Abwärts bei Poetry.de

Nöck · 19.12.2009, 18:56

Abwärts

Wieso soll ich mich ernähren
von Obst, Gemüse, geht doch weg.
Kaue lieber Gummibären,
lieb auch Burger mit viel Speck.

Halte nichts von Goethe, Schiller,
möchte Horrorfilme schauen,
und mich nächtelang als Killer
mordend durch die Spielwelt hauen.

Und es ist auch nicht mein Wille,
Sport zu treiben für mein Wohl?
Dafür hab ich eine Pille,
hält lang wach mit Alkohol.

Wieso sollt’ ich auf euch hören,
euer Reden lässt mich kalt.
Könnt euch noch so sehr empören,
mich hält nichts, auch nicht Gewalt.

Warum soll ich die verschonen,
die alterskrank und kraftlos sind.
Bin halt voller Aggressionen,
es stört mich nicht, wenn’s Blut dann rinnt.

Und mit alten Freunden sitzen,
reden, lachen, gut versteh’n?
Längst vorüber, muss nur spritzen
kann dann schon den Himmel seh’n.

Merkt ihr nicht, wie ich euch hasse,
auch mich selbst, was macht das groß?
Kommt, wenn ich die Welt verlasse,
weint um mich - und lasst mich los

Rena · 21.12.2009, 12:58

Lieber Nöck

,

was muss dieser Mensch durchgemacht haben, wieviel Qualen erlitten haben, um so hart und abgestumpft zu werden und so zu hassen.
Das hört sich nach einer schweren Depression an.

Sehr nachdenkliche Worte, die einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen haben.

Liebe Grüße von Rena

fiw · 21.12.2009, 15:26

Ja, @Nöck, gut herausgearbeitet, diese resignative Haltung
Deines Protagonisten. - Auch Reim und Rhythmus stimmen,
wenn ichs so vor mich hinlese.

Damit bist Du fortan über jeden diesbzgl. Verdacht
erhaben …

Grüße,
fiw

Nöck · 22.12.2009, 07:25

Hallo ihr beiden,
ich freue mich, dass euch mein Gedicht berührt hat.

ich habe darin einmal versucht, mich in die Gedanken eines Jugendlichen zu versetzen, der zuerst noch völlig normal ist.
Fastfood und der ganze Kram ist bei vielen ja auch der Alltag. Dann geht es immer weiter abwärts, bis in die trostlose Junkiewelt. Abgestumpft und mit all dem abgeschlossen, was ein Mensch zum Überleben braucht und was ihm Halt gibt, sehnt er unbewusst sein Ende herbei.

Liebe Grüße von Nöck

Rena · 22.12.2009, 12:03

Ja, lieber Nöck

,

genau das habe ich aus deinem Gedicht herausgelesen.

Dieser junge Mensch braucht provessionelle Hilfe, braucht wieder eine Perspektive, um positiv am Leben teilhaben zu können.

Liebe Grüße von Rena

Feechen · 25.12.2009, 21:21

was für ein gedicht!
beeindruckende entwicklung, von gummibärn zu drogen...
so was ist echt niemandem zu wünschen
und dann dieses flehen, endlich sterben zu dürfen...
und erschreckend, wie herzlos jemand mit seinen mitmenschen sein kann.
trolles, nachdenkliches gedicht, aber die frage nach dem warum hab ich nicht gefunden...
vielleicht soll sie sich jeder selbst stellen, doch wer weiß schon, was im kopf eines solchen autors steckt?

weiter so!
feechen

19.12.2009, 18:56	#1
Nöck Dabei seit: 12/2009 Ort: In den Auen des Niederrheins Beiträge: 2.662 Meine Gedichte Meine Favoriten	Abwärts Abwärts Wieso soll ich mich ernähren von Obst, Gemüse, geht doch weg. Kaue lieber Gummibären, lieb auch Burger mit viel Speck. Halte nichts von Goethe, Schiller, möchte Horrorfilme schauen, und mich nächtelang als Killer mordend durch die Spielwelt hauen. Und es ist auch nicht mein Wille, Sport zu treiben für mein Wohl? Dafür hab ich eine Pille, hält lang wach mit Alkohol. Wieso sollt’ ich auf euch hören, euer Reden lässt mich kalt. Könnt euch noch so sehr empören, mich hält nichts, auch nicht Gewalt. Warum soll ich die verschonen, die alterskrank und kraftlos sind. Bin halt voller Aggressionen, es stört mich nicht, wenn’s Blut dann rinnt. Und mit alten Freunden sitzen, reden, lachen, gut versteh’n? Längst vorüber, muss nur spritzen kann dann schon den Himmel seh’n. Merkt ihr nicht, wie ich euch hasse, auch mich selbst, was macht das groß? Kommt, wenn ich die Welt verlasse, weint um mich - und lasst mich los

21.12.2009, 12:58	#2
Rena Dabei seit: 06/2009 Ort: Berlin Beiträge: 545 Meine Gedichte Meine Favoriten	Lieber Nöck, was muss dieser Mensch durchgemacht haben, wieviel Qualen erlitten haben, um so hart und abgestumpft zu werden und so zu hassen. Das hört sich nach einer schweren Depression an. Sehr nachdenkliche Worte, die einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen haben. Liebe Grüße von Rena

22.12.2009, 12:03	#5
Rena Dabei seit: 06/2009 Ort: Berlin Beiträge: 545 Meine Gedichte Meine Favoriten	Ja, lieber Nöck, genau das habe ich aus deinem Gedicht herausgelesen. Dieser junge Mensch braucht provessionelle Hilfe, braucht wieder eine Perspektive, um positiv am Leben teilhaben zu können. Liebe Grüße von Rena

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21.12.2009, 15:26	#3
fiw Dabei seit: 12/2009 Ort: Bayern Alter: 69 Beiträge: 151 Meine Gedichte	Ja, @Nöck, gut herausgearbeitet, diese resignative Haltung Deines Protagonisten. - Auch Reim und Rhythmus stimmen, wenn ichs so vor mich hinlese. Damit bist Du fortan über jeden diesbzgl. Verdacht erhaben … Grüße, fiw

22.12.2009, 07:25	#4
Nöck Dabei seit: 12/2009 Ort: In den Auen des Niederrheins Beiträge: 2.662 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hallo ihr beiden, ich freue mich, dass euch mein Gedicht berührt hat. ich habe darin einmal versucht, mich in die Gedanken eines Jugendlichen zu versetzen, der zuerst noch völlig normal ist. Fastfood und der ganze Kram ist bei vielen ja auch der Alltag. Dann geht es immer weiter abwärts, bis in die trostlose Junkiewelt. Abgestumpft und mit all dem abgeschlossen, was ein Mensch zum Überleben braucht und was ihm Halt gibt, sehnt er unbewusst sein Ende herbei. Liebe Grüße von Nöck

25.12.2009, 21:21	#6
Feechen Dabei seit: 12/2009 Alter: 29 Beiträge: 31 Meine Gedichte	was für ein gedicht! beeindruckende entwicklung, von gummibärn zu drogen... so was ist echt niemandem zu wünschen und dann dieses flehen, endlich sterben zu dürfen... und erschreckend, wie herzlos jemand mit seinen mitmenschen sein kann. trolles, nachdenkliches gedicht, aber die frage nach dem warum hab ich nicht gefunden... vielleicht soll sie sich jeder selbst stellen, doch wer weiß schon, was im kopf eines solchen autors steckt? weiter so! feechen