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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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14.01.2015, 22:54 | #1 |
Hotte
Horst hat man ihn einst gerufen,
feingeistig und schön. Von allen Mädels aus dem Block wurd er gern angesehen. Er war auf dem Gymnasium, er hatte gute Noten. Doch zu tun, woran ihm lag, das war ihm strikt verboten. Vater Jupp war auf dem Pütt, dritte Generation. Was sein Sohn einmal werden sollte, wusste bei der Geburt er schon. "Berchmann wirter, wie sein Vatta. Unter Tage soller kloppen. Ganz kräftige Arme hatter, der wird nich son Hottentotten." So fügte Horst sich in sein Schicksal, fuhr runter in den Schacht. Die Lunge und auch das Gesicht hat es kaputtgemacht. Die wunderbare Helga, mit den langen blonden Haaren, war nach ein paar Wochen schon mit Erich weggefahren. Er heiratete, gerade Zwanzig, nicht eben eine Barbie. Sie war stämmig von Statur, trank Pils und sie hieß Gabi. Auch Horst verfiel dem Alkohol, wenn die Kollegen...muss er wohl. Jahrelang ist Horst dann in den Pinten versumpft, weil parallel zum Pilskonsum die graue Masse schrumpft. Horst hatte ein großes Herz, und eine große Leber. Die Zeit hatte ihn rauh gemacht, und stämmig wie 'nen Eber. Wenn er nun, gerade anfang 70, auf sein Leben blickt, ist ihm trotz aller Widrigkeiten doch etwas geglückt. Das Backsteinhaus mit kleinem Garten kriegen mal die Kinder. Das Mädel macht was mit Computern und "datet" einen Inder. Zechen gibt es lang nicht mehr, die Schlote schweigen still, und irgendwann kommt auch der Tag, wo Hotte schweigen will. Doch bis dahin, seid gewiss, versüßt er sich das warten, stellt Pilz auf seiner Plautze ab und pflegt den Schrebergarten. |
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15.01.2015, 00:59 | #2 | |
Das sind also Gedichte über aktuelle Ereignisse...
aja! Zitat:
Der Rest ist auch ganz nett, aber hier muss ich beim 2ten, 3ten mal noch schmunzeln! Veilleicht können wir ja mal, was wir wann, wieso aus welchem Mund besonders lustig finden erörtern, ich will das T hier nicht sprengen: Nur soviel: Selbst jetzt muss ich noch drüber gackern!. Vielen Dank |
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15.01.2015, 10:49 | #3 |
Zugegeben, was das Zeitgeschehen angeht ist es nicht mehr so topaktuell, aber vor ungefähr 10 Jahren wär es das noch gewesen, hier geht es mehr um den Gesellschaftlichen Bezug und ein bisschen Kulturpflege
Mein Vatta war ja auch Berchmann, dem sein Vatta war auch Berchmann, aber mir ging immerhin keiner damit auf die Klötze. Muss daran gelegen haben das es als ich in das Alter kam nurnoch 3 Zechen hier gab Hab mir das aber alles lustig angeguckt. Helm auf, runter in die Grube, Kaue, Kokerei. Nur malocht hab ich da nich. Bin doch nich bekloppt xD |
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15.01.2015, 11:04 | #4 |
Fritz Eckenga, einer meiner Lieblinge, würde sich freuen. Das arme Ruhrgebiet, wie viel musste es ertragen? Schön das lachende und weinende Auge des Textes.
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15.01.2015, 11:07 | #5 |
Danke Farrell :-)
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15.01.2015, 14:10 | #6 |
Mein Vatter war auch Berchmann, hörte aber auf, als irgendwo ein großes Unglück geschah.
Meine Onkels waren, meine Cousins sind z.T. noch auffen Pütt. Du hast, finde ich, ein gutes Auge für das scheinbar Alltägliche, und zudem die Ausdruckskraft, in diesem Alltäglichen etwas Allgemeineres, Wesentliches darzustellen. Und das noch mit Humor. Gruß Pfil |
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15.01.2015, 21:41 | #7 |
Danke Pfil, genau das hatte ich zu vermitteln gehofft. Der Alltag den wir sehen ist nicht unbedingt immer nur Alltag, sondern nur ein Ausriss einer Geschichte den wir wahrnehmen.
Gruß, Versard |
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