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10.09.2023, 13:06 | #1 |
Mark Aurel
Als Mark Aurel am Tiber einst den Thron
des Prinzipats zum Kaiser Roms bestieg, da prägte seine Herrschaft neben Krieg und Pest auch ein Konflikt der Religion, denn Christen wurden schnell, aus Aversion, gerichtet und der Kaiser, heißt es, schwieg. Doch führte er persönlich noch zum Sieg sein Heer, stand an der Spitze der Legion und hat dabei an seinem Werk geschrieben an der 'Meditation', der 'Selbstbetrachtung'. Er ist in der Erinnerung als Weiser bis heute ohne Gleichen gar geblieben, der größte Stoiker, sagt man mit Achtung; als Mark Aurel, der Philosophenkaiser. / Als Markus Aurelius den römischen Thron erwählt durch den Pius Antonius bestieg, war seine Regierung geprägt durch den Krieg, durch Pest und Konflikte mit der Religion. Den Christen nicht weniger grausam als schon Caligula, Nero; doch bei ihm verschwieg es halt die Historie, ihm, der noch zum Sieg geführt an der Spitze hat seine Legion. Und während des Krieges, da hat er geschrieben die 'Meditationen', genial die 'Betrachtung des Selbstes' für die er wahrhaftig als Weiser bis heute berechtigt in Köpfen geblieben, bedeutend, ohn Gleichen, genießt er die Achtung als Markus Aurelius, der stoische Kaiser. *ich würde mich über Meinungen und Anregungen freuen. meine persönliche Tendenz liegt in der ersten Fassung, sie beide haben sowohl ihre Vorzüge aber auch Aspekte, mit denen ich noch nicht so ganz glücklich bin |
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10.09.2023, 14:49 | #2 |
Lieber Anaxi
wie schön, dass Du mal wieder ein Thema aufgreifst, das geschichtliche Vorgänge mit philosophischen Fragestellungen verbindet. Mark Aurel als Christenverfolger/Kriegsherr einerseits und als großer Philosoph/Stoiker andererseits scheint geradezu prädestiniert als Thema für ein Sonett, wobei die Synthese wahrscheinlich in der Frage mündet, welche der beiden Rollen stärker auf uns wirkt.
Man könnte ganze Abhandlungen darüber schreiben, aber bei mir reicht es leider nur zu einigen stichwortartigen Einwürfen zu Dingen , die mir aufgefallen sind: Die Frage, welche der beiden Versionen die "bessere" ist, ergibt sich für mich ehrlich gesagt nicht - mit der ersten bist Du auf dem richtigen Weg. Die zweite ist schon metrisch reichlich "verwurschtelt" - schau Dir allein den plötzlichen Daktylus-Auftakt in S1V3 an, und in S2 wird es noch schlimmer: Wie soll man denn "Caligula, Nero ..." flüssig betonen? Für mich wird der erstere Herr xXxx verfl-ixt. In V3 wird es auch nicht glatter, und die doch recht abenteuerlich Inversion "geführt an der Spitze hat" im folgendem Vers setzt dem ganzen die Krone auf. (Wie betörend demgegenüber die durchgehenden Jamben Deiner ersten Version). Die Erwähnung der damals schon rund 150 Jahre toten Tyrannenkaiser finde ich auch inhaltlich nicht wirklich zielführend, und Pius Antonius sagt mir jetzt gar nichts. Noch einige Anmerkungen, wie inhaltliche Deutungen in beiden Versionen durch kleine (?) sprachliche Unterschiede auseinanderklaffen: "Ein Konflikt der Religion" ist für mich etwas dezidiert anderes als "Konflikte mit der Religion". Zur Christenverfolgung: "und der Kaiser, heißt es, schwieg" ist für mich ein vollkommen anderes Rollenverhalten als "Den Christen nicht weniger grausam als schon ... Nero" in der zweiten Version. Mark Aurel gewinnt dadurch ein wenig die Perspektive des Pilatus, der Folter und Hinrichtung Jesu nicht befohlen, aber auch nicht verhindert hatte, obwohl er es (wahrscheinlich) gekonnt hätte. Auch die charakterisierung des Philosophen in den Terzetten finde ich in der ersten Version wesentlich besser gelungen - vor allem in der Gegenüberstellung von "stoischer Kaiser" und "Philosophenkaiser". Ich glaube außerdem nicht, dass man grammatikalisch "des Selbstes" sagen kann. Schön finde ich demgegenüber den zweimaligen Auftakt "Als Mark Aurel" im ersten und letzten Vers beider Sonettversionen - das hat Anklänge an eine "Bogenform" (Titel oder erster Vers wiederholen sich im letzten Wort oder im letzten Vers), die ich sehr mag und auch öfters zu verwenden versucht habe. Insgesamt lässt Du ja auch in Version 1 die Antwort auf die Frage der Synthese offen. Es bleibt also dem Leser überlassen (gut so ...), ober er Mark Aurel (weiter) ausschließlich als Philosoph sehen will, oder auch den Kriegsherrn und Christenverfolger berücksichtigt. Eine Anregung, sich mal ein wenig einzulesen. Vielen Dank und einen schönen restlichen Sonntag Epilog |
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10.09.2023, 16:59 | #3 |
Mein lieber Epilog
ganz herzlichen Dank für deinen Kommentar!
Ich muss sogar eingestehen, ich hatte ein wenig auf einen Kommentar von dir gehofft, wie schön also von dir zu lesen. Deine Einordnung hat mir auf jeden Fall geholfen, nochmal ein wenig mit Abstand drauf zu schauen und dir absolut recht zu geben. Während mir die unschöne Betonung bei 'Caligula, Nero ...' selber natürlich nicht entgangen ist, von vorn hinein ein Minuspunkt für diese Version, ist mir der daktylische Auftakt in S1Z3 so garnicht aufgefallen, bzw dass es ein Daktylus ist, würde ich so garnicht unbedingt sagen, aber das 'war' an erster Stelle ist wirklich ziemlich dominant ... Die Inversion, schön ist wirklich etwas anderes aber die 'Betrachtung des Selbstes' finde ich persönlich sogar schlimmer Die Erwähnung oder der Vergleich zu Caligula und Nero fand ich eigentlich ganz cool, sonst hätte ich die unsaubere Metrik auch garnicht hingenommen. Da gehen die beiden Versionen aber wirklich sehr auseinander, während ich mich in der jambischen Fassung an dem orientiert habe, was ich in der Recherche gelesen hatte, ist dieser Vergleich der Erinnerung an eine Doku entnommen, in der in Bezug auf die Grausamkeit, die Caligula und Nero beigelegt wird relativierend erwähnt wurde, dass unter Nero eben nur die drittmeisten Christen 'geschlachtet' wurden, hinter Mark Aurel. Möglicherweise passt diese Aussage aber wirklich besser in einen anderen Rahmen. Andererseits cool, dass du den Zeilenanfang 'als Mark Aurel ..' am Anfang und Ende positiv hervorhebst, mit dem als hab ich nämlich ein wenig kämpfen müssen. Nicht in dieser Form, aber ich hab anfangs lange hin- und hergeschoben, bis ich wirklich im Fluss war und ha haben mich Textfragmente wie Als Mark Aurel als Kaiser Rom regierte ... Als Mark Aurel im Prinzipat den Thron als Kaiser einst bestieg und Rom regierte ... echt gestört. Dass so die erste und letzte Zeile den selben Auftakt haben, war mir ehrlich gesagt garnicht aufgefallen, in Richtung Bogenform hab ich zumindest bis jetzt noch nie geschaut. Abschließend muss ich sagen, der Rhythmus des Amphibrachys hat mir in der zweiten Version sehr zugesagt, aber qualitativ sind beide nicht vergleichbar, auch vom Aufwand her. Nach einigem hin- und herexperimentieren mit verschiedenen Anfängen, ist es schließlich der Jambus geworden, an dem ich das Gedicht verarbeitet habe. Und oh Gott, was haben mir grad die Terzette die Nerven geraubt, so lange hat es gedauert. Als ich dann fertig war hab ich den Amphi fast schon hingeschmiert könnte man sagen *achja, zum Konflikt der Religion, ja ganz glücklich war ich damit auch nicht, meinst du stattdessen wäre da prägten seine Herrschaft neben Krieg und Pest Konflikte mit der Religion besser? **Pius Antonius wäre mir soweit auch nicht bekannt gewesen, es war wohl sein Adoptivvater und Mark Aurel der letzte 'Adoptivkaiser'. Vom Ding her ist das aber mehr eine Lückenfüllerzeile Hab vielen Dank für deinen Kommentar! Ich wünsche dir auch noch einen schönen Sonntag, liebe Grüße Delf |
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