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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger. |
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20.12.2006, 18:06 | #1 |
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 112
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Die Berührung der Sterne
Die Berührung der Sterne
Sophie war eine Sternensucherin; von ihrer Art gab es viele. Sie alle mochten die fernen Scheinschätze. Die einen suchten, um zu finden, die anderen, um zu genießen, die nächsten wiederum, um nach ihnen zu streben. Sternensuchergedanken waren sehr unterschiedlich und brachten viele Gründe hervor. Bei Sophie war es pure Faszination. Sie erinnerte sich gern an das allsommerliche Zeltlager - früher hatte sie geglaubt, schliefe man nachts draußen ein, so können man ja den Atem der Nacht spüren und müsse dadurch den Sternen näher sein als sonst. Als sie älter wurde, war ihr das nicht mehr genug. Sie wollte nicht nur diese ferne Nähe zu ihnen; sie wollte sie berühren. So begann ihr Irrweg. Sie suchte das kostbare Glitzersilber lange am Himmel. Dann jagte sie nach dessen wahren Schein in den Reflektionen des salzigen Spiegeltuchs. Aber sie fand nichts; sie schien ihrem Ziel niemals nah genug zu kommen, um es zu berühren. Erloschene Hoffnungen rückten an die Stelle, wo einst unlöschbarer Sternendurst gepocht hatte. Sie begannen ihre Jahre zu füllen. Dann eines Tages stolperte sie über einen physikalischen Fakt; Licht hat keine Grenzen, es setzt sich wellenförmig bis ins Unendliche fort. Und da fang sie an in den offenen Händen suchen. War nicht das wirklich Wertvolle an den Nachtschimmerquellen ihr Licht - und nicht sie selbst? Nun, und das floss durch Himmel hindurch auf Erden. Dort regnete es auf jedes bisschen Welt, tränkte es mit seinem Zauber und seinem Reichtum in stiller Unsichtbarkeit. Sie könnte es einfach mit den offenen Händen auffangen. |