& weiße Punkte

[Sateb Deis Rhi]

Eingemottete Sprache: Poet, nur Lumpen trägst du noch;
versehen mit den rätselhaftesten Farben und Gerüchen. Reiben sie sich an deiner nackten Haut darunter,
dann ist es, als ob sie musizieren würden - quietschen um bei der Wahrheit zu bleiben.

Moderne Lyrik, führst du aus, bedinge des Umbruchs, müsse Konventionen wälzen, kneten und backen.
Müsse den Leser auflaufen lassen, seine Leidenschaft habe er zu überwinden, seine Ketten hätten gesprengt zu werden.

Die neuen Fesseln, Poet, sie schillern roh und kalt -
wo ist der warme Glanz geblieben, den blühende Wiesen auf die dunkelroten Eisen warfen?
Wo wachsen sie, die frischen Halme - die wagemutig durch spröd' lächelnde Kettenglieder lugen und dann mit sanften Küssen pfählen?

Nun, da einzig trock'ne, frierende Inseln von Binsen im kahlen Reservat der vollen Sprache
- alte Bühne der zärtlichen Liebe -
dem eisigen Wind der Sprachpiraten zu trotzen vermögen, schleicht ein Murmeln umher, im bis zur Weißglut getriebenen Wald der Worte.

'Die Sprache lebt', tönt es leise aus den Winkeln,
und 'ganz sicher wird es wieder Sommer werden'.