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Die Philosophen-Lounge Forum für philosophische Themen, Weisheiten und Weltanschauungen.

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Alt 16.06.2020, 20:02   #1
männlich Epilog
 
Dabei seit: 10/2019
Ort: in den Wolken
Alter: 56
Beiträge: 515

Standard Traumdeutung und poetische Verarbeitung

Liebe Forenfreunde,

ich weiß nicht, ob das Thema hierher passt, aber wahrscheinlich so gut oder so wenig wie in jede andere Kategorie.

Mir ist beinahe wieder mal im Nachhinein aufgefallen, dass eine ganze Reihe der von mir geposteten Gedichte die Thematik des Abtreibens und allmählichen Versinkens in Flüssen oder anderen Gewässern aufgreift. Wer sehr viel Zeit oder Interesse hat, kann das anhand folgender Links nachprüfen:

https://www.poetry.de/showthread.php?t=89817
https://www.poetry.de/showthread.php?t=89736
https://www.poetry.de/showthread.php?t=89143
https://www.poetry.de/showthread.php?t=88863
https://www.poetry.de/showthread.php?t=88334
https://www.poetry.de/showthread.php?t=87824

Den eigentlichen Ausschlag gab aber ein aktuelles Gedicht von Ralfchen, das diesen Sachverhalt gleichfalls symbolträchtig thematisiert:

https://www.poetry.de/showthread.php...853#post544853

Nun ist mir dazu eingefallen, dass ich dergleichen auch tatsächlich häufig träume, was durchaus das Gepräge eines Alptraums mit Todesängsten annehmen kann. Erste Vermutungen des Laienpsychologen gehen dahin, dass es sich um "Traumverarbeitungen" nächtlicher Atemstillstände (Schlafapnoe) handeln könnte. Meine Schwester, der ich davon erzählte, meinte allerdings auch, dass es dabei um eine Auseinandersetzung mit meiner fortschreitenden Ertaubung geht - und tatsächlich heißt es ja in der Auftakt- und Abschlusszeile des höchst merkwürdigen Fohr-Sonetts
"gedämpft verklingt das lachen und gelärme ... (des daseins fluss) verbrackt zum still-leben mit seines geists gesperme"

Nun ja, die Frage ist, ob Ihr auch (wiederkehrende) Traumerlebnisse habt, die Ihr in Poesie verarbeitet? Und was ist gegebenenfalls eure Meinung zu dem "Traumertrinken"?

Einen schönen Abend sagt euch

Epilog
Epilog ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.06.2020, 00:49   #2
männlich Ex-Ralfchen
abgemeldet
 
Dabei seit: 10/2009
Alter: 77
Beiträge: 17.302

servus lieber E.

ein höchst interessanter faden. einleitend: ja ich habe wiederkehrende Träume und diese seit Jahrzehnten. ich hatte vor etwa zig jahren (ende der 70er bevor wir nach Kalifornien übersiedelten einen ganz bestimmten traum der sicher ein dutzend mal wiederkehrte:

Lucy und ich wohnten nach der Übersiedelung in Westwood im letzten stock eines high-rise der eine Fassade aus roten Ziegel hatte.


unsere erste resp. zweite Wohnung at 10401 Wilshire blvd (im high rise, der einem freund gehörte) war ein Penthouse mit etwa 300m2 WF. es war - wie ich schrieb - keine ziegelfassade aber genau vis a vis stand ein Highrise mit roter Ziegelfassade. Siehe google maps

mehr demnächst.


heir die auffahrt:

https://up.picr.de/38806114tu.png

wir wohnte im letzten stock linkes eck-penthouse

https://up.picr.de/38806113wy.png

das Ziegel front building vis a vis

https://up.picr.de/38806112er.png
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.06.2020, 07:10   #3
weiblich DieSilbermöwe
 
Benutzerbild von DieSilbermöwe
 
Dabei seit: 07/2015
Alter: 60
Beiträge: 6.687

Hallo Epilog,

Zitat:
. Nun ja, die Frage ist, ob Ihr auch (wiederkehrende) Traumerlebnisse habt, die Ihr in Poesie verarbeitet?
Ja, habe ich und ich verarbeite sie auch in Gedichten, aber auch in Geschichten. Ich träume manchmal immer noch von meinem früheren, vor 8 Jahren verstorbenen Lebensgefährten, ich träume oft, er würde noch leben und wäre nur jahrelang weg gewesen. Manchmal will er im Traum, dass ich mit ihm komme, in ein Leben, wie wir es früher zusammen hatten. Ich habe dann immer ein schlechtes Gewissen, weil ich das eigentlich nicht will, ich bin ja glücklich in meinem jetzigen Leben und weiß nie, wie ich ihm sagen soll, dass ich nicht mitkomme. Deswegen sage ich es im Traum dann meistens gar nicht. Im letzten Traum wollte er das zum ersten Mal nicht, da war er nur zu Besuch, aber als ich aufwachte, dachte ich trotzdem, er wollte wie sonst auch, dass ich mitkomme, wunderte mich dann, dass er es nicht wollte. Alpträume sind das aber nicht, sie machen mir keine Angst. Trotzdem muss ich das manchmal in Poesie verarbeiten.

Andere Träume hatte ich vor ein bis zwei Monaten über Menschen, die ich in meiner Jugend gekannt habe und über Erlebnisse, die ich damals hatte. Das waren schon eher Alpträume. Ich habe nicht verstanden, warum ich jetzt, über 40 Jahre später, noch davon träume und es machte mich fertig. Schließlich kam ich auf die Idee, die Sache in einer Geschichte zu verarbeiten. Ich schrieb "Jugendliche Sünden" (hier unter "nicht jugendfreie Geschichten" eingestellt) und während des Schreibens blitzten auf einmal Erinnerungen auf, die ich vollkommen vergessen hatte, aber das war echt toll! Ich bekam sozusagen eine Erklärung für damals. (Die Geschichte ist allerdings nicht ganz autobiographisch, ich mixe dann immer mit fiktiven Elementen.) Und seitdem sind die Alpträume darüber verschwunden!

Zitat:
Und was ist gegebenenfalls eure Meinung zu dem "Traumertrinken"?
Das habe ich noch nie geträumt, allerdings, dass ich auf einem Berg stehe und herunterfalle. Mein Vater meinte mal, das liege daran, dass ich nicht viel Selbstbewusstsein hätte. Glaube ich aber nicht. Das mit dem Traumertrinken stelle ich mir schlimm vor und es ist gut, dass du darüber schreibst.

Ich denke auch, deine Schwester hat recht, deine Träume diesbezüglich könnte sicher im Zusammenhang mit deiner Ertaubung stehen. Lässt sich die Ertaubung nicht aufhalten? Manchmal kann man auch ein Implantat (Cochlea) einsetzen.

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.06.2020, 20:43   #4
männlich Epilog
 
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Ort: in den Wolken
Alter: 56
Beiträge: 515

Standard Danke, liebe Forenfreunde

für euer interessantes Feedback.

@Ralfchen: Demnach wären Deine Träume so etwas wie eine Vorausahnung gewesen - auch wenn es "nur" um ein Architekturdetail ging? Wenn das auf meine Wasserträume zuträfe, wäre es schon recht beunruhigend ... Ich hatte auch schon öfter das Gefühl, dass mir Straßenzüge in vollkommen fremden Städten plötzlich unglaublich vertraut vorkamen - weil ich sie in einem "Vorab-deja-vu" bereits im Traum gesehen hatte? Ich bin gespannt auf deine weiteren Beiträge - hast Du auch Träume in Texten verarbeitet?

@Silbermöwe: Dass man sehr intensiv von einem geliebten (oder "sonstwie" wichtigen) Menschen träumt, der im Realen nicht mehr greifbar ist, wird höchstwahrscheinlich nahezu jeder nachempfinden können. Ich glaube, Du hattest auch schon eigene Gedichte hier entsprechend kommentiert. Interessant finde ich den wiederkehrenden Impetus - mitzukommen - und vor allem den Wandel, den Du letztens festgestellt hast. Sehr spannend, was der nächste Traum wohl bringen wird.

Ich träume manchmal auch sehr intensiv von Menschen ( ... Frauen ), die mir vor 30 und mehr Jahren emotional sehr nahe standen. Natürlich sind das keine Alpträume im herkömmlichen Sinne, aber sie lassen mich immer traurig und ratlos zurück. Ich habe ein paar dieser Träume zu Sonetten verarbeitet, die dann immer eine initiale Widmung tragen (für f., für g., für n. oder für u.). Ich weiß auch nicht, ob dieses Poetisierung hilfreich ist oder "alles noch schlimmer macht" - aber im Zweifelsfall gibt es ja hübsche Pillen (heute wurden sie wieder verschrieben), die alles vergessen und gleichgültig machen.

Soll ich euch eine traumerfüllte oder traumlose Nacht wünschen?

Jedenfalls herzlichst

Epilog
Epilog ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.06.2020, 13:26   #5
weiblich DieSilbermöwe
 
Benutzerbild von DieSilbermöwe
 
Dabei seit: 07/2015
Alter: 60
Beiträge: 6.687

Hallo Epilog,

wenn du Tabletten nehmen musst, können auch diese zu verstärkter Traumaktivität führen, das ist mir noch eingefallen. Mein verstorbener Lebensgefährte musste auch viele Tabletten einnehmen und hatte dadurch oft Alpträume (das ist nicht nur meine Definition, stand auch in den Begleitzetteln. Sogar bei meinen Blutdruckmedikamenten wird "verstärkte Traumaktivität" als Nebenwirkung erwähnt). Dagegen kann man leider nicht viel machen, aber wenn man es weiß, ist es eine Erklärung. Dass die Poetisierung alles noch schlimmer macht, glaube ich nicht, eher das Gegenteil.

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
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