ohne Titel
Immerfort ist mir, als solle ich Abschied nehmen. Aber wovon? Es ist spät,merke ich. Eine Uhr habe ich nicht bei mir. Auch keinen Anhaltspunkt für die Tageszeit. Eine Spur von Altern gibt meinem Wesen etwas Neues, mit dem ich aber gerechnet habe; jedenfalls spüre ich es eigentlich wie nachträglich: eine Brüchigkeit im Willen wie ein Sich-Umschauen, ob man noch soll, noch kann, ob der Zug nicht gleich fährt, den man nehmen muss. Was ist das Leben? Solche Gedanken kommen mir und dabei die Gewissheit, dass ich ihnen fern bleiben werde. Gefühlsmäßig fern. Eine nichtsagende Handbewegung verrät meine Resignation. Was habe ich hier verloren? Ein Blick in den blauen Dunst der Ferne trägt mich Sekunden. Dann kehrt er zurück: in die Unschlüssigkeit. Hierher: Wo das Warten um seinen Gegenstand gekommen ist. Kein Worauf. Kein Wozu. Nur ein Warum: Es ist so schwer zu gehen. Lassen Sie mich. Einen Moment noch, hier, wo die Sonne schien, und ein Kleines ihrer Wärme ist ja noch in meinen Wangen, hier, wo ich gelacht habe, dass ich jetzt ikaum denken kann, wie es mich nicht zerrissen hat. Ich muss stark gewesen sein. Ich leide jetzt nicht. Der sanfte Druck auf den Schultern, kann es nicht auch ein Mantel sein, den ich jetzt trage, eine zweite Haut, die auch ein Lebensgefühl gibt?
Gehen wir jetzt. Es ist spät. Gehen wir irgendwohin. Ganz ohne Selbstvertrauen sind wir nicht. Es kann immer Leute geben, die uns aufnehmen werden, auch in der Nacht noch. Gehen wir schnell. Am Rande der Straße. Im Wind einer entfallenen Zeit.
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