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Alt 28.09.2005, 02:03   #1
männlich Blaubart
 
Dabei seit: 09/2005
Ort: Wien
Beiträge: 28


Standard Reinszenierung

Jetzt sitzt er wieder da. Er starrt Löcher in die Kerzenflame vor seinem Gesicht. Seine Augen sind leer. Er ist weg, in einer anderen Welt. In einer Welt wo Träume gelebt und nicht zerstört werden. Es ist wieder einmal alles gesagt und er hat nicht einmal den Mund aufgemacht.
Saß stumm da.
Es gab so vieles, was aus ihm heraus mußte, doch als er reden wollte kam nur das übliche “Ich verstehe”. Es brannten tausend Fragen, doch er ließ sie in Ruhe.
Sie ist nicht müde geworden die alten Floskeln zu dreschen, wieleidesihrtuedaßesnichtsmit
ihmzutunhabedaßereinwahnsinnignettermenschseiaber esgeheleidernicht. Es brach aus ihr heraus, sie redete, aber sagte nichts, zumindest nichts Konkretes, wogegen er hätte kämpfen können. Sie nahm ihm den Wind aus den Segeln mit ihren allgemeinen, nichtssagenden Formulierungen, die sie ihm wie Mühlsteine vor die Füße warf. Er wehrte sich nicht. Er wußte, es war sinnlos.
Er sagt nichts.
Er hörte nur zu. Zuhören, daß konnte er. Zuhören, obwohl er schon so oft zugehört hatte. Niemals hatte er am Ende verstanden warum. Er wußte bereits sehr genau, was als nächstes kommen würde. Nach den ersten Sätzen kannte er bereits das Ende. Trotzdem blieb er.
Er starrte.
Sie erzählte von Freiheiten nicht aufgeben wollen sich nicht binden wollen noch so vieles tun wollen erst Ordnung in ihr Leben bringen wollen. Es waren Sätze bei denen sie sich selbst nicht klar war ob sie nur gesagt oder auch gedacht oder sogar gefühlt wurden. Sie war sich in keiner Sekunde sicher das Richtige zu tun, also redete sie die Unsicherheit einfach nieder.
Er hört zu.
Sie hatte längst nichts mehr zu sagen gehabt, aber sie redete. Nicht mehr Dinge die von ihr kamen, sondern solche die sie irgendwo gelesen hatte; schade daß sie nur Trivialromane las. Dann hört sie auf. Sie war leer. Die Stille war erdrückend. Er müßte etwas sagen. Er dachte nicht daran.
Er geht.
Dreht sich nicht um.
Ist weg.
Sie weint.
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