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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

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Alt 20.07.2007, 15:59   #1
Vanitas
 
Dabei seit: 07/2007
Beiträge: 22

Standard gekräuselte Schlichtheit

klänge von einem zum nächsten raum,
bringen die füße weit über das meer,
von hoch oben klopft die angst vor dem tiefen da unten und doch lächelt verschmitzt die tote hand,
tippt geduldig deine geschichte bevor du sie erleben kannst,
springst freudig zu den warmen strahlen wenn sie nur nicht so stechen würden,
so geht das gute nicht ohne dem bösen,
so benannten wir dinge um begreiflich zu werden,
so bauten wir häuser um nicht schutzlos zu sein,
so führten wir kriege um nicht sterben zu wollen,
so sitzen wir heut noch um nicht vorwärts zukommen,

und mit einem mal wird’s dunkel,

sekunden der stille,

wut,

und erbärmlich wird nach der vergangenheit gerufen die doch im lichte noch so unerträglich war,
im plötzlichen luftleeren raum wird unermüdlich das gelebte versucht neu zu puzzeln,
endlich sind die symtome auf die man konditioniert wieder greifbar und man fühlt,
welch selber narr man ist und war
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Alt 20.07.2007, 20:22   #2
Werther
 
Dabei seit: 01/2007
Beiträge: 404

Ein Lied vom Weltuntergang, wenn ich das richtig sehe. Und alles, was war, wird so nichtig sein, wenn wir vorm großen Ende stehen. Vor wem oder was werden wir uns rechtfertigen müssen? Werden wir es können?

Ich finde es sehr durchwachsen. Es sind ein paar Sentenzen darin, die mir außerordentlich gut gefallen, jedoch auch solche, die den Gesamteindruck schmälern.

Ein paar Dinge solltest du aber unbedingt verändern. Vielleicht ist dir das so gar nicht aufgefallen, geht mir auch manchmal so. Ich nenn dir einfach mal, was ich meine:

"so geht das gute nicht ohne dem bösen," Entweder verstehe ich diesen "Satz" nicht, oder er ist grammatikalisch nicht vertretbar. Meines Erachtens fehlt dort noch eine infinite Verbform mit "zu". Solch eine folgt aber auch in den nächsten Versen nicht, oder übersehe ich da was?

"so führten wir kriege um nicht sterben zu wollen," Ich denke, ich weiß, was du meinst. Aber so, wie du es geschrieben hast, heißt es, wir wären alle suizidgefährdet, hätte es auf der Welt keine Kriege gegeben. Ich denke, du meinst es so: "so führten wir kriege, weil wir nicht sterben wollten." (würde dann allerdings nicht mehr so gut zu den vorhergehenden Versen passen, die ja zusammen eine Einheit bilden sollen, wenn ich das richtig sehe).

"und mit einem mal wird’s dunkel," Die Verkürzung ist meiner Meinung nach nicht vonnöten, da der Rest des Gedichtes so monumental ist, dass so eine fast schon saloppe Form eher aus dem Rahmen fällt.

"welch selber narr man ist und war" Wieder glaube ich zu wissen, was du sagen willst, aber die Form kann ich so nicht stehen lassen. Du meinst wahrscheinlich, man sei nun immer noch der selbe Narr wie damals. Die Verbindung "ist und war" drückt das aber allein schon aus, das "selber" wird daher nicht gebraucht und ist hier darüber hinaus auch kein gutes Deutsch. Ersetze es durch ein Adjektiv. Weglassen allein würde dem Vers nur schaden, weil ich ihn klanglich so sehr schön finde. Es sollte also ein zweisilbiges Adjektiv her. Denk mal drüber nach.

Ok, das war das, was ich zu bemäkeln hätte. Würde mich freuen, wenn du die genannten Stellen nochmal nachbearbeiten würdest, da sie den Gesamteindruck schwer belasten. Ansonsten gefällt mir dein Schreibstil sehr: die Verse, die sich weigern zu enden, bevor sie alles losgeworden sind, was sie zu sagen haben. Jedes Wort führt ein kleines Eigenleben, das macht das Gesamtgefüge sehr dynamisch und eindringlich.

Gruß, Werther

EDIT: Achso, eines noch: Du lässt im Gedicht bewusst Groß- und Kleinschreibung außen vor. Das ist legitim, kann man so machen. Wirkt dadurch optisch ruhiger, beinah geflüstert. Ich frage mich nur, warum nicht auch der Titel dem unterworfen ist.
Werther ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.08.2007, 20:58   #3
Vanitas
 
Dabei seit: 07/2007
Beiträge: 22

so nun nach langer Zeit des schweigens, versuch ich nun deinen Kommentar gerecht zu werden...

erstmal danke ich dir für deine wirklich gut strukturierte konstruktive Auseinandersetzung meiner Gedankenwelt...

..mir ist sogar aufgefallen das du dir mehr gedanken über meiner gedanken gemacht hast als ich es tue

bin da mehr so´n purzelbaum oder ein obstbaum an dem man rüttelt und alles fällt runter auch das faule obst

und du hast dir echt die mühe gemacht da ordnung reinzubringen und deine Art und weise dies zu tun mag ich sehr..

allerdings fällt es mir schwer nun deiner Bitte gerecht zu werden und dies umzugestalten..
ich glaub das wär komisch für mich..s wär dann nicht mehr authentisch und vieleicht auch nicht das was von mir gefühlt da herauswollte...

lassen wir`s doch einfach als fehlerhaftes beiwerk hier für die nachwelt liegen und ich werde deine kritik bei den nächsten lyrischen geburten versuchen anzuwenden..

it was a pleasure
v
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