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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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24.08.2023, 15:16 | #1 |
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Nabelschau
Ein Mensch mit stolzen achtzehn Jahren
fühlt sich als Nabel dieser Welt und glaubt, er sei genug erfahren, dass er den Raum zusammenhält, die Zeit beherrscht, die Erde nutzt, dem Altern und dem Tode trutzt. Nach ausgelebten neunzig Runden weiß dieser Mensch: Die Zeit ist um, der Raum zu weit, ihn zu erkunden, und das Begreifen hält ihn dumm. Er folgte streng nach Alters Brauch dem Blick, der endet auf dem Bauch. 24.08.2023 P.S.: "Ein Mensch", nicht alle. |
25.08.2023, 08:17 | #2 |
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 61
Beiträge: 1.680
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Hallo Ilka
... oh, ein deeskalierendes PS sollte es eigentlich nicht brauchen, aber man weiß ja nie.
Als Nabel der Welt habe ich mich damals nicht gesehen, aber vermutlich als Gipfel der Weisheit, doch inzwischen auch in der 2 St angelangt. Schön auf den Punkt gebracht. beaux rêves |
26.08.2023, 23:16 | #3 |
Hallo Ilka-Maria,
mit 18 hielt ich mich sicher nicht für den Nabel der Welt.
Nach Lehrzeit und Wehrdienst, war meine Devise -was kostet die Welt- und ich wandte mich den eher freien Dingen wie Reisen, Musik und Studium zu. Letztlich landet ich aber doch wieder im sicherenn Schoß von Familie und einem Beamtendasein. Meine 2. "Flucht" war dann die ins Schreiben (erst Sience-Fiktion, dann Lyrik) und dort bleibe ich wohl hängen bis meine letzte Runde endet. Soweit meine "Nabelschau!" Gern reflektiert und LG Perry |
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27.08.2023, 06:39 | #4 |
Forumsleitung
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Ich auch nicht, Perry. In diesem Alter besteht noch viel Unsicherheit. Aber zur Entwicklung gehört auch, dass man die Vorgenerationen, vor allem die Eltern, in Frage stellt. Da kann es durchaus zu Verwerfungen und zur Besserwisserei kommen, wenn die Erkenntnis wächst, dass das Podest, auf dem sie zu stehen schienen, gar nicht so hoch und breit und standfest ist, wie man als kleines Kind geglaubt hatte.
Als ich jung war, erlebte ich das ziemlich krass, jedoch ohne mich hineinziehen zu lassen: Die Musikszene änderte sich und die Bands tobten auf den Bühnen, die Studentenrevolte krachte los, Politiker wurden öffentlich geohrfeigt, Kolle, Kinsey, French und Schwarzer rechneten mit der Prüderie und der Rolle der Frau in den Nachkriegsjahren ab, die Mode der Jugend (Minirock und Schlaghosen) war für konservative Elternhäuser eine Herausforderung, und wer sich schminkte, galt als Nutte. Die Jugend probierte aus: In Kommunen leben, Aufgaben teilen, auch den Partner teilen, Klamotten selber nähen, sich der Kreativität widmen, malen, töpfern, stricken und häkeln (auch Männer versuchten letzteres). An mir lief das meiste vorbei. Statt der Beatles hörte ich Bach und Beethoven, und meine große Liebe war sowieso das Kino, in das ich mich immer zurückzog. Aber heute wünschte ich mir, ich wäre damals aufmüpfig gewesen, als mich meine Eltern zu einer Lehre in einem staubigen, altertümlichen Büro genötigt hatten. Mit meinen beiden Ausbruchsversuchen scheiterte ich, natürlich mit dem dummen Argument, Lehrjahre seien keine Herrenjahre. Das Verdienst meiner Eltern war, dass ich mit meinem Beruf eine grandiose Grundlage zum Überleben und zu Wohlstand hatte. Aber ich habe ihn immer gehasst. |
01.09.2023, 12:23 | #5 |
Hallo Ilka-Maria
Was für eine schöne Hommage an Eugen Roth, zeitgemäß angepasst. Gefällt mir.
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02.09.2023, 20:34 | #6 |
hallo Ilka-Maria,
die letzten 3 Zeilen verstehe ich nicht. Wieso hält Begreifen dumm, und welcher Blick endet auf dem Bauch? Meinwr endet gottseidank noch nicht auf dem Bauch, sondern weiter unten. Traudl. |
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02.09.2023, 22:27 | #7 |
Forumsleitung
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Oops!
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03.09.2023, 21:58 | #8 |
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Im Zeitpunkt meines achtzehnten Lebensjahres hegte ich die Überzeugung, dass das Dasein, abgesehen von der natürlichen Umwelt, in seiner Gesamtheit als vollkommen trostlos anzusehen sei. Der Mensch verweilt im Leben auf eigenen Beinen und verpflichtet sich einer fünfzigjährigen Arbeitszeit, die die Mehrheit zu verabscheuen scheint, wobei ein bestimmter Abschnitt dieses Zeitraums mit physischer Degeneration einhergeht. Krankheit kann zu jedem beliebigen Zeitpunkt in das Leben eindringen und einem die Arschbacken rasieren.
Diese Vorstellung schürte in mir ein erhebliches Unbehagen. Interessanterweise begegnete ich einer beträchtlichen Anzahl von achtzehnjährigen Individuen, die als "Weltnabler" agierten. Meine Fähigkeit, dieses Phänomen nachzuvollziehen, blieb jedoch begrenzt, und es erschien mir, als handele es sich um ein kulturell geprägtes Erziehungsmuster. Hinsichtlich der gegenwärtigen Epoche habe ich den Eindruck, dass diese Betrachtung Signifikanz besitzt. Die Massenmedien haben ein schillerndes gesellschaftliches Panorama gezeichnet, welches Aspekte wie Elitegruppen, Finanzwesen, Diversität, Sexualität und politische Belange einschließt. Trotz meiner Unkenntnis bezüglich des Inhalts dieser Themen, betrachte ich diese Erscheinungen als Konstellationen von Individuen, die nach Machtausübung streben. Und wer nach Macht strebt, verschwendet nur selten viel Zeit aufm Klo. |
04.09.2023, 16:58 | #9 |
hallo Ilka-Maria,
ich hatte eine Frage gestellt und erwartete mehr als ein oops. Traudl. |
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04.09.2023, 17:20 | #10 |
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Ich wüsste nicht, was an den Zeilen unverständlich wäre und extra erklärt werden müsste.
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04.09.2023, 18:59 | #11 | |||
Lb. Ilka-Maria, lb. traudl,
Zitat:
Zitat:
Zitat:
LG Hans |
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04.09.2023, 20:28 | #12 |
Forumsleitung
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Mit Sex bzw. verlorenem Interesse an Sex hat mein Gedicht absolut nichts zu tun. Ansonsten bist du auf der richtigen Spur.
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05.09.2023, 06:58 | #13 | |
Hallo Ilka,
Zitat:
LG DieSilbermöwe |
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05.09.2023, 07:33 | #14 |
Forumsleitung
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Ums Essen geht es auch nicht. Das war einst Brecht, der das Wort zum "Bauch der zuerst kommt" in die Welt gesetzt hat. Die Definition für "Nabelschau" lautet im Wörterbuch der deutschen Sprache: "Übermäßige Beschäftigung mit der eigenen (persönlichen) Befindlichkeit." Es geht also um übermäßige Egozentrik in jeglicher Form, die den Blick auf die Welt verstellt. Wenn "ein Mensch" (absichtlich habe ich nicht den Artikel "der" Mensch, gewählt, um nicht zu stark zu verallgemeinern) begreift, dass seine Zeit zu Ende geht und er versäumt hat, den Blick vom Nabel zu heben, um mehr von der Welt zu erkennen, ist es zu zu spät für erweiterte Erkenntnisse.
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06.09.2023, 16:49 | #15 |
Ein Mensch, der sich wie beschrieben verhält, kann nicht dumm sein. Dumm bedeutet mangelnde Intelligenz, im Verhalten wenig Überlegung und wenig Interesse an höherwertigen Dingen zeigend. Ich hätte da ein anderes Wort gewählt, das den Sachverhalt besser trifft.
"Er folgte streng nach Alters Brauch..." Das hört sich für mich an, als sei das ein Brauch des Alters. Aber auch bei jungen Leuten reicht der Blick oft nur bis zum Bauch. "Nach altem Brauch" hätte ich deshalb besser gefunden, allein weil ich auch zu den Älteren gehöre. Auf eine Userfrage mit "oops" und nicht mit einer Erklärung zu antworten halte ich nach wie vor für ziemlich grenzwertig. Traudl. |
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06.09.2023, 17:15 | #16 | |
abgemeldet
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Zitat:
Das ist heftiger Tobak, der polarisiert. Wäre Dummheit eng an Intelligenz gebunden, warum verhielt sich Mozart wie eine leere Schachtel Pralinen? Warum sitzen ganze Universitäten voller Menschen, die zweifelhafte Äußerungen und Entscheidungen treffen, die alles andere als intelligent wirken? Oder Picasso? Ich meine, der Typ war ein unreflektierter Frauenhasser. Intelligenz ist wahrlich nicht daran geknüpft, ob jemand dumm oder klug ist. Ich glaube, dass das völlig unabhängig ins Ufer läuft. Einer, der dumm wirkt, kann hochbegabt sein, und einer, der wirklich dumm ist, kann blenden. Alles schon erlebt. Schau dir mal in den sozialen Netzwerken das Verhalten an. Dunning-Kruger ist wohl vernetzt, und jeder zweite spricht zum Überfluss auch noch akademisch. Außerdem bezweifle ich, dass sich Intelligenz so einfach definieren lässt. Für mich ist der Begriff so komplex wie ein Orgelregister. Stecke mal einen akut Depressiven in einen IQ-Test. Wie willst du bei so jemandem eine Hochbegabung nachweisen? Zu sagen, dass Dummheit ein Mangel an Intelligenz ist, ist zweifellos mutig. Jemand, der beispielsweise extrem viel liest, ist auch nicht automatisch intelligent. Wie war das? Kristallin vs. Fluid. Wissen reflektiert Bildung, aber keinen IQ. Der Kern ist wohl, dass dumme sich durchaus klug verhalten können und kluge sich dumm verhalten können. Im Leben gibts da heftige Überraschungen. |
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07.09.2023, 00:32 | #17 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Und was das "oops" angeht: Ich kann nichts dafür, wenn ein Leser Verständnisschwierigkeiten hat. Das ist allein sein Problem. Die Nachfrage verpflichtet mich nicht zu einer Erklärung. Wenn etwas "grenzwertig" ist, dann die Erwartung, ich müsse dem Leser die Aussage eines Gedichts wie einen süßen Brei löffelweise in den Mund schieben. Dazu sehe ich mich aber nicht verpflichtet. Es ist ein demokratisches Recht, auf Fragen nicht antworten zu müssen. Ich hatte beim Schreiben meines Gedichts eine Idee im Kopf und erwarte vom Leser nicht, dass in seinem Kopf bei der Aufnahme meines Gedichts die gleiche Welt aufgeht, die ich im Sinn hatte. Bei manchen Lesern klappt es, bei anderen nicht. Wer damit nichts anfangen kann, muss es nicht kommentieren. So einfach ist das. |
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25.09.2023, 12:29 | #18 |
Dieser Vortrag nach ostelbischer Gutsherrenart verstört mich. Jahrhundertgenies wie Mozart & Co stehen über jedem Vergleich. Auch ein Mitglied der Forenleitung sollte etwas mehr Verständnis für die Dummheit eines Lesers haben. Ich überlege, ob ich mich nicht besser aus diesem Forum verabschieden sollte. So einfach ist das.
Traudl, 15. 9. 23 |
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25.09.2023, 13:46 | #19 | ||
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Zitat:
Zitat:
Wer sich aus dem Forum verabschieden möchte, kann dies jederzeit tun. Ein kurzer Hinweis genügt, dann werden alle persönlichen Daten im System gelöscht, wie es die Datenschutzregeln erfordern. |
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