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Alt 17.08.2010, 17:57   #1
weiblich Viktoria
 
Benutzerbild von Viktoria
 
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Standard Dawns Schicksal

Bei dieser geschichte bin ich mir noch nicht ganz sicher, was daraus wird. Ich persönlich mag Titanic ja lieber... Naja, lest selbst

Dawns Schicksal

Kapitel 1: Spirit

Es war eine einsame, kalte Winternacht. Ich zitterte trotz des dicken Pelzes am ganzen Leib und fragte mich, wie lange ich wohl noch durchhalten könnte.
Ich sah meinen nebligen Atem im Vollmondlicht glitzern. Die Nacht war so still, so leise, wie noch nie. Ich blickte mich um:
Überall lagen gefällte Bäume und die Überreste der Tiere, die nicht mehr fliehen konnten. Ich suchte mein Rudel, denn ich war von ihm getrennt worden, als die Menschen kamen. Hinter mir hatte ich verzweifeltes jaulen gehört, doch ich war nur gerannt. Ich fühlte mich wie eine Verräterin. Mein Blick schweifte über den weißen, im Mondlicht fahl glänzenden Schnee. Ich lauschte, ich heulte, ich durchstreifte unser ganzes Revier. Nichts. Ich war allein, verzweifelt, einsam und würde bald erfrieren. Doch ich wollte mich nicht so leicht geschlagen geben. Ich wollte kämpfen. Ich konnte nicht glauben, dass man Rudel ausgelöscht worden war. Ich konnte die Hoffnung nicht aufgeben.
Doch meine Pfoten trugen mich nicht mehr. Ich sackte zusammen und beim Versuch, aufzustehen, rutschte ich auf dem Boden weg. Es war doch sinnlos. Da lag ich also, ich, die immer so stark gewesen war. Ich, die die Hoffnung nicht aufgeben wollte. Ich hasste meinen Körper dafür, dass er mir nicht mehr gehorchen wollte. Da, plötzlich, sah ich den schwarzen Rücken eines anderen Wolfes, der neben einem Baumstumpf lag.
Ich raffte mich zusammen, um zu ihm rüberzugehen. Ein Schritt, zwei Schritte. Ich fiel. Nein, was wenn er noch lebte? Wieder stand ich auf, wieder zwei Schritte, wieder ein Fall.
Doch irgendwas schien mich anzutreiben, auf einmal wurde mir ganz warm. Ich wusste nicht wieso, ich wusste nicht, ob ich sterben würde, aber das wäre sowieso egal. Mein Leben bedeutete mir angesichts der Katastrophe nichts. Ich stand auf und ging zugig die verbliebenen zehn Meter. Ich fragte vorsichtig: „Hallo?“
Ich bekam keine Antwort. Ich ging um den Wolf herum, um nicht länger seine Rücken anzustarren. Er kam mir bekannt vor, bis ich schließlich sein Gesicht sah. Es war Spirit, ein Mitglied meines Rudels.
„Spirit, kannst du mich hö-?“, meine Stimme versagte. Ich merkte, wie das Feuer, das mich noch 10 Meter getragen hatte, langsam erlosch.
„Dawn…“, hauchte Spirit. Er lebte also noch. Ich sackte zusammen.
„Dawn, gib nicht auf, Dawn. Bitte. Bitte“, seine Stimme wurde mit jedem Wort schwächer.
„Spirit“, flüsterte ich. „Ich kann nicht mehr. Ich bin weit gelaufen, habe nichts gefressen und ich erfriere. Ich kann es nicht. Es tut mir leid, Spirit.“
Es entstand eine lange Pause, in der Spirit seine verbliebe Kraft für die Antwort sammelte: „Dawn. Du hast eine besondere Gabe. Du kannst nicht aufgeben, niemals. Du wirst immer Kraft finden, zurückzukehren und die Welt zu verändern. Zu einem besseren Ort. Bitte, Dawn, gib dich nicht auf.“, dann schloss er seine Augen und starb. Ich heulte einmal aus tiefer Trauer. Er war immer wie mein Vater gewesen. Ich hatte nie Eltern gehabt und er war es, der sich um mich gekümmert hatte. Ich wurde von Trauer überströmt, die ein Fortbestehen in dieser Welt noch aussichtsloser erschienen ließ. Ein kalter Wind fuhr mir durchs Fell. Ich dachte noch an Spirits letzte Worte zu mir, doch ich begriff sie nicht. Ich konnte sie nicht begreifen.
Dann wurde ich immer müder, bis ich schließlich die Augen schloss und dachte, dass dieses Bild der Zerstörung, des Todes, der Grausamkeit das letzte war, was ich je sehen würde. Ich spürte noch einmal den Wind und den kalten Schnee, der meine Pfoten taub machte. Ich hörte von weit her eine Krähe kreischen. Und dann fiel ich in den tiefen Schlaf ohne Erwachen.

Kapitel 2: Unerwartet

Zu meiner Überraschung war der Schlaf doch nicht so endlos, wie ich dachte. Ich spürte mich, meinen Geist. Ich dachte. Ich musste leben, doch es konnte nicht sein. Die Kälte war verschwunden und einer angenehmen Wärme gewichen. Außerdem fühlte ich mich nicht mehr leer und hoffnungslos. Im Gegenteil: Ich war froh, hoffnungsvoll und fühlte mich stark. Und dennoch wusste ich nicht, warum. Ich konnte meine Augen nicht öffnen, ich wusste nicht, was passierte. Doch es tat sich etwas, ich spürte eine leichte Brise, jedoch nicht, wie sonst, waagerecht. Der Strom schien von oben zu kommen und ich schien mich zu bewegen.
Augenblicklich erschrak ich und doch hatte ich keine Angst. Ich war tot, ich brauchte mich nicht fürchten.
„Dawn“, sagte eine zarte, weibliche Stimme leise, „öffne die Augen“
Und tatsächlich, ich konnte die Augen öffnen. Und was ich sah, beeindruckte mich zutiefst.
Vor mir Stand ein riesiges Gebilde aus Steinen, wie sie die Menschen zum Leben benutzten. Sie nannten sie „Haus“. In diesem Fall wohl eher Palast.
Doch etwas Vergleichbares hatte ich nie zuvor gesehen. Das Haus war reich verziert und hatte, der ersten Einschätzung nach, sehr hohe Wände. Die oberste Kuppel bestand aus Glas, durch das sich silbern-goldene Muster zogen. Ich war fassungslos.
Doch ich wandte den Blick ab, als ich merkte, dass unter mir etwas Weiches, Grünes spross. Gras. Es war tatsächlich Gras.
„Dawn“, sagte die Stimme erneut. „Sieh mich an.“
Und ich gehorchte. Vor mir stand eine Schneeweiße Wölfin mit eisblauen Augen. Sie hatte Schwingen auf dem Rücken, die riesiger waren, als die jedes Adlers, den ich je gesehen hatte. Und ich hatte schon große Adler gesehen.
Ich fragte mich, was das sollte, ob ich wohl doch nur ohnmächtig war und jeden Moment wieder im Schnee liegen würde.
„Ja?“, antwortete ich schließlich. Ich hatte keine Ahnung, was ich antworten sollte.
„Mein Name ist Celia. Willkommen.“
„Wo willkommen? Wo bin ich hier?“, ich war völlig verwirrt.
„Du bist da, wo du herkommst. Das du ohne Eltern aufgewachsen bist, hatte einen Grund. Du wurdest nie von einer Erdenwölfin geboren. Du bist eine von uns. Du musst wissen, dass aus außerhalb eures Universums, eurer Galaxie einen anderen grünen Planeten gibt. Einen Planeten, auf dem nur wir, eine abgewandelte Form der Erdentiere leben. Aber wir sind nicht gestorben, wenn du die mächtigen Flügel als Zeichen für Engel verstehst. Wir wurden so geboren. Und wir hatten dich, unsere stärkste Kämpferin auf die Erde gesandt, um die Erde zu retten. Doch etwas ging schief, als wir dich auf die Erde schickten. Du kanntest deine Mission nicht mehrt und offenbar erinnerst du dich auch nicht an uns.“, sie schaute mich traurig an. Doch, sie kam mir wirklich bekannt vor. Ich wusste nur nicht, wieso.
„Aber…das kann nicht wahr sein. Das kann nicht stimmen. Bestimmt halluziniere ich nur, während ich sterbe. Gleich sterbe ich und alles ist vorbei“, sagte ich schnell und aufgeregt.
„Du kannst nicht auf der Erde sterben, Dawn. Du kannst nur hier, auf unserem Planeten, Despiho, sterben. Du träumst nicht. Bitte, versuche dich hier wieder einzuleben. Versuche, dich zu erinnern, wer du wirklich bist. Ich weiß, du kannst es schaffen. Ich bin fest davon überzeugt, dass du es kannst. Denn du hast es schon einmal getan. Damals, als auf einem anderen bewohnten Planeten die Lebewesen in Gefahr waren. Damals kanntest du deine Mission, deine Fähigkeiten und banntest das Böse. Auf der Erde ist es dir nicht gelungen. Aber ich wiederhole mich. Bitte, folge mir und tritt ein in unser Reich.“

Kapitel 3: Eine andere Welt

Ich gehorchte ihr und ging langsam und mit ein paar Metern Abstand hinter ihr her, in Richtung eines großen, goldenen Tores, das in Verschnörkelungen endete. Ich erkannte nichts von all dem und doch fühlte ich mich nicht fremd. Waren Celias Worte doch die Wahrheit gewesen?
Doch sie konnten nicht der Wahrheit entsprechen, denn ich hatte keine engelsgleichen Schwingen auf dem Rücken. Ich trat durch das Tor und auf der anderen Seite war es wunderschön.
Überall liefen geflügelte Tiere über das saftigste Gras. Von oben schrie ein Adler, der mit einer unbeschreiblich hohen Geschwindigkeit und dennoch mit großer Anmut über das Gebiet hinweg zog.
Ein Hase mit sehr kleinen Flügeln hoppelte über den Rasen, hab schwebend. Er benutzte die Flügel als Hilfe, um weiter und höher springen zu können, zum fliegen schienen sie nicht zu taugen. Der Hase hoppelte nicht weg, als der Adler schrie, er schien keine Angst vor ihm zu haben, obwohl er das Beutetier des Adlers war. Zumindest wäre er es auf der Erde gewesen.
„Wieso hat der Hase keine Angst vor dem Adler?“, rutschte es mir heraus.
„Wir ernähren uns nicht von den Tieren um uns herum. Sie haben Freunde, Familien, genau, wie wir auch. Wir ernähren uns alle von ‚Vaat‘, was genau das ist, kann ich dir leider nicht erklären. Aber du wirst bald Gelegenheit haben, es zu kosten.“, antwortete Celia und wartete, sodass sich der Abstand zwischen uns verringerte.
Ich dachte über ihre Worte nach. Ja, sie hatte recht. Auch die Tiere, die ich immer getötet hatte, hatten eine Familie gehabt und waren betrauert worden. Doch es war der Kreis des Lebens und so störte es mich nicht. Ich nahm es als gegeben, denn ich musste mich ja ernähren. Und ich war ein Fleischfresser. Wer weiß, was für eine Pampe dieses ‚Vaat‘ war.
Wir schritten durch den kleinen Ort, der auch immer wieder von Waldstücken besetzt war. Schließlich kamen wir bei dem Haus, nein, Palast an, den ich vorhin schon gesehen hatte. Von nahem wirkte er noch riesiger, als aus der Ferne. Der Eingang war ein riesiger Torbogen und ich fragte mich, wie dieser wohl hatte errichtet werden können. Tiere hatten nicht die Fähigkeiten, so etwas zu erbauen. Nicht, dass sie nicht schlau genug gewesen wären – ihr Körperbau erlaubte es ihnen nicht.
„Tritt ein, du wirst bereits erwartet“, Celia schaute mich an und bedeutete mir mit einer Geste, vorzugehen. Also schritt ich in die riesige Halle mit der hohen Decke, ohne auch nur die leiseste Ahnung zu haben, was auf mich zukam.
Durch den Raum huschten allerlei Tiere, die in andere Räume oder nach draußen gingen. Es war viel los. Doch als sie mich bemerkten, verschwanden alle Tiere nach und nach, bis nur noch zwei übrig war.
Ein riesiger, grauer Wolf blickte mich mit seinen bernsteinfarbenen Augen an. Der Ausdruck von Neugier, Freude, aber auch Ratlosigkeit lag in seinem Gesicht. Er blickte mir direkt in die Augen, was ich überhaupt nicht mochte. Ich versuchte, dem Blick auszuweichen, da ich Angst vor mir hatte. Seine bloße Erscheinung ließ einen riesigen Respekt in mir wachsen und ich wollte auf gar keinen Fall Ärger mit ihm bekommen. Ich war zu schwach dazu.
„Guten Tag, Dawn“, begrüßte er mich mit einer tiefen Stimme. „Mein Name ist Silver. Und das neben mir ist meine Frau, Zoe.“
Ich schaute mir die etwas kleinere, weiße Wölfin neben ihm an. Sie hatte schneeweißes Fell und saphirblaue, glänzende Augen. Diese Musterten mich neugierig und doch konnte ich nicht mehr in ihrem Blick erkennen. Sie erschien mir sympathisch und doch hatte ich großen Respekt vor ihr.
„Ich denke, du wirst dich auch nicht an uns erinnern. Wir sind die Herrscher über den Planeten Despiho und du wart eine unserer engsten Freunde. Es ist schade zu sehen, wie fremd du uns geworden bist. Ich möchte dich nicht belasten, ich werde die Mission einem anderen erteilen, denn sie muss erfüllt werden“, sagte Silver entschlossen.
„Nein. Ich möchte versuchen, mich zu erinnern. Und ich möchte die Mission zu Ende bringen. Ich kenne mich auf der Erde aus, ich weiß Bescheid über sie. Ich wusste nur nicht, was ich gegen die Menschen tun konnte. Ich wusste nicht, wie ich ihnen zeigen konnte, was sie tun. Aber ich denke, sobald ich mich an mein altes Leben erinnere, werde ich es schaffen. Bitte, gib mir die Chance. Ich möchte nicht versagen.“, ich sah ihm flehend an.
„Möchtest du das wirklich?“, fragte Zoe.
„Ja“, in meiner Stimme lag große Entschlossenheit. Ich würde nicht einfach aufgeben.
Zoe und Silver sahen sich an, dann nickte Silver und beschloss: „Du sollst deine Chance bekommen. Wenn du dich erinnern kannst und wir unseren Fehler gefunden haben, können wir dich erneut auf die Erde schicken. Solange wirst du in deinem alten Zimmer im Schloss wohnen. Celia wird es dir zeigen. Hast du noch Fragen?“
„Ja. Wieso habe ich keine Flügel, wie alle anderen?“, ich hatte lange Zeit mein schwarzes Fell gemustert, konnte aber nicht einmal einen Flügelansatz ausmachen.
„Dein Aussehen wurde an das der Erdenwölfe angepasst. Ich denke, in 1, 2 Tagen wirst du deine Flügel zurückbekommen. Aber das ist nur eine Vermutung, ich kann es dir nicht versprechen.“
Ich nickte nur und folgte dann Celia in mein altes Zimmer.

Kapitel 4: Erinnerungen

Wir schritten durch einen etwas kleineren Bogen und vor mir erstreckte sich ein wunderschöner Raum. Die Wände waren Weiß, enthielten aber blaue und goldene Fragmente, die geschnörkelt waren. Wieder fragte ich mich, wie man so etwas hatte errichten können. Dann schaute ich mich in dem altmodisch eingerichteten Raum um. An einer Wand hing in einem goldenen Rahmen ein Portrait von mir, nur dass ich ebenso große, schneeweiße Flügel auf dem Rücken trug und anstatt meinen blauen Augen, smaragdgrüne hatte. Um den Hals hing eine goldene Kette, deren Anhänger ein Smaragd war. Es sah wunderschön aus.
„Wie erschafft ihr Tiere so etwas?“, rutschte es mir raus.
„Mit unseren besonderen Gaben. Außerdem können Tiere wie Affen oder eben Tiere mit Fingern sehr gezielt arbeiten, wenn sie es wollen. Zumindest auf unserem Planeten, auf der Erde wäre das so wohl nicht möglich. Wir sind intelligenter als die Erdentiere“, beantwortete sie meine Frage freundlich.
„Was sind das für Fähigkeiten?“
„Das ist unterschiedlich. Von Gedanken lesen bis Elemente bändigen ist alles dabei. Du warst sehr talentiert und hattest viele Gaben.“
„Was hat es mit der Kette auf dem Bild auf sich?“
„Du wirst sie schon bald zurückerhalten. Momentan ist das aber noch nicht möglich, da wir sie erst zurückholen müssen. Sie ist bis vor kurzem auf der Erde gewesen. Du bekommst sie frühestens morgen wieder.“
„Ach so“, ich schaute mich weiter um. Ich fühlte mich wie in einem Palast der Menschen und fand das Ganze höchst seltsam. Ich war es nicht gewohnt, auf einem Kissen zu schlafen. Ich schlief immer auf dem, was die Natur mir grade bot. Ich fand das lächerlich und dennoch wie vieles hier seltsam vertraut. Und auf einmal überkam mich eine schreckliche Müdigkeit und ich gähnte.
„Leg dich ruhig hin. Das muss alles sehr viel für sich gewesen sein.“, meinte Celia und zog sich zurück. Ich konnte ihre Rolle im sozialen Gefüge noch nicht einschätzen. War sie eine Dienerin, eine Beraterin oder gar eine Prinzessin? Sie sah Zoe sehr ähnlich.
Doch ich verschwendete meine Gedanken nicht weiter daran, sondern kuschelte mich in das große, hellblaue Kissen, das vor einem großen Panoramafenster lag. Es war sehr bequem und ich schlief schnell ein.

Ich ging zusammen mit meinem Rudel durch den Wald. Der Schnee knirschte leise unter unseren Pfoten und wir lauschten auf die Geräusche des Waldes, denn wir waren auf der Jagd. Wir machten eine Hirschkuh aus und teilten uns auf, um sie zu jagen. Ich wollte grade zum Sprung ansetzen, als ich einen furchtbaren Knall hörte. Die Hirschkuh fiel zu Boden und blutete. Ein Schuss.
Mein Rudel rannte schnell weg in den dichten Wald, doch noch ein Schuss fiel und er traf Phoenix, der augenblicklich zusammensackte. Wir anderen rannten einfach weiter. Wir wären gestorben, wenn wir nach ihm gesehen hatten. Der Überlebensinstinkt blühte auf. Ich rannte in den Wald und hörte andere, knatternde Geräusche.

Ich schreckte mit lautem Atmen auf. Immer wieder verfolgte mich die Zerstörung in meinen Träumen. Doch irgendwann wachte ich immer auf, ich wollte mich nicht so genau erinnern. Es wäre mir viel lieber gewesen, wenn ich mich an mein altes Leben erinnert hätte. Ich blickte in die Dunkelheit. Wie spät es wohl war? Ich konnte keinen Mond sehen. Entweder war Neumond oder dieser Planet hatte keinen oder einen anderen Mond. Ich wusste es nicht.
Ich legte mich wieder schlafen, da es draußen dunkel war und sich noch nichts tat.

„Celia!“, ich lachte und glitt durch die Luft. Meine riesigen Schwingen breiteten sich über mir aus. „Gleich hab ich dich!“
„Glaubst du?“, sie beschleunigte, doch ich konnte sie schnell einholen und dann sanken wir lachend zu Boden.
„Ich bin und bleibe schneller als du“, ich grinste sie an.
„Das musst du für deine Mission auch sein“, ihre Miene verfinsterte sich. „Morgen ist es soweit“
„Ja, aber ich werde immer an dich denken. Du weißt doch, dass wir beste Freundinnen sind, in jeder Welt. Das weißt du doch. Und ich bin bestimmt schnell wieder da.“, ermutigte ich sie.

„Dawn“, eine Stimme weckte mich und ich schaute in Celias Gesicht. Verdattert starrte ich sie an. War sie also meine beste Freundin gewesen? Ich fühlte mich schrecklich.
„Was hast du?“, fragte sie mich besorgt.
„Ich habe gerade geträumt. Von dir und mir. Wir waren beste Freundinnen. War es damals tatsächlich so oder hat mir meine Fantasie einen Streich gespielt?“, fragte ich sie hastig.
„Ja, es war tatsächlich so“, sie wirkte traurig, weil ich es vergessen hatte, aber froh, weil ich mich doch wieder erinnerte.
Ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen: „Es tut mir Leid, dass ich dich vergessen habe“, wimmerte ich. Ich trat einen Schritt auf sie zu. „Es tut mir so leid. Und das, obwohl ich dir versprochen hatte, dich niemals zu vergessen. Ich hoffe, alles kann wieder so wie früher werden, wenn ich mich erst mal richtig erinnere.“
„Es ist doch nicht deine Schuld“, tröstete sie mich.
„Wir sollten erst mal Silver von deinen Erinnerungen erzählen“, meinte sie schließlich.
„Ja“, schniefte ich und wir machten uns auf den Weg.

Kapitel 5: Zurück


Nachdem wir Silver von meinen Erinnerungen erzählt hatten, hatte er gelächelt und gesagt, dass es wohl doch noch Hoffnung für eine Rückkehr zur Erde gäbe. Ich hatte einfach nur gelächelt und mich gefreut. Danach war ich mit Celia aus dem Schloss gegangen, damit ich mich weiter erinnern konnte.
Wir standen grade an einem wunderschönen, blauen See, der am Waldrand lag, als mir auf einmal schwindelig wurde. Celias besorgtes Gesicht war das letzte, was ich sah, bevor ich in eine andere Welt eintauchte.

Als ich wieder aufwachte, war das erste, was ich sah, mein schwarzes Fell. Ich blickte auf und hörte Celia erleichtert ausatmen. Ich lag immer noch am Rand des Sees und flüsterte: „Ich kenne diesen Ort. Ich war schon einmal hier. Ich habe ihn grade gesehen. Von hier aus wurde ich zur Erde geschickt. Ich weiß es wieder und ich kenne meine Mission. Wenn ich meine Flügel und die Kette wiederhabe, muss ich mein Werk vollenden, eher die vorhergesagte Katastrophe eintrifft. Ich weiß auch wieder, dass du die Prinzessin bist.“, ich beeilte mich beim Sprechen und Celia schaute mich nur ungläubig an. Sie wollte gerade etwas sagen, als ein Adler, Storm, vom Himmel hinab kam und etwas vor meine Füße legte. Die Kette, die ich schon auf dem Bild gesehen hatte.
Ehe ich danke sagen konnte, war er schon wieder weg. Adler waren eben Einzelgänger.
„Bitte, hilfst du mir, sie umzutun?“, fragte ich Celia. Ihre Fähigkeit war es, Dinge schweben zu lassen.
„Sicher“, sie ließ die Kette schweben und ließ sie über meinem Kopf los. Augenblicklich veränderte sich das Gefühl in meinem Inneren und meine alten Flügel breiteten sich über mir aus. Erst jetzt realisierte ich, dass auch Celia eine Kette dieser Art um den Hals hängen hatte, nur dass in ihrer Kette ein Saphir eingefasst war.
Ich fand es witzig, ich hatte gerade davon gesprochen, da kam die Kette auch schon. Ich breitete ohne Vorwarnung die Flügel aus und flog in Richtung Palast, Silver musste alles erfahren, so schnell wie möglich. Die Menschen durften die Erde nicht weiter zerstören, damit zerstörten sie nicht nur sich selbst, sondern auch uns. Nicht nur auf der Erde, auch hier. Wir brauchten die Erde. Aber wir brauchten eine gesunde Erde. Und ich wollte der Erde helfen.
Celia flog mir wortlos und sichtlich geschockt hinterher.
Ich landete vor dem offenen Tor und rannte direkt zu Silver und Zoe.
„Ich weiß alles, ich will wieder auf die Erde!“, schnaufte ich und sah mich nach Celia um. Sie kam grade durch die Tür auf der anderen Seite des Raumes.
Silver musterte mich und ich wusste, dass ich unhöflich gewesen war, doch es war mir egal.
„Findest du das nicht zu überstürzt? Willst du nicht erst mit deinen Eltern reden?“, testete er mich und meine Erinnerungen.
Meine Eltern waren schon lange tot, seit ich ein kleiner Welpe gewesen war. Sie hatten ebenfalls gegen die Menschen gekämpft und waren, wie Phoenix und sicher viele weitere, von den Menschen erschossen worden. Das hatte man mir zumindest erzählt, sicher wusste ich es natürlich nicht. Seitdem lebte ich bei Zoe und Silver.
„Nein. Nein, ich finde es nicht überstürzt, wenn ich nicht bald aufbreche, könne es zu spät sein! Und meine Eltern sind tot, du kannst dir das sparen.“, ich starrte ihn entschlossen an.
„Und ich werde sie auf die Erde begleiten“, gab Celia kleinlaut von sich. Ich war froh über das Angebot, so würden wir uns niemals vergessen.
„Kommt gar nicht in Frage. Du bist nur mit Glück dem Wesen entkommen, der deine Schwester tötete“, Zoe schaute sie traurig an und ich konnte ihre Gefühle nachvollziehen. Celia war ihr sehr wichtig.
„Sie muss mich begleiten, nur so kann ich – können wir – es schaffen. So werden wir nicht vergessen.“
„In Ordnung“, beschloss Silver schnell. Zoe schaute ihn geschockt an, nahm den Entschluss dann aber für unumstößlich.
„Ich werde June holen. Sie wird euch sicher auf die Erde bringen und dann zu uns zurückkehren, um uns vom Zustand der Erde zu berichten. Macht euch fertig, ihr brecht in 2 Stunden auf“, er erhob sich und beeilte sich, in Richtung Junes Zimmer zu gehen. June war eine der wenigen, die die Distanz zwischen der Erde und Despiho auch mit mehreren schnell durch Teleportation überwinden konnte.
Ich schaute Celia an und wir redeten über das, was kommen würde.
Wir wussten, dass wir nichts mitnehmen konnten, da es uns verraten hätte. Die Ketten kamen aber anscheinend mit auf die Erde.
Wir unterhielten uns darüber, was für Fähigkeiten ich hatte. Ich konnte anscheinend Gedanken lesen und das beherrschte das Element Wasser. Genau, wie sie dieses Element auch beherrschte. Das würde auf einem Planeten voll Wasser sehr nützlich sein. Außerdem würde es nützlich sein, die Gedanken der Menschen zu kennen, zu wissen, was sie vorhatten.
Wir warteten und als ich die drei kommen hörte, fragte ich: „Willst du das wirklich?“
„Natürlich. Wir sind beste Freundinnen und nichts kann uns trennen. Ich werde dich begleiten.“
„Danke“, ich lächelte.
June betrat als erstes den Raum. Ihr Anblick überwältigte mich. Sie hatte hellbraunes Fell und ihre Augen hatten ein wunderschönes Braun. Sie wirkte etwas überheblich, was sie aber nur interessander wirken ließ. Ich hatte sie natürlich schon gesehen, aber ihr Anblick erstaunte mich immer wieder.
„Bereit, für das normale Wolfsleben ohne Flügel?“, fragte sie freundlich.
„Klar“, antworteten Celia und ich im Chor.
„Na dann los“, sie kam auf uns zu.
Zoe sagte noch: „Passt auf euch auf“, dann wurden wir von einem sanften Licht umhüllt und glitten schnell zurück auf die Erde. Es fühlte sich an, wie meine gestrige Ankunft. Ich hatte kaum Zeit, nachzudenken, denn ehe ich viel empfinden konnte, hatte ich den mir alt vertrauten, verschneiten Waldboden unter den Pfoten.

Kapitel 6: Vergangenheit

Ich roch den normalen Geruch der Erde, doch ich spürte auch wieder den Schnee und die Kälte. June schaute sich um und verschwand ein paar Sekunden später wieder in einem sanften Licht.
Celia schaute sich um und schnüffelte an jedem Baumstumpf. Lebendige Bäume gab es nicht mehr. Sie schien verwirrt und ich sah, dass sie fror. Auf Despiho war das Wetter immer schön gewesen, Schnee gab es dort nicht. Über dem Himmel hing immer noch – oder schon wieder – der Vollmond. Celia betrachtete ihn.
„Was ist das?“, fragte sie verwirrt. Ja, es gab keinen Mond auf unserem Planeten. Ich seufzte.
„Der Mond. In manchen Nächten ist er so hell wie heute, manchmal ist er aber auch ganz verschwunden. In den hellen Nächten erleuchtet er den Wald“, erklärte ich. Sie schien es nicht richtig zu begreifen, fragte aber auch nicht weiter danach.
„Ich hab Hunger…“, maulte sie.
„Wir haben eine Mission! Außerdem gibt es hier keine Tiere zum jagen und es gibt auch kein Vaat. Wir müssen erst ein intaktes Waldstück finden“, erklärte ich leicht genervt. Manchmal war sie etwas naiv.
„Wo ist denn der nächste Wald?“, sie war sich wegen der neuen Gerüche unsicher und ihre Flügel fehlten ihr sichtlich. Sie hasste es, nicht abheben zu können.
„Keine Ahnung. Heute Nacht suchen wir erst mal in einer Höhle ein paar Kilometer von hier entfernt Unterschlupf. Ich weiß, wo wir sind, aber ich weiß nicht, wie viel Wald die Menschen abgeholzt haben. Wir können jetzt nicht riskieren, zu gehen“, antwortete ich. Natürlich hätte die Nacht uns geschützt, doch ich wollte mir das ganze Ausmaß erst mal bei Tag anschauen, da ich mir nicht ganz sicher war, ob hier nicht gestern noch Wald gestanden hatte.
„In Ordnung“, unterwarf sich die Prinzessin meinem Befehl. Ich hielt meine Nase in die Luft und nahm endlich wieder die klarste Luft, klarer als auf Despiho, war. Auch wenn hier alles abgeholzt worden war, so brachte die Kälte der Luft frische. Doch es war Jahr um Jahr wärmer geworden. Wir steckten grade im tiefsten Winter, deshalb merkte man das jetzt noch nicht. Doch schon bald würde es wärmer werden und der Schnee würde auch da schmelzen, wo er vor fünf Jahren immer, zu jeder Jahreszeit gelegen hatte.
Wir liefen los und redeten kein Wort. Als wir die Höhle erreicht hatte, ließ dich Celia sofort fallen, sie war sichtlich erschöpft. Sie musste noch viel lernen, um hier zu überleben.
Ich setzte mich neben sie.
„Was ist damals hier passiert?“, fragte sie plötzlich und ich wurde traurig. Ich erinnerte mich an das, was nach Phoenix‘ Tod geschehen war.
„Nun ich war mit meinem Rudel, das aus 8 Wölfen bestand, auf der Jagd. Wir hatten grade ein Beutetier ausgemacht, als ein Mensch schoss. Erst erschoss er die Hirschkuh. Dann erschoss er einen von uns, Phoenix. Er war mir sehr wichtig gewesen und doch war ich nicht umgekehrt. Keiner von uns. Wir waren alle weggerannt und versuchten, selbst zu überleben. Ich verlor in dem Chaos aus Schüssen die anderen und rannte weiter, bis ich die Schüsse nur noch aus weiter Entfernung hören konnte“, ich machte eine kurze Pause.
„Ich lauschte auf die Geräusche und nahm ein Knattern wahr. Dann rief eine menschliche Stimme etwas Unverständliches und plötzlich kippte der Baum neben mir in meine Richtung um. Vor lauter Aufregung hatte ich die baumfällenden Menschen nicht gerochen. Ich rannte weiter, noch einmal ein paar Kilometer. Ich wusste nicht genau, wie ich gelaufen war, doch ich roch meine Spur. Ich hätte wieder zurückgefunden, doch ich kehrte vorerst nicht um, um mein Rudel zu suchen. Ich atmete tief durch und beschloss, bis zur nächsten Nacht zu warten. Immer wieder waren Schüsse zu hören gewesen. Am nächsten Abend machte ich mich auf den Rückweg und fand absolutes Chaos vor. Gefällte Bäume, tote Tiere, die einfach liegen gelassen worden waren. Ich konnte es nicht fassen. Ich hatte zu lange gewartet und mir war kalt. Sehr kalt. Dann sah ich jemanden aus meinem Rudel, Spirit, doch nach einem kurzen, mysteriösen Gespräch starb er. Wusste er von euch?“, fragte ich. Seine Antwort schien plötzlich Sinn zu ergeben.
„Ja, wir haben dich damals in seine Obhut gegeben“, beantwortete Celia meine Frage kurz.
„Kurz darauf glaubte auch ich zu sterben, doch als ich aufwachte, war ich auf Despiho“, beendete ich meine Geschichte.
„Das ist ja furchtbar“, Celia schien sichtlich geschockt und sah aus, als hätte sie sich das Ganze nicht so schlimm ausgemalt.
Ich antwortete nicht, sondern dachte über die Wölfe nach, die ich verloren hatte. Meine Freunde, meine Familie. Sie waren es, mit denen ich sechs von neun Lebensjahren verbracht hatte, doch jetzt waren sie alle tot.
Celia war eingeschlafen und auch ich ließ mich langsam und unter Tränen in die Welt der Träume gleiten.

Kapitel 7: Tödliche Gefahr


Ich wurde von einem eiskalten Windstoß geweckt. Die Sonne schien mir ins Gesicht und war durch den Schnee draußen unerträglich hell.
Ich schaute in die Richtung des Platzes, auf dem Celia gestern eingeschlafen war. Sie lag nicht mehr dort und einen Augenblick überkam mich Panik. Dann sah ich ihren Eis-Atem und drehte mich um. Sie stand hinter mir.
„Was du mir gestern erzählt hast, war schrecklich. Wie konntest du das nur so ruhig erzählen? Ich bewundere dich wirklich“, fragte sie. Es war die falsche Frage, denn noch einmal liefen die grausamen Bilder vor meinem inneren Auge und wieder stiegen Tränen in meinen Augen auf.
„Bewunderung? Du bewunderst mich dafür, dass ich mein Rudel im Stick gelassen habe? Du bewunderst mich dafür, dass ich fast gestorben wäre?“, keifte ich sie an. Ich war gestern so ruhig geblieben, weil ich nicht schwach wirken wollte. Nicht so verletzlich. Nicht einmal vor meiner besten Freundin. Doch letztlich fraß mich das Ereignis von innen auf. Und ich konnte diese Gefühle nicht länger unterdrücken.
Sie erwiderte nichts und wechselte das Thema: „Was machen wir jetzt?“
Ich atmete einmal tief durch, dann sagte ich mit leicht zittriger Stimme: „Das ist eine gute Frage. Am besten gehen wir und suchen ein intaktes Waldstück. Da können wir dann auch jagen gehen. Wobei wir darauf eigentlich wieder auf den Schutz der Dunkelheit warten müssten. Dann jagen weniger Menschen. Was wir also jetzt machen, überlasse ich dir. Ich werde nur einmal rausgehen, um mir das Ausmaß der Zerstörung anzuschauen.“
Celia nickte und ich schnüffelte, um sicher zu gehen, dass hier keine Menschen waren. Ich konnte niemanden riechen, also trat ich schließlich aus der Höhle. Ich ging etwa 20 Meter vom Höhleneingang weg und blickte mich um: Vor mir erstreckte sich ein riesiges, schneebedecktes Gebiet voller Baumstümpfe. Das einzige Tier, das ich erblickte, war ein vorbeifliegender Adler.
In der Ferne sah ich die Spitzen riesiger Tannen. Das würde heute Nacht Celias und mein Ziel sein.
Auf einmal nahm ich ein Geräusch war. Es war das mir wohlbekannte Geräusch von brummenden Motoren, die in riesigen Fahrzeugen montiert waren. Ich schaute mich hastig um. Keine 800 Meter von mir entfernt standen ein paar Menschen in dicken Jacken und starrten genau in meine Richtung. Ob ich ihnen wohl aufgefallen war? Mein schwarzes Fell war im weißen Schnee nicht grade die beste Tarnung.
Die Frage erübrigte sich, als einer der sieben anwesenden Menschen zu einem Gewehr griff und auf mich zielte. Ich rannte so schnell ich konnte in die Höhle und flüsterte zu Celia, die mich grade fragen wollte, was los war: „Menschen“
Ich fragte mich, wieso die Menschen uns töteten. Reichte es nicht, unseren Lebensraum zu zerstören? Mussten sie uns auch noch das letzte nehmen, was uns blieb? Unser Leben?
Schlagartig erinnerte ich mich an Spirits Worte: Du kannst nicht auf der Erde sterben.
Hieß das, die Schüsse konnten mir egal sein? Ich würde es nicht ausprobieren, das war mir zu riskant.
Ich hörte, wie Schritte in Richtung der Höhle kamen. Ich bekam es mit der Angst zu tun. Die Schritte waren nicht weit genug weg, um noch zu fliehen.
Celia starrte mich panisch an. War das das Ende unserer Mission? Ein Mann trat an den Höhleneingang und hielt das Gewehr auf uns gerichtet.
„Da seid ihr ja“, sagte er mit einer schrecklich tiefen Stimme.
Er legte den Finger an den Abzug.
Celia und ich drehten uns panisch um und versuchten, tiefer in einen uns unbekannten Teil der Höhle zu flüchten. Doch schon bald standen wir an einer Wand. Es war dunkel, doch der Mensch schien uns durch ein Gerät trotzdem sehen zu können.
Ich wusste, wenn mir jetzt nichts einfiel, wären wir beide tot. Ich überlegte, doch mir fiel nichts ein.
Ich hörte, wie der Mann lachte. In seinen Gedanken hörte ich die Vorfreude über das Blutbad. Er widerte mich an. Dann entschloss er sich, abzudrücken.

Kapitel 8: Entkommen


Ich erinnerte mich an meine Fähigkeiten. Draußen war viel gefrorenes Wasser und ich konnte Wasser bändigen.
Schnell, so schnell wie möglich ließ ich in Gedanken das Wasser kommen und es kam. Als der Mann es bemerkte, schreckte er zurück und als ich das Wasser entgegen der Gesetze der Physik in der Luft schweben ließ und es wie eine Peitsche gegen sein Gesicht knallte, ließ er seine Waffe fallen und rannte so schnell er konnte weg.
Ich atmete tief durch, das war knapp gewesen. In Zukunft musste ich besser aufpassen, sonst würde das böse enden.
Celia und ich hörten die Menschen reden, sie erklärten den Mann für verrückt. Dann beschlossen sie gemeinsam das Gewehr wiederzuholen und uns dabei auch gleich zu erschießen. Wieder überfiel mich die Angst und wieder überlegte ich. Ich dachte, ob ich das Wasser wohl nochmal bändigen sollte, doch dann beschlossen Celia und ich, dass sie das Gewehr schweben lassen würde. Die Menschen hatten Angst vor allem, was sie sich nicht erklären konnten, deshalb hatten wir in diesem Fall den Vorteil. Gegenüber den Menschen waren wir also immer im Vorteil, wir könnten die Überlebenden beschützen. Ich zog die Mundwinkel zu einer Art Lächeln hoch. Ich war mir sehr sicher in dem, was ich tat.
Drei der sieben Männer betraten die Höhle, die anderen blieben draußen. Einer war der, der vorhin schon in der Höhle gewesen war. Zuerst fiel mir auf, dass auch die andern beiden ein Gewehr bei sich trugen. Ob ich mir zu sicher war?
Als sich grade der Mann von vorhin nach dem Gewehr bücken wollte, ließ Celia es schweben.
Er erschrak wieder und rannte mit den Worten „Ich hab doch gesagt, hier spukt es. Gott rächt sich an unseren Taten!“ aus der Höhle. Er war sich also durchaus bewusst, dass das, was er tat, falsch war.
Die anderen beiden sahen sich unsicher an, dann ließen sie beide gleichzeitig einen Schuss auf uns los, doch Celia stoppte die Kugeln in der Luft. Sie probierten es nochmal, doch wieder gewannen Celias Kräfte. Die Männer gingen langsam, rückwärts aus der Höhle, musterten uns als wären wir Monster. Nun, das waren wir für sie ja jetzt auch.
Ihre Gedanken waren höchst amüsant. Sie dachten, dass jetzt die Strafe für alles kommen würde. Und sie dachten, wir wollten sie umbringen.
Wahrscheinlich würde man sie für verrückt erklären und wir würden sie nie wieder sehen.
Ich sah Celia an: „Gut gemacht“
„Danke, aber du hattest die Idee mit den Fähigkeiten. Glaubst du, wir hätten die Kräfte nicht einsetzen sollen? Immerhin wissen sie jetzt davon“, sie schien wirklich besorgt zu sein.
„Vielleicht war es ein Fehler, die Zeit wird es zeigen. Aber es zählt erst mal nur das hier und jetzt. Wir müssen einfach aufpassen und dann passiert uns auch nichts. Wie dem auch sei, jetzt sollten wir uns ausruhen, es steht uns eine lange Nacht bevor“, ich wusste, dass ich nicht sehr freundlich klang, doch das war eben meine Art. Wenn etwas wichtig war, musste es geschehen.
Also legten wir uns schlafen, obwohl es immer noch sehr früh war und warteten auf den Schleier den die Nacht über das Land legen würde.
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