Gedanken bei Poetry.de

Jens · 27.01.2010, 08:02

Die Frage

Tausend Masken,
genausoviel Kostüme,
meine Schritte stets geprobt,
die Worte ausgewählt.

Bewege mich locker,
mein Lächeln ist sanft,
mein Innerstes gespannt,
damit der Auftritt stimmt.

Das Publikum ist ausser sich,
sie lieben und sie hassen mich,
doch zwischen allen steht die Frage,
"Wer bin ich?"

Hab mich längst verirrt,
zwischen all der Spielerei,
stolper über Masken,
verlier mich in der Show.

Und immer diese Frage:
"Wer bin ich?"
stets und ständig diese Zweifel,
drückend, quälend und zerreissend.

Wer bin ich?
Wer will ich sein?
Warum nur tu ich das?

Um zu gefallen,
oder zu mißfallen,
eher aber aufzufallen,
um jeden Preis.

Der Preis ist hoch,
ich zahl ihn bitter,
kostet er mein Selbst,
meine unerkannte Eigenheit.

Nat · 28.01.2010, 18:39

Hi Jens,

mir gefällt dein Gedicht. Es drängt einen zum Nachdenken. Sind wir nicht alle bloße Schauspieler? Wir geben immer vor, wer anders zu sein, nur um anderen Personen zu imponieren und zu gefallen. Im Grunde ist das wirklich traurig. Aber es ist wohl so und wird sich kaum ändern lassen. Dafür ist der Mensch an sich nicht ehrlich genug, um ständig so zu sein, wie er wirklich ist.

Mich wundert es, dass manche Leute sich selbst nicht kennen. Oft wissen dann andere Personen mehr über einen zu erzählen als man selber dachte. Das würde dann bedeuten, dass man selbst zu sehr damit beschäftigt war, jemand anders zu sein und zu wenig Zeit damit verbrachte, man selbst zu sein.

Mich erinnerte dieses Gedicht übrigens sehr an ein Zitat von Shakespeare (Ich glaube aus As you like it). Wenn ich dies noch kurz erwähnen dürfte:

All the world's a stage,
And all the men and women merely players;
They have their exits and their entrances,
And one man in his time plays many parts.

27.01.2010, 08:02	#1
Jens Dabei seit: 01/2010 Ort: Lübeck Alter: 50 Beiträge: 15 Meine Gedichte	Gedanken Die Frage Tausend Masken, genausoviel Kostüme, meine Schritte stets geprobt, die Worte ausgewählt. Bewege mich locker, mein Lächeln ist sanft, mein Innerstes gespannt, damit der Auftritt stimmt. Das Publikum ist ausser sich, sie lieben und sie hassen mich, doch zwischen allen steht die Frage, "Wer bin ich?" Hab mich längst verirrt, zwischen all der Spielerei, stolper über Masken, verlier mich in der Show. Und immer diese Frage: "Wer bin ich?" stets und ständig diese Zweifel, drückend, quälend und zerreissend. Wer bin ich? Wer will ich sein? Warum nur tu ich das? Um zu gefallen, oder zu mißfallen, eher aber aufzufallen, um jeden Preis. Der Preis ist hoch, ich zahl ihn bitter, kostet er mein Selbst, meine unerkannte Eigenheit.

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28.01.2010, 18:39	#2
Nat Dabei seit: 12/2009 Alter: 36 Beiträge: 40 Meine Gedichte	Hi Jens, mir gefällt dein Gedicht. Es drängt einen zum Nachdenken. Sind wir nicht alle bloße Schauspieler? Wir geben immer vor, wer anders zu sein, nur um anderen Personen zu imponieren und zu gefallen. Im Grunde ist das wirklich traurig. Aber es ist wohl so und wird sich kaum ändern lassen. Dafür ist der Mensch an sich nicht ehrlich genug, um ständig so zu sein, wie er wirklich ist. Mich wundert es, dass manche Leute sich selbst nicht kennen. Oft wissen dann andere Personen mehr über einen zu erzählen als man selber dachte. Das würde dann bedeuten, dass man selbst zu sehr damit beschäftigt war, jemand anders zu sein und zu wenig Zeit damit verbrachte, man selbst zu sein. Mich erinnerte dieses Gedicht übrigens sehr an ein Zitat von Shakespeare (Ich glaube aus As you like it). Wenn ich dies noch kurz erwähnen dürfte: All the world's a stage, And all the men and women merely players; They have their exits and their entrances, And one man in his time plays many parts.