der dritten Str. ist der Tempuswechsel beabsichtigt gewesen, weil das einen gegenwärtigen Zustand darstellen soll

>zu der zweiten Zeile im dritten Vers: "starr" ist auf jeden Fall verbesserungswürdig (mir ist das treffende Wort dazu nicht eingefallen) und die Lebenszeit vergilbt (wird blasser und blasser) ist doch zu verstehen, oder?

dennoch dank ich dir für deine "Analyse", werde über einiges nochmal nachdenken LG nova
nova ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.04.2006, 23:04   #5
nova
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 10

Hi Uninviteter, freut mich, dass es dich irgendwie anspricht. Mit harrend der Bank mein ich an diesen Ort verharrend (praktisch festgeklebt) LG nova
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Alt 30.04.2006, 00:27   #6
Belgarath
Gast
 
Beiträge: n/a

Standard Nova ich meinte damit,

dass viele Ungereimtheiten meistens auf ein Versmaß beziehen, was ich aber hier nicht gemeint hatte, sondern jene Unklarheiten / Ungereimtheiten im Text.
Natürlich kann man irgendwo verbittert herumsitzen, aber das steht da in der sprachlichen Zuweisung nicht in deinem Text, sondern da steht vom Zeilenaufbau her, dass der alternde Mann bitter da saß, nur eben bei dir wörtlich umgekehrt. Richtig zugewiesen in der Sprache müsste es heißen >saß der alternde bittere Mann da<, aber das klingt seltsam. Andersherum ist es jedoch unpräzise zugewiesen.
Natürlich ist mir auch klar, dass Du meinst verharrend auf der Bank, aber auch das steht dort nicht in der sprachlichen Zuweisung, sondern >harrend der Bank<, was rein sprachlich ein Paradoxum ist.
Das Problem beim Schreiben ist immer, dass Du als Autorin ein ganz klares Bild vor Augen hast, der Leser nicht, aber Du musst es ihm jetzt so rüberbringen, dass die Sprache in sich stimmig ist und er zumindest deinen Gedanken nachvollziehen kann.
Das ist aber selbst dann kein Dogma. Es gibt natürlich auch Texte, die rein assoziativ geschrieben sind, aber die Sprache in sich muss auch dabei schon stimmig bleiben...
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