Schattenzwerge

[AndereDimension]

Schattenzwerge

Im Talesgrund, nicht weit vom Hain,
Dort tafelten die frechen Zwerge,
Den Most vom Hang, das Fleisch vom Berge -
Und irgendwann verschwand der Stein.

Da schimpfte sie ein alter Baum:
Ihr Tölpel, seht ihr nicht den Bogen,
Den ihr um seinen Halt betrogen?
Nun hängt er frei und schief im Raum!

So trat nach vorn der jüngste Wicht,
Von Wuchse klein, doch sehr gerissen,
Er sprach von Reue und Gewissen,
Doch glaubte er sich selber nicht.

Es flogen Worte hin und her,
Dem Himmel hat das nicht gefallen,
So sah man ihn zu Boden fallen -
Es trug ihn keine Säule mehr.

Da ging ein Ruck durch jeden Gnom,
Die Erde weinte, Tränen flossen,
Die Knirpse tagten und beschlossen -
Man baue ihr den höchsten Dom.

Und mit dem ersten Spatenstich,
Da ahnten sie des Gipfels Schatten,
Er kam, weil sie versprochen hatten;
Er lande nie mehr auf dem Tisch.

.

[Ilka-Maria]

Hab' mich köstlich amüsiert! Die zweite und die vierte Strophe sind am besten - zum totlachen. Die Sache mit dem Bogen hätte auch meinem Großvater gefallen, der war ein Maurer der alten Schule und konnte noch eigenhändig Bogensteine setzen.

[Ex-Jack]

Hallo a.D. (außer Dienst?),

wieder ein tolles Gedicht von Dir, dessen philosophische Tragweite die wenigsten in ihr Leben übersetzen können, was aber nicht davon abhalten sollte, die Menschen weiterhin darauf aufmerksam zu machen, nicht den Ast abzusägen, auf dem sie sitzen.
Aber eine Frage hab ich doch:
Was für einen Bogen meinst Du? Wir befinden uns doch draußen in einem Tal?
Vermutlich meinst Du einen Torbogen, ich wollte in erster Linie sagen, dass ich darüber gestolpert bin.
Ansonsten: Wunderbar!

Liebe Grüße,
Jack