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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen. |
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16.01.2012, 12:20 | #1 |
Gast
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Präsenzwahn
Präsenzwahn
©Hans Hartmut Karg 2012 In vielen deutschen Firmen brennen nachts die Lichter, Weil Führungskräfte sich nicht gehen trauen. Man braucht ja heute nicht mehr Denker, Dichter, Denn auf Präsenz lässt sich so gut Karriere bauen. Zwar suchen die Statistiker seit Jahren schon Nach kreativen Köpfen in der Bundesrepublik. Doch sprechen solche Zahlenwerke einsam Hohn, Weil sie niemals erfassen Geist, Geschick. Schulleitern, Lehrern wirft man manchmal billig vor, Dass sie zu wenig öffentlich erscheinen. Wer nicht präsent, der gilt als Eigenbrötler, Thor, Dem Sympathiebeweise überflüssig scheinen. Es ist so furchtbar, Menschen überall zu sehen, Die Anerkennung heischend nur anwesend sind Und dauerhaft seilschaftend mit der Horde gehen, Weil sie nicht wirklich schaffen produktiven Wind. In Wirklichkeit sind Treffen, Dauerkonferenzen hohl Und überflüssig wie die viel zu vielen Applaudierer. Die finden zwar den Imbiss und die Tagung toll, Doch sehen sie nicht wirkliche Verführer. Wenn abends die Büros von grellem Licht erhellt Sind Ehe, Freundschaft und Familie sehr gefährdet. Auf vielen, flotten Fortbildungen gar leicht verfällt Der Eheschwur, mit dem man einst die gute Welt bewertet. Wer überflüssig Überstunden und Nachtschichten schiebt, Der muss schon wissen, dass er da nicht unbedingt gewinnt. Er übt jedoch auf andere Druck aus und bleibt nicht beliebt, Weil er ja insgeheim auf Eingrenzung von Freiheit sinnt. Es geht nicht um Präsenz, doch sehr um Produktivität, Da zählen dann in Wirklichkeit nicht Absitzzeiten. Für unser Land käme sonst alle Anstrengung zu spät, Ließen sich beste Führungskräfte zu Präsenzwahnsinn verleiten. * |
16.01.2012, 12:27 | #2 |
Forumsleitung
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Klingt ein bißchen wie aus der Steinzeit - im Zeitalter der Handies, Blackberries, Smartphones, Videokonferenzen, Online-Eincheck usw. ist man überall, und zwar Tag und Nacht, präsent, selbst wenn es auf dem Mond wäre. Wer braucht heutzutage noch ein Büro? Wenn mein jüngerer Boss, der mit moderner Kommunikation quasi "aufgewachsen" ist, sich auf Geschäftsreise begibt - und das tut er ziemlich oft - bekomme ich in den zehn Minuten, die er mit dem Taxi bis zum Zug oder Flieger braucht, per E-Mail zwanzig Anweisungen übermittelt, während ich ihn, wenn er im Büro ist, kaum zu Gesicht bekomme.
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17.01.2012, 09:42 | #3 |
Gast
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Re: Präsenzzwang
Liebe Ilka-Maria,
was hier als Büro bezeichnet wird, gilt nur als Chiffre für jenen Präsenzzwang, welcher Beziehungen und Lebenszeit vernichtet. Dazu können auch Handys, SMS, usw. gehören. Nur wer wirklich selektiv vorgeht und sich nicht vereinnahmen lässt, der hat ein wenig Chance auf Freiheit..... Herzliche Grüße R. R. Karg |
17.01.2012, 12:15 | #4 |
Forumsleitung
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Sehe ich im Grunde genauso; deshalb neme ich mir die Freiheit, nicht jedesmal ans Telefon zu stürzen, wenn es klingelt.
Aber es gibt so Verrückte, die, wenn sie zu spät nach dem Hörer greifen, zwanzig Leute anrufen und fragen: "Hast du gerade eben bei mir angerufen?" Ich glaube, der teuflischste Anstoß, sich so zu verhalte, ist die Sorge darüber, man könne etwas im Leben verpassen. Dabei gibt es nur wenige Dinge, die wirklich wichtig sind. |
17.01.2012, 12:20 | #5 |
R.I.P.
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wie wahr, wie wahr!
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