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Alt 31.10.2011, 01:18   #1
weiblich Rebird
 
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Beiträge: 1.462


Standard Der Gefährte

Auf längst gegangenen Wegen war ich Unterwegs und an jeder Kreuzung wog ich anhand von Gedankenschnipseln ab, ob mich die nächste Abzweigung wohl meinem Ziel näher bringen würde.
Mein Ziel; nach eifriger Überlegung stand mein Entschluss fest, ich wollte einfach nur weg.
Wie lange war ich wohl schon Unterwegs gewesen, was war der Beweggrund meines Aufbrechens?
Ich liess mich einfach auf dieses Ungewisse ein, irgendwie würde ich schon ankommen.
Mir fiel auf, dass ich eigentlich gar keinen genauen Plan hatte, nein, ich hatte keinen blassen Schimmer.
Ich drückte den Fuss auf´s Gaspendal. Rechts und links sausten Lichter wie im Traum an mir vorbei, denn es war inzwischen Nacht geworden. Die Straße; grau in grau, schien schier kein Ende zu nehmen.
Bedauerlicher Weise brachte mich das kein Stück weiter.
Es kam mir vor als würde ich auf der Stelle fahren. Befand ich mich etwa in einer Endlosschleife, auf einem Laufband für Auto´s deren Schicksal es war mitten in der Nacht, dem Geschwindigkeitsrausch verfallen, ziellos immer nur geradeaus zu fahren? Dieser Gedanke beeinflusste mein Befinden im negativten Sinne.
Das war es sicher nicht was ich wollte, so hatte ich mir meinen Ausflug beim besten Willen nicht vorgestellt.
Ich zog die Notbremse und das Auto schlenderte einen Feldweg hinein, immer langsamer, bis es schiesslich vor einem Zaun stehen blieb. Ich stieg aus und fand mich in mitten von Feldern, im Dunkeln wieder.
In der Ferne fing es bereits an zu dämmern, die Wolken leuchteten in den schönsten Farben und der Morgenebel liess sich auf den Wiesen nieder. Die Luft war kalt und feucht.
Trotz, dass ich mich allein in der Dunkelheit befand, an einem unbekannten Ort wo weit und breit nichts als Zäune, Felder und Wiesen zu sehen waren, überkam mich trotz der Kälte ein wohlig warmes Gefühl von Geborgenheit. Hatte ich etwa mein Ziel erreicht?
In kurzer Entfernung schimmerten mir die saftigen Baumkronen eines Waldes entgegen, es duftete nach Laub und Tannen und nach dieser morgendlichen Frische. Ich schloss die Augen und atmete tief ein, als meine Ohren plötzlich ein vertautes Rufen, welches tiefer aus dem Wald zu mir hinaus drang, vernahmen. Ich beschloss diesem Rufen nach zu gehen und machte mich zu Fuß auf.
Das Ziel war in unmittelbarer Nähe...
Wie aufsteigender Rauch fielen mir die Bilder, die mir mein Traum gemalt hatte aus der Sicht. Ich schlug meine Lieder auf und musste schmunzeln, weil es mir sogleich wie Sterne von den Augen fiel. Mir wurde schlagartig klar nach was ich auf meiner nächtlichen Reise gesucht hatte. Ein Bild vom Ziel der Begierde sank mir sanft, wie durch die rosarote Brille, in die Augen und mein Herz begann wie wild zu klopfen.
Ein blick auf die Uhr; 5 Uhr früh an einem Samstagmorgen. Alle anderen schliefen noch tief und fest. Leise schnappte ich meine Klamotten, zog mich blitzschnell an und kuschelte mich in meine dicke Daunenjacke, die mich schon vor so manch Frieren bewahrt hatte und zog beim verlassen der Wohnung die Tür hinter mir zu. Ich schwang mich auf mein Fahhrrad und trat kräftig in die Pedale.
In den Straßen lag noch eine wohltuende Stille, nirgends war eine Menschenseele zu sehen, 4 Autos zählte ich auf dem gesamten Weg.
Als ich nach 15 min. endlich ankam und mein Rad abstellte ertönte auch schon lauthals eine wohlklingende Stimme aus dem Stall. Die Begrüssung hörte sich doch glatt an wie das Rufen im Traum, das aus dem Wald..., nur noch viel vertrauter. Mit einer herzlichen Umarmung begrüsste ich ebenfalls meinen Seelenverwanten und servierte ihm sein Frühstück; aufgeweichte Zuckerrüben, was auch zugleich mein Frühstück war. Glücklich schaute ich in seine hübschen Augen, die mir Aufbruchstimmung signalierten.
Er; Badolino, 7 Jahre alt, Stockmass 1,65, ein kräftiger Rappe und durch und durch ein wahrer Freund.
In seiner Gegenwart kam mir mein Leben wie ein Märchen vor. Er war mein fleischgewordener Traum an dem all mein Glück hing. Bei ihm fühlte ich mich geliebt, geborgen, sicher und bestens aufgehoben, aber vor allem lebendig. Ihm wird es nicht anders gegangen sein, beim Anblick meiner Person. So stellte ich mir die wahre Liebe vor. Eilig stiefelte ich zur Scheune und holte alles was ich für unser heutiges Abenteuer brauchte.
Alles was von Nöten war hielt ich in meiner Hand, eine Trense samt Plakette, denn mehr brauchten wir nicht.
Ich legte ihm liebevoll seinen Zaum an und führte in aus dem Stall, zu der Überdachung und den Selageballen, um mich von dortaus auf ihn hinauf zu schwingen. Nun ging es los, ich liess die Zügel lang und gab meinem Freund freie Fahrt, denn er kannte den Weg.
Wie der Wind begaben wir uns tief in die Wälder und liessen unseren Geist von der Natur anführen. Sie führte uns allerdings immer zuerst an einem Bienenstock vorbei, um den die Bienen fröhlich vor sich hin summten und ihren gewohnten Tätigkeiten nach gingen, sie fühlten sich von uns nicht gestört, in keinster Weise, also störten wir uns auch nicht an ihnen, sondern riefen ihnen eine nette Begrüssung zu.
Hinter dem Bienestock befand sich ein Garten mit allerhand Früchten; Äpfel für meinen treuen Gefährten, Birnen und leckre Brombeeren deren Büsche sich durch den ganzen Wald zogen. Wir hielten uns immer eine Weile dort auf, bis wir uns den Bauch vollgeschlagen hatten, oder der Bauer uns mit böser Miene und lautem Schimpfen fort gejagt hatte. Frei wie die Vögel wandelten wir durch Bäche, pausierten auf saftigen Wiesen, vorbei am See, Feuerwehrwachtürmen und entspannten Leuten mit freundlichen Gesichtern.
Solange, bis langsam auch der schönste Tag ins Land ziehen wollte.
In der Fern fing es schon wieder zu dämmern an als wir zurück am Stall ankamen und ich einen Blick auf die Uhr wagte; gleich 18uhr.
Mein Liebling bekam noch eine rundum Reinigung von mir verpasst bevor ich ihn schweren Herzens in seinen Stall zurück begleitete und mich noch herzlich von ihm verabschiedete.
Ich war müde geworden. Mühselig strampelte ich mich ab auf meinem Fahrrad in Richtung Zuhause. Die Stadt war inzwischen zu Leben erwacht, belaufen und befahren waren alle Straßen und Wege. Die Menschen feierten und es drangen sogar laute, unbehagliche Schreie an mein Ohr. Es war laut und ich fand mich in meiner wohligen Ruhe gestört. Zum Glück kam ich bald an unsrer Wohnung an.
Ich begrüsste Eltern und Geschwister, wobei ich ihnen gleichzeitig eine gute Nacht wünschte um dann schnell im Badezimmer eine Katzenwäsche zu vollziehen und mich grinsend in mein Zimmer zurück zu ziehen.
Zufrieden mit dem Tag fiel ich in mein weiches Bett...
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