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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles.

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Alt 18.12.2005, 18:22   #1
Flax
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 4

Standard In der Nacht

Nächtens wacht man auf, entdeckt,
daß irgendwas im Munde steckt,
was da so recht nicht hingehört :
Ein Zahn hat unser'n Schlaf gestört.

Vielmehr: Der Schmerz, der ihn befallen,
der ist, was sich bemerkbar macht.
Und dieser schrecklichste von allen,
beendet jäh die Ruhenacht.

Nun wirft man ein die Schmerztabletten,
und hofft, das Leid zu übersteh'n,
und mag man so die Nacht auch retten,
wird's doch am Morgen weitergeh'n.

Nun folgen meistens dunkle Tage,
in denen man, inkonsequent,
verzögert die dentale Plage
statt daß man schnell zum Zahnarzt rennt.

Am Ende siegt dann doch Vernunft
über die Furcht vor Zahnarztqual
ein Herr aus der Dentistenzunft
zieht erst den Zahn, spricht dann Moral:

"Sie sind doch jung, sie sollten putzen !
Stattdessen lassen sie verschmutzen,
womit sie Jahre kauen sollen !
Nun, wenn Sie dritte Zähne wollen !"

Die Predigt ist sehr schnell vergessen,
Man kann ja wieder schmerzfrei essen.
Hinfort ist, was die Qual gebracht,
Das hat der Doktor gut gemacht !
Flax ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.12.2005, 12:43   #2
Silberwölfin
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 59

Spricht mir aus dem Zahnschmerzherz!
Silberwölfin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.12.2005, 13:20   #3
Don Carvalho
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 180

Hallo Flax,

hübsche Geschichte, bei der man ab und zu schmunzeln kann, und die formal auch recht ordentlich gemacht ist. Gerade bei komischer Dichtung finde ich es wichtig, formale Gesichtspunkte sehr streng zu nehmen, um ja keinen karnevalesken Büttenredencharakter mit all seinem Tataaa! aufkommen zu lassen.

Ein paar Kleinigkeiten gibt es aber doch, wo Du nicht sauber gearbeitet hast und wo ich gleich mal genüsslich den Finger in die Wunde legen möchte !
Grundsätzlich hast Du durchgehend einen 4-hebigen Jambus verwendet, doch gleich zu Beginn weichst Du davon ab. Womöglich absichtlich, um quasi einen schnelleren Einstieg zu gewähren? Für mich macht es dennoch keinen Sinn, hier vom gewählten Metrum abzuweichen, zumal die erste Zeile sehr leicht "auf Linie" zu bringen ist, in dem Du
"Des nächtens wacht man auf, entdeckt"
xXxXxXxX (x=unbetont, X=betont)
schreibst.

In Strophe 2 missfällt mir die Ruhenacht, ein doofes Wort, dass deutlich bemerkbar Reim und Metrum zuliebe gewählt wurde. Mit dreisilbbiges Wort mit Nacht am Ende fällt mir als Alternative zwar auch nicht ein, jedoch könnte man die Zeile insgesamt leicht abändern, zB in
"beendet jäh den Schlaf der Nacht" oder so ähnlich. Ruhenacht gefällt mir zumindest nicht.

In Strophe 4 muss man inkonsequent ein wenig inkonsequent betonen, um dem Metrum treu zu bleiben. Nicht wirklich schlimm, aber auch nicht wirklich schön.

In Strophe 5 ein ähnliches Problem, über das mir das Hinweggehen jedoch deutlich schwerer fällt, vermutlich weil der Missgriff gleich zum Zeilenanfang steht. Aber über mag ich nun wirklich nicht lesen müssen, auch der Metrik zuliebe nicht. Wie wäre es stattdessen mit:
"auch über Furcht vor Zahnarztqual"
xXxXxXxX
dann klappt es auch mit den Metrikfetischisten .

Zu guter Letzt ist mir auch nicht ganz klar, warum zwischen Paarreimen in der ersten und den beiden letzten Strophen sowie Kreuzreimen ansonsten gewechselt wird. Inhaltlich sehe ich zumindest keinen Grund dafür...

Trotz meiner Mäkelei ganz gut gelungen, auch wenn es mich nicht vollends überzeugt.

Don
Don Carvalho ist offline   Mit Zitat antworten
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