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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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14.08.2018, 07:44 | #1 |
Fünf Leinen
Fünf Leinen hat mein Körper.
Ich bin nichts ohne sie. Die Stille ist mein Eigentum. Los zieh an mir! Los zieh! Verführe mich zum Tanz der Nacht und lass mich wirbeln wie ein Engel auf dem Wolkenschiff mit Harfenklangesprit. Und ist dir so, so hebe mich ein Stückchen höher, greife mich, mit deinen Händen streichle mich und binde neue Leinen an meine Glieder, meinen bewegungslosen, toten Kopf. Dann spiel mit mir und lass mich stehn und wie ein Hündchen mit dir gehn, denn ich bin dein und lebe nur ziehst du an meiner Schnur. |
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17.08.2018, 00:08 | #2 |
Sehr schönes Gedicht, ein Favorit! Jaja, als Marionette lebt es sich wahrlich leichter, aber ist es das Wert? 🤔
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17.08.2018, 09:37 | #3 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Lieber MiauKuh,
ja, mir fiel auch das Wort Marionette ein und gleichzeitig der Gedanke: Sind es "Leinen", mit der sie bewegt wird? Dass es fünf sind, bringt die Assoziation Richtung "fünf Sinne" mit sich. Werden wir von ihnen (und dem Strippenzieher) gelenkt? Eigentlich eine traurige und sehr eingeschränkte Sicht auf unser Leben - aber gut in Worte gesetzt. Liebe Grüße, Heinz |
17.08.2018, 09:56 | #4 |
Hey ihr beiden,
ich dachte an eine Marionette, die per "Leine" (Hündchen) geführt wird. Eigentlich ja eher eine Strippe, wie Heinz es sagt. Mir gefiel aber das Wort Leine. Ursprünglich dachte ich auch nicht direkt an die Marionette, sondern einen Menschen der gelenkt wird, durch Leinen die ihn in die eine oder andere Richtung ziehen, was wiederum automatisch zur Marionette wurde. Und jemand, dem solche Leinen/Strippen angeboren sind, oder eben angebunden, der ist nichts ohne sie. Er braucht sie, weil sie ihn lenken. Lebt er deswegen leichter, NuclearWinter? Ich meine er lebt ja im Grunde gar nicht mehr, wenigstens aktiv tut er es nicht. Solch ein Leben mag vielleicht mancher gut finden, aber es ist, finde ich, keine eigene Lebensweise mehr und darum auch sehr, sehr traurig, wie Heinz das sagte. |
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17.08.2018, 13:48 | #5 |
Hey Miaukuh!
Ich musste direkt an diese Szene denken: https://www.youtube.com/watch?v=Yp0MqEwdXy0 Bin leider Simpsons-geschädigt... LG k |
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17.08.2018, 13:58 | #6 |
abgemeldet
Dabei seit: 04/2018
Ort: Zwischen den Gedanken
Alter: 57
Beiträge: 697
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Hallo MiauKuh,
das ist ein sehr fazinierendes Gedicht und sehr gut geschrieben. Der Titel "5 Leinen" führte mich erst ganz woanders hin. Ich hatte Leinen als Leinentuch gelesen und fand darin die Andeutung unterschiedlicher Schichten und Ebenen, die dem Menschen ausmachen. Körper, Empfindingen, Emotionen, Gedanken, Seele....wie auch immer. ich bin nichts ohne sie.... die Stille ist mein Eigentum... Gänsehaut! Erst am Ende entstand durch die Erwähnung der Schnur beim erneuten Lesen das Bild der Marionette. Verführe mich zum Tanz der Nacht und lass mich wirbeln wie ein Engel auf dem Wolkenschiff mit Harfenklangesprit Was für ein sprachlich schöner Höhenflug und aussergewöhnlicher Wunsch einer Marionette. Und ist dir so, so hebe mich ein Stückchen höher, greife mich, mit deinen Händen streichle mich und binde neue Leinen an meine Glieder, meinen bewegungslosen, toten Kopf Abgesehen davon, dass sich hier die absolute Abhängigkeit von jemanden auf entsetzliche Weise "toter Kopf" zuspitzt, schwingt auch eine Lust an der Unterwerfung mit. Sehr gerne gelesen, Serpentina |
17.08.2018, 14:12 | #7 | |
Zitat:
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17.08.2018, 19:12 | #8 |
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
Alter: 42
Beiträge: 5.271
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Wieder mal aus deinem Seelenhorte
etwas dass mir sehr gefällt Ergreifend traurig sind die Worte schaurig in den Raum gestellt dieses "Leben" ist kein Leben wird ja auch durch nichts ergänzt nichts kann ein Solches dir noch geben nennt sich nur noch Existenz |
18.08.2018, 13:07 | #9 | |
Zitat:
LG NW |
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21.08.2018, 10:29 | #10 | ||
Zitat:
danke für deine Worte zu dem auf eine Marionette anspielenden Text. Lust der Unterwerfung spielte für mich hier gar nicht mit, allerdings verstehe ich völlig, dass du das hineininterpretieren kannst. Ich finds cool, dass dir die metaphorischen Zeilen gefallen haben, das stärkt mich darin mal wieder öfter welche zu verwenden. Ganz liebe Grüße! Zitat:
Ich hab wohl zu viel "Burattino" gelesen, wobei der ja keine Marionette ist, sondern ein Pinoccio. Sei auch du lieb gegrüßt :-)) |
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21.08.2018, 11:29 | #11 |
Mir gefällt Dein Gedicht auch sehr gut.
Vor allem in der ersten Strophe sind ein paar tolle Wortkreationen enthalten. Den "Harfenklangesprit" mochte ich zum Beispiel sehr. Genau wie den Titel. Das ist immer eine Sache, mit der ich mich sehr schwer tue. Meistens weiß ich genau was ich sagen möchte, schreibe alles auf und am Ende sitze ich dann davor und habe Probleme, dem Kind einen Namen zu geben. "Fünf Leinen" ist toll, genau wie das Marionetten Thema, mit dem ich mich auch beschäftige. Übrigens: An Unterwerfung und Dinge dieser Art hatte ich auch kurzzeitig gedacht. Scheinbar ging es jemand anderem ähnlich, aber das hat sich ja auch geklärt. Ein wenig Interpretationsspielraum ist doch auch etwas schönes. |
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21.08.2018, 11:39 | #12 | |
Zitat:
schön wenn es dir gefallen hat, hier drin rumzuschmökern! Was die Unterwerfungssache angeht: Ich kann mir vorstellen, dass du es deswegen assoziiert hast, weil hier darum gebeten wird an der sprichwörtlichen Leine am Körper zu ziehen. Ein bisschen wie wenn jemand an der Leine zieht, die wer anders um seinen Hals hat. Das Bild ist ja nur allzubekannt. Es amüsiert mich aber ein kleines bisschen, dass ich diesen Effekt hier erzeugt habe, obwohl es darum gar nicht gehen sollte. Was die Titel angeht: Gäbe es dafür ein echtes Rezept, wären alle Titel immer gut ... so einfach ists nicht |
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22.08.2018, 16:45 | #13 |
Hallo MiauKuh,
auch mir gefallen Deine Worte.. Ich finde eine Abhängigkeit entsteht ,da nur beim Zug eine Aktion geschieht.. Wer hält , wer spielt,wer lenkt..? Wer bindet die neuen Leinen.. Es ist dieses totale ausgeliefert sein, diese Abhängigkeit, die mich nachdenklich macht.. Sehe ich doch Menschen, wie an Fäden gezogen durch die Städte laufen.. Gerne gelesen.. Liebe Grüße Mona |
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22.08.2018, 19:20 | #14 |
Lieber Miaukuh,
dieses Wesen, dass sich Bewegung wünscht, fordert die Fremdbestimmung bewusst, ja, begeistert und aus Erkenntnis. Jeder von uns gleicht ihm, auch wenn er die Fäden meist eben nicht so bewusst erkennt. Schon die "Leine", die uns nach unten zieht (Schwerkraft) und dadurch einschränkt und leitet, ist sehr wichtig, ermöglicht sie uns doch überhaupt erst die gerichtete Bewegung, die Orientierung im Raum und die Zielsetzung. Und die geistige und psychischische Erdung und Entwicklung bauen darauf (und auf vielen anderen Fäden) auf. Gern gelesen. LG gummibaum |
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23.08.2018, 13:07 | #15 |
Lieber MiauKuh,
ich musste ein wenig an Platons Höhlengleichnis denken: Der Mensch erkennt nie die Wirklichkeit, sondern immer nur einen kleinen Teil davon (so wie - laut Platon - der Schatten, der entsteht, wenn ein Feuer das Bild eines Gegenstandes an die Wand wirft). Die Wirklichkeit der Marionette besteht aus Fäden (oder Leinen), und sie will daran gezogen werden. Für uns erscheint das traurig, aber so ist es eben im Puppenuniversum... Gratuliere zu den gelungenen Zeilen! Liebe Grüße, Georg |
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23.08.2018, 16:44 | #16 |
abgemeldet
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Lieber MiauKuh,
ich habe es mehrfach gelesen und es gefällt mir immer besser. Lieben Gruß Letreo |
23.08.2018, 16:54 | #17 | ||||
Zitat:
Zitat:
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Zitat:
stell dir etwas vor, das bettelt darum, dass an den Leinen gezogen wird und sprich es laut. So war es jedenfalls gedacht, was auch immer das "es" ist :-) Z.B. Die Marionette, oder eben ein Mensch, oder einer der es mag, an Leinen geführt zu werden .. oder jemand der ohne Leinen nicht zurecht kommt oder oder ... :-) Vielen lieben Dank euch, Mona, Letreo, gummibaum und Georg! Es ist erfreulich für mich gewesen eure Kommentare zu lesen. |
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