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15.11.2011, 23:53 | #1 |
Dabei seit: 11/2011
Ort: Hessen
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Beiträge: 91
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Eine kleine Glosse für Mr. Murphy
W-Lan für Mr. Murphy oder Die Sache mit den Handys Moderne Zeiten fordern moderne Tribute. Das gilt sowohl für Murphys Gesetze auch als für das 1. Oehlmannsche Axiom (mehr dazu später). Lassen Sie mich an dieser Stelle das Pferd von hinten aufzäumen und mit der Konklusion und dem Schlussatz beginnen: Konklusion: Murphys Gesetze haben nach wie vor unwiderlegbaren Wahrheitsgehalt Schlussatz: Ich mag Sie nicht Mr. Murphy! Anhand folgender Aussagenkette können Sie obige Konklusion mühelos selbst herleiten: Donnerstag 9:15: Das schrille Klingeln der Türglocke reißt mich aus dem Schlaf; warum hat der verdammte Handywecker nicht geklingelt?? Und wo zum Teufel ist das Ding überhaupt?? Freitag 8:45: Warum stand der wichtige Termin nicht im Kalender? Achso, war wohl im Handy gespeichert, gehe im Schlafanzug zum Termin. Kunden schauen komisch. Handy immer noch weg. 3. Tag ohne Handy. 10:00: mir doch egal das blöde Ding 10:45: zum dritten mal die Schmutzwäsche durchwühlt- immer noch kein Handy 23:00: Nachdem auch im Eisfach kein Handy „chillt“, gehe ich frustriert ins Bett 4. Tag ohne Handy: 10:00: Schreiner, Baggerfahrer, Postbote und Friseur stehen vor der Tür – Ich dreh langsam durch! 11:00: Neues Handy bestellt 11:30: Ins Bett legen, auf`s Handy warten und das beständige Klingeln der Türglocke ausblenden 5. Tag: 12:00: Handy im Kinderwagen gefunden; Das ist nicht ihr Ernst Mr. Murphy oder?? Mein Mann rät mir das Neue abzubestellen, weil ich damit sowieso nicht umgehen kann. Inzwischen bin ich ernsthaft sauer! Was weiss der schon als Informatiker von Technik?? 12:15: 100 mal sms gleichen Inhalts verschickt: „Handy gefunden!“ Kann den Daumen nicht mehr bewegen; egal, Akku ist sowieso leer. 1. Tag mit neuem Handy: 11:00: Ich entreiße dem Postboten das Paket mit dem neuen Handy. Eingeschüchtert räumt er das Feld Das Paket ist für die Nachbarn. 11.45: Ein netter UPS Postbote oder UPSbote , was auch immer, übbereicht mir das ersehnte Paket. 12:30: Noch immer habe ich keine Ahnung in welches Loch das Ladekabel gehört 15:00 Handy ist aufgeladen – endlich! 19:00: Stehe auf dem Dach, kann kaum schreiben weil es so windig ist. Immer noch kein Empfang, im Kinderzimmer auch nicht, und im Wohnzimmer, Arbeitszimmer, Keller, Garage, Garten und der Besenkammer ebenso wenig. 2. Tag: Neuen Vertrag bei anderem Anbieter abgeschlossen, warte verzweifelt. Vor der Tür stehen Handwerker und Kunden Schlange; ich öffne nur noch dem Postboten. 1. Tag mit neuem Vertrag: 11:00: SIM-Karte bekommen! Endlich! 13: 00: KEIN EMPFANG! In Karte gebissen. Dann Begleitbrief gelesen. Versuche SIM-Karte zu aktivieren 14:00: Webseite hat technische Probleme 14:30: Tel. Hotline hat auch technische Probleme Sprach Erkennung ist ebenfalls fehlerbehaftet; antwortet auf meine Anfrage: „Ich will nur meine scheiß SIM Karte freischalten!“, stupide mit: „Wir haben Sie leider nicht verstanden, bitte wiederholen Sie die Eingabe!“ Es ist Freitag Nachmittag.... Montag morgen, 8:00: Menschliche Person in der Serviceabteilung erreicht! 8:05: Ich habe vollen Empfang! 8:15: Die Internet-Verbindung funktioniert nicht 8:45: „Bitte warten Sie einen Moment, wir sind gleich für Sie da!“ Ihr mich auch.... 14:00: Bei einem entspannten Ausritt tröste ich mich über die vergangenen Strapazen hinweg. Sicherheitshalber schließe ich das neue Handy im Handschuhfach ein. 15:30: Bin bester Laune und will mein geliebtes Handy aus seinem engen Gefängnis befreien. Habe es Karl Otto getauft. 15:32: Das Handschuhfach klemmt. 15:34: ...noch immer Gerate in Panik 16:00: Habe die Position gewechselt und sitze nun auf dem Beifahrersitz, beide Füße auf das Handschuhfach gestemmt und fuchtele mit dem Schlüssel am Schloss herum, der Hund zu meinen Füßen schaut skeptisch – und stinkt. Einige Passanten schauen pikiert zu mir herüber. Sie gucken fast so komisch wie damals, als ich das neue Hundegitter montiert hatte und dann die Kofferraumtür hinter mir zufiel; aber das ist eine andere Geschichte. 17:00: Den Tränen nahe fahre ich mit geschlossenem Handschuhfach nach Hause. Karl Otto fiept ängstlich. 17:15: Ich habe den Ersatzschlüssel abgebrochen Einer der vor der Tür lagernden Handwerker unterbricht die spontan veranstaltete Grillparty auf dem Hof und schafft es tatsächlich den Schlüssel wieder zu entfernen. Auch er kapituliert vor dem diebstahlgesicherten Handschuhfach. Ich setze mich resigniert mit einem Bier zu den vielen fremden Menschen vor meiner Haustür. Sie fragen mich ob ich die Hausbesitzer kenne, ich verneine. 19:00 Mein Mann kommt nach Hause, ich breche in Tränen aus und über meinem 3. Bier zusammen. Er zückt seinen Zweitschlüssel, schließt mühelos das Handschuhfach auf und betrachtet ratlos den inzwischen wild singenden Haufen vor seiner Haustür. Ich schreibe diese Zeilen in inzwischen wieder erholtem Zustand und muss zu Murphys Gesetzen ergänzend das 1. Oehlmannsche Axiom hinzufügen: Ein zuvor teilnahmslos oder störrisch erscheinendes elektrisches Gerät wird mit sofortiger Wirkung seine Arbeit wieder aufnehmen, wenn ein männliches Mitglied der Familie Oehlmann den Ort des Geschehens betritt. Überflüssig zu sagen, dass natürlich das Internetsurfen auf dem neuen Handy ebenfalls sofort funktionierte. Lieber Mr. Murphy, wir haben also (zumindest in Teilen) mit dem 1. Oehlmannschen Axiom ein probates Mittel gefunden Ihnen beizukommen! Trotzdem verleihen wir Ihnen in Anerkennung Ihrer Dienste hiermit ein wireless Lan-Kabel! Viel Spaß damit! |
16.11.2011, 01:20 | #2 |
Dabei seit: 08/2011
Ort: Im Schwabenland
Alter: 50
Beiträge: 415
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Hallo kati79!
Ich (ist es nicht unhöflich, einen Satz mit "Ich" zu beginnen?) Beginne noch mal von vorn: Finde es Klasse. Habe nix zu nörgeln. Bin Dein erster Fan hier. megdw, Martho |
20.11.2011, 22:51 | #3 |
abgemeldet
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Hallo kati79,
Deine Glosse habe ich vor ein paar Tagen gelesen und muss immer wieder an sie denken. Das ist das eine, das ich Dir mitteilen will. Das andere: Erst dachte ich: Oh nein, jetzt kommt schon wieder jemand mit Murphys Gesetzen. Oh bitte nicht die Marmeladentoastscheibe... Und dann hast Du sehr zauberhaft und lebendig erzählt und ich sah Bilder von Dir und Deinem Auto bzw. des Lyrischen Ichs... Das allein war schon toll. Und dann dieser Schluss mit dem Oelmannschem Axiom auf die eigene Welt bezogen, individuell und eigenartig in der Problemlösung und die "Entstehung eigener physikalischer Gesetze". Toll! Liebe Grüße Encki |
20.11.2011, 23:49 | #4 |
Dabei seit: 11/2011
Ort: Hessen
Alter: 44
Beiträge: 91
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Hallo Encki,
schön dass dir meine Geschichte gefällt :-) ...die Sache mit dem Hundegitter ist übrigens wirklich passiert. Ich entkam nur durch Akrobatik und landete kopfüber auf dem Rücksitz ;-) LG Kati |
23.11.2011, 01:47 | #5 |
abgemeldet
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Super, wie du die Abhängigkeit der heutigen Gesellschaft von technischen Spielereien beschreibst - noch dazu auf eine äußerst humorvolle sowie unterhaltsame Art.
Da fällt mir ein, dass ich mein Handy aufladen muss |
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