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Alt 06.11.2016, 11:53   #1
weiblich nachbarsgarten
 
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Dabei seit: 10/2016
Ort: Tübingen
Alter: 36
Beiträge: 85

Standard Eure "künstlerische" Biografie?!

Hallo Künstlermenschen,

heute interessiert es mich wie euch eure Biografie im Schreiben oder dem "Kunst machen"... geformt hat.

-Wie und wordurch hat euch eure Familie im "Kunst machen" unterstützt / geschult
-wer von euch kennt den Satz "das ist ja ganz nett, aber damit verdient man kein Brot" oder hat auch Hindernisse/Hemmnisse erfahren...
-wie ist dann euer "kreativer Weg" weiterverlaufen
-welche Meilensteine / Events / Erfahrungen haben euch geprägt

Wenn ihr wollt, werft doch mal einen Blick auf euren "Weg".
Wer will, malt mir seinen oder ihren lyrischen / künsterischen Lebenspfad auf, scannt ihn ein und ladet ihn hoch (gerne stümperhaft, geht eher um die Visualisierung). Alternativ könnt ihr natürlich auch einfach darüber berichten wie ihr "lyrisch / künsterisch sozialisiert seid".

Schöne Grüße,
eure Pädagogin nachbarsgarten
nachbarsgarten ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.11.2016, 14:43   #2
weiblich Eiskönigin
 
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Alter: 24
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Also meine Mutter lobt mich, wenn ich ein Gedicht geschrieben habe, aber mehr auch nicht.
Naja und bei den Deprie-Gedichten beschwert sie sich, dass ich mehr fröhlichere schreiben soll.
Und bei meinem letzten Gedicht "My fish" hat sie mich dazu überredet, dass ich das bei meinem Englischreferat vortrage.
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Alt 06.11.2016, 17:18   #3
männlich Gemini
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Mein Vater hat mir eine in die Fresse gehaut als ich fünf war.
Da begann es wohl *grübel*
Papppiiiiii

Gem

Eiskönigin, sei nicht immer so depressiv!
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Alt 06.11.2016, 18:00   #4
männlich fennigpfux
 
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Ort: auf Reisen
Alter: 46
Beiträge: 304

20 Jahre Schreibsel
3 Nicks
1000 Texte & -anfänge mit Cola übergossen. Wuff! Besser so!

Den größten Sprung gemacht, als bei Literaturcafe.de noch verissen wurde.
Wenn gute Leute dich fertig machen, können Fertigkeiten wachsen.
Unglaublich viel Gequargel (Danke für das Wort!) abgesondert, auch mit Copyrightzeichen. Zu viele Buchstaben ins Brett gehackt, bis endlich diese blöde Eitelkeit durchlöchert war.

Das Ziel immer: Keine Kunst machen. Kein Künstler sein.

mein vater war schauspieler und hat mit radioliteratur heim & heizung klargemacht. wir kinder mussten dann immer vor dem radio sitzen und den alten gutfinden. das hat lange eingeklemmt.
in meinem dreizehnten fragte er erstmals, wie ich einen seiner texte fände. "nicht gut" wagte ich. das letzte mal.
fennigpfux ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.11.2016, 18:06   #5
männlich Ex-Ralfchen
abgemeldet
 
Dabei seit: 10/2009
Alter: 77
Beiträge: 17.302

meine ersten gesammelten gedichte schrieb ich über unsere professoren in der in der 3 vorklasse der lehrerbildungsanstalt (ich war 12)...natürlich das ärgste über den religionsprofessor. der hatte mich geliebt und das lyrische werk einmal entdeckt als ein klassenkamerad es in der el-stunde las und ständig lachte. alles war nur pornografie. wirklich arges zeugs. nun er las es und wollte nur lesen was ich über ihn geschrieben hatte. als er es las bekam er schweißausbrüche und wurde rot und ich fiel um vor angst aus der schule zu fliegen...aber da ich klassenbester war wollte man mir meine chancen nicht nehmen. angeblich hatte das professorenzimmer schallend über die lyriken gelacht...

meine Mammi war buchkritikerin und hab BALZAC u.a. weltliteratur schon mit 12 gelesen...die professoren kamen mit meinen aufsätzen kaum zurecht...zum glück war ich mit dem zeichnen/malen ein wunderkind, das hat mir viele leere km erspart...die ich in der literatur verbraten hätte...netter avi dr.f...
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Alt 06.11.2016, 18:38   #6
männlich dr.Frankenstein
 
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Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.467

Für mein erstes Geschreibsel das entdeckt wurde von meiner Mutter musste ich zum Beratungslehrer. Dem sagte ich ist nur Phantasie nichts ernstes.

Mit der Schreibmaschine von meiner Tante wollte ich Steven King imitieren mit sonem Horror Kind, aber hab mir den größten Teil nur vorgestellt.

Es begann mit der Entdeckung der Worte. Sie haben mir vorher nich viel bedeutet. Hab sie nicht so oft benutzt.

Und dann mit Verhunzten Thunderdome kasetten als Kackdome mit Frau Ast aus dem Gulli die jedes mal 10 Pfennig findet und dann ruft: ah 10 Pfennig und sich bückt sie ist sehr dick und humpelt. Und dann sondert sie einen Flammenwerfer Pups ab.
Sie lebt in der Kanalisation und kriecht durch die Rohre und holt Menschen vom Klo in die Unterwelt.
Ihr Mann ist rasisst Özi: der ruft immer nur: öh mitm Knüppel. Es gab noch mehr Darsteller und davon handelte die Musik. Die ich immer anderen vorspielte die sie nicht hören wollten.
dr.Frankenstein ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.11.2016, 21:32   #7
weiblich nachbarsgarten
 
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Dabei seit: 10/2016
Ort: Tübingen
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Beiträge: 85

Sehr schöne lyrische Biografien.

Ich wurde schon chronisch wissbegierig geboren.
Mit 3 Jahren irgendwelche Kinderlieder und Märchen auswendig vorgesagt / gesungen,
in der ersten Klasse den Regenbogenfisch vorm ganzen Bürgerhaus vorgetragen, Auftritte mit der Blockflöte des Todes gehabt...

Bin so'n richtig widerlich-süßes Streberkind eben gewesen, das die LehrerInnen lieben. Große blaue Kulleraugen. Note 1.
7 Jahre lang Einzelkind, sehr erwachsenenfixiert. Meinen Altersgenossen immer irgendwie emotional voraus, verträumt, viel zu viel Fantasie.

Sätze gehört wie: "Du bist unpraktisch".

In der 3. Klasse angefangen erste Geschichtchen zu schreiben.

Mit 14 voll emotional abgekackt. Das Schreiben als Ventil entdeckt.
Unter sehr peinlichen Grufti-Pseudonymen jahrelang depressive Gedichte verfasst und gepostet.

Im Pen and Paper Zuflucht gefunden. (DSA)

Als ich mich mit 16 für die Lyrik "entschied" (irgendwas mit Journalismus machen) gehört, dass das ein nettes Hobby sei, aber das doch nicht beruflich machen könne, damit verdiene man kein Geld. Werd doch lieber Lehrerin oder Logopädin, wenn du gerne was mit Sprache machen möchtest... (Auch keine Connections gehabt)

2009 mit Poetry Slam angefangen. Schnell bemerkt, dass ich das scheiße im Grunde scheiße finde. Mache es trotzdem.

2015 verstanden, dass ich das therapeutische Potential des Schreibens nutze. Warum also nicht Beruf Soziale Arbeit mit Beratung und Poesietherapie verbinden? Bingo!

2016 Ich sollte mal netzwerken, meine Gedichte online stellen und endlich den Hintern hochkriegen...
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Alt 07.11.2016, 11:50   #8
männlich Leandra
 
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Dabei seit: 08/2015
Ort: NRW - Essen Umgebung.
Alter: 39
Beiträge: 771

Durch meine Lieblingsautoren, und ich hatte immer schon eine kleine, große Ader für das Schreiben. anfangs für mich selber, aber nach und nach ..

MfG Leandra.
Leandra ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.11.2016, 15:07   #9
männlich talking head
 
Dabei seit: 05/2016
Ort: NRW
Alter: 63
Beiträge: 754

in der ersten Klasse den Lehrer mit einem lauten "das e" mitten in seinem Satz "heute kümmern wir uns um den häufigsten Buchstaben,..." freudig unterbrochen. Das war Intuition.

Im Aufsatz "Mein Kinderzimmer" den Satz "Das Fensterbrett ist aus Marmor" mit der väterlich milden Bemerkung zurück bekommen, ein Brett könne nicht aus Marmor sein. Das war Genauigkeit.

In der 10 schrieb immer ein Mädchen bessere Aufsätze als ich; beim Klammerblues zu "je t'aime, moi non plus" schön geknutscht, half nix, im Gegenteil...
Das war die Wirklichkeit.

In der Jura-AG die 5 Merkmale von "Mord" auf Beispiele bezogen. Das war Abstraktion.

Studiert, Vermerke, Beratungsprotokolle, Entscheidungsvorlagen, Beschlußvorlagen, Anträge, Prüfberichte, Entwicklungsberichte, Sitzungsprotokolle geschrieben. Das war mit einer klientenzentrierten Methode Geld verdienen.

Nach 40 Jahren mal im Forum angemeldet. Wie's scheint, im richtigen. Hier sind reißender Fluß, brackige Pfütze, ferner Planet, röhrender Hirsch, sündiger Engel versammelt, viel mehr noch und schon fast so groß wie das Wort selber, was ja nicht geht, aber größer als andere Foren.
Das ist Poesie, in weiten Teilen Schönheit.

nachbarsgarten ist immer der interessanteste.
den eigenen kennt man schon, kriegt aber auch gerne Besuch.
Was machst du, pädagogin, mit unseren Besuchen bei Dir?
hast eine sehr interessante lyrische Biographie.
Ob du ihn hoch kriegst, hängt auch von ihm selber ab. Ich für mein Teil liebe mein Sofa.
Zu den größten Anregern gehören meine Söhne als Sänger und Texter in einer Punkband und als Liedermacher, Sprecherzieher (wunderbar, ihm zu zu hören, könnte ich doch schreiben wie er spricht und singt). Wenn du Lust hast: hier ist er am Klavier: https://www.youtube.com/watch?v=8KRncvGnUqM

Liebe Grüße, jetzt Mittagsschlaf, Sofa,
th
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Alt 07.11.2016, 16:13   #10
männlich El Machiko
 
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Ort: bye the Godfarther! The God? the God!..... Father!
Alter: 40
Beiträge: 949

Zitat:
-Wie und wordurch hat euch eure Familie im "Kunst machen" unterstützt / geschult
gar nicht. doch! ich fand ein uraltes shakespear buch im bücherregal meiner mutter ich fragte ob ich das haben darf und durfte es behalten. Es ist nicht ihre schuld, oder das sie nicht dran gedacht hätte mich zu unterstützen doch irgnedwie flupste ich kurz nach beginn in eine andere stadt und konnte nie mehr zurückkehren. Der grund war die drogenmafia, aber die probleme sind heute pase.´
Zitat:


-wer von euch kennt den Satz "das ist ja ganz nett, aber damit verdient man kein Brot" oder hat auch Hindernisse/Hemmnisse erfahren...
den satz kannte ich so noch nie. Aber hindernisse würde ich durch hornnissen austauschen.
Zitat:

-wie ist dann euer "kreativer Weg" weiterverlaufen
es war brotlose kunst aber ich bin stück für stück immer gott ähnlicher geworden.

Zitat:
-welche Meilensteine / Events / Erfahrungen haben euch geprägt
alle. vor allem die der letzten 10 jahre im hiphop der letzten 35 der filmgeschichte und der letzten 3000 jahre der adelsfamilia, zu guter letzt sogar die der lyrikillforendynastien auch wenn sie wenig bekannt.

Zitat:
Wenn ihr wollt, werft doch mal einen Blick auf euren "Weg".
Wer will, malt mir seinen oder ihren lyrischen / künsterischen Lebenspfad auf, scannt ihn ein und ladet ihn hoch (gerne stümperhaft, geht eher um die Visualisierung).
Auch wenn ich gott ähnlich geschrieben habe fühle ich mich grade irgendwie überfordert.

Zitat:
Alternativ könnt ihr natürlich auch einfach darüber berichten wie ihr "lyrisch / künsterisch sozialisiert seid".
Willst du n Lolly? Dann geh arbeiten!

Zitat:
Schöne Grüße,
eure Pädagogin nachbarsgarten
Ok. Schöne Grüße







Nachbarsgarten.
El Machiko ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.11.2016, 01:52   #11
männlich AndereDimension
 
Benutzerbild von AndereDimension
 
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Beiträge: 3.325

"künstlerische Biografie"...naja...weiß nicht ob da jeder die Biografie eines Künstlers vorzuweisen hat...einen Künstler nennt man nur denjenigen...der von seiner Kunst leben kann...nicht umsonst spricht der Volksmund ansonsten von der brotlosen Kunst. Biografie des kreativen Wirkens halte ich für angemessener und realistischer.

Bei mir fing das mit 12 an...als ich aus heiterm Himmel anfing die Aussagen anderer gedanklich in Reimen zu ergänzen.

Mal angenommen meine Mutter hätte gesagt: "Kind, Du gehst jetzt ins Bett", hätte ich gedanklich in etwa so geantwortet: "Du Rind, dein Arsch ist zu fett". Das passierte alles automatisch und unmittelbar. Ich musste nicht eine Sekunde nachdenken und hatte immer sofort einen Reim darauf.

Mitschülern antworte ich nich nur gedanklich...sondern auch laut...und so dauerte es nicht lange bis man mich bat für die Schülerzeitung ein Gedicht zu schreiben. Das machte ich auch...was hohe Wellen schlug. Ich verarbreitet
alles was man über die Lehrer wusste...oder auch nur vermutetet. So war zB der Sportlehrer unter Verdacht mit Schülerinnen zu ficken-wobei das mehr als nur ein Verdacht war. Oder der Musiklehrer, ein Bach Liebhaber und recht angeseher und ausgezeichneter Organist, von dem wusste man...dass er ein Toupet trägt und schwul ist. Das alles und noch viel mehr verarbeitete ich in meinem Gedicht.

Normalerweise wäre es gar nicht veröffentlicht worden...denn die Redaktion bestand zwar aus Schülern...wurde aber von einem Lehrer und einer Lehrerin redaktionell begleitet und unterstützt.
Mein Gedicht jedoch rutschte in die Zeitung...ohne dass es ein Lehrer gegengelesen hätte...es war also ein Versehen. Nach der Veröffentlichung hatte ich es mir so ziemlich mit jedem Lehrer verschissen...wobei das vorher auch nicht viel anders war...hatte ich doch schon zwei von ihnen verprügelt....den Religionslehrer...und die Sozialkunde - Lehrerin. Ihn ... weil er gewalttätig gegenüber mir und meinen Mitschülern war...und sie...weil sie Parteipolitik machte...ein Parteibuch der SPD besaß und entsprechend parteisch"lehrte". Sie würde übrigens nach unserer Schlägerei an eine andere Schule versetzt. Den Religionslehrer verprügelte ich nicht alleine und in der Schule...sondern mit zwei Freunden in seinem Garten.

Einer der beiden Freunde, heute der Boss einer bekannten Rockerbande, wollte ihn gar töten - ich konnte ihn gerade noch so davon abhalten. Naja..er war halt damals schon sehr gewalttätig...aber mir immer ein lieber und zuverlässiger Freund. Sein Vater, ein Straßenbahnfahrer, schlug ihn schon als kleines Kind täglich windelweich. Er redete nicht viel darüber...aber die Wunden waren ja nicht zu übersehen. Ein einziges mal war ich zufällig dabei und Zeuge...dass das alles grundlos geschah...einfach so...aus heiterem Himmel. Wie konnte ich da meinem Freund übel nehmen...dass er selbst zum Schläger wurde...er hatte es ja nicht anders gelernt. Aber im Gegensatz zu seinem Vater war er nicht der Familie oder Freunden gegenüber gewalttätig...sondern suchte sich immer die größten und stärksten aus...um sich zu messen.

Was Schuleschwänzen und Verweise betrifft...war ich zu meiner Zeit Rekordhalter in unserem Bundesland. Ich kam mal ein viertel Jahr lang nur jeden zweiten Donnerstag in die Schule... zu den letzten drei Stunden...denn da hatten wir Sport. Ich fälschte von Anfang an die Unterschriften von meiner Mutter und meinem Vater...auch für Mitschüler fälschte ich Unterschriften. Auch in dieser Hinsicht war ich sehr kreativ und künstlerisch begabt.

Auch wenn sich das komisch anhört...wenn man so oft schwänzt wie ich das tat...muss man ebenfalls sehr kreativ sein...wenn es darum geht diese Zeit zu füllen.

Eines Tages...es war Spätherbst und die Dämmerung setze gerade ein...klingelte die Polizei bei meinen Eltern...unterhielt sich mit ihnen...dann rief man mich hinzu - mein Vater sagte...ich solle alles zugeben. Ich dachte es ging um das Schuleschwänzen an sich...aber ich sollte etwas anderes zugeben...eine Vergewaltigung. Ich glaubte im falschen Film zu sein...oder zu träumen...aber es war wahr. Ich antworte unter Tränen, dass ich niemanden vergewaltigt habe...aber sowohl die Polizei als auch meine Eltern beschuldigten mich als weiter und verlangten ein Geständnis.

Folgendes war geschehen...weshalb ich verdächtigt wurde: Eine Schülerin einer anderen Schule wurde tatsächlich vergewaltigt und glaubte es wäre ein Schüler meiner Schule gewesen. Man ging mit ihr durch alle Klassen...damit sie denjenigen identifzieren kann. Da sie niemanden erkannte ... sagte sich die Polizei...dass es jemand sein muss...der an diesem Tag fehlte...wegen Krankheit oder ähnlichem. Da nur ich fehlte...machte man mich automatisch zum Beschuldigten. Als ich dann am nächsten Tag in die Schule ging...kam so ziemlich jeder meiner Lehrer auf mich zu und verlangte...dass ich die Tat zugebe. Ich konnte es einfach nicht fassen, dass mir keiner glaubte. Mein Glück, dass der wahre Täter dann später gefasst wurde und meine Unschuld bewiesen war. Es war weder einer von ihrer...noch von meiner Schule. Was mich aber wohl bis ins Grab verfolgt ist die Tatsache...dass sich niemand bei mir entschuldigte...weder die Polizei...noch meine Eltern...und schon gar nicht die Lehrer - man ging einfach zur Tagesordnung über. Für mich eine traumatische...prägende Erfahrung. Von diesem Tage an wusste ich...was Worte bewirken...anrichten können...fortan war ich auf einem Rachefeldzug der Rhetorik und wurde zum Gerechtigkeitsfanatiker. Ich lernte Worte als Waffe zu benutzen...konnte damit so ziemlich jeden in die Knie zwingen. Ich knöpfte mir einen Lehrer nach dem anderen vor und machte ihn rhetorisch fertig...wusste genau wie weit ich gehen kann...ohne dass man mir was nachweisen und anhaben konnte.

Selbst bei der Bundeswehr...während meiner Wehrpflicht... funktionierte das. Ich wusste genau...wie ich den Major auf meine Seite ziehe...so dass ich die Befehle aller anderen Vorgesetzen nicht befolgen musste...bzw man sich irgendwann gar nicht mehr traute mir überhaupt Befehle zu erteilen. Ich konnte jeden Hauptfeldwebel oder anderen Unteroffizier Arschloch oder Wichser nennen...ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Im Gegenteil; wenn mich einer meldete...dann wurde der Melder abgestraft. Also auch das war damals schon eine Form...ein Beleg meiner Kreativität.

Und ich lernte auch, doch darauf bin ich ganz und gar nicht stolz...schäme mich eher dafür....Menschen zu manipulieren. Auch das hatte ich perfektioniert. Teilweise habe ich davon schon an anderer Stelle erzählt...wo es darum ging wie ich ein paar hundert Frauen manipulierte. Die meisten von ihnen wissen bis heute nicht...dass sie nur Teil eines Spiels waren. Ich gab ihnen stets das Gefühl sie hätten sie hätten die Liaison begonnen...dabei standen sie schon Tage und Wochen zuvor auf meiner To -do-Liste. Auch das...wenn auch ein unrühmlicher...Beleg meiner Kreativität. Und bevor die Frage kommt; klar...damit habe ich vor allem mir selbst geschadet....denn was mir nicht gelang...das war mein Gewissen zu betäuben oder auszuschalten.

Das alles hat mit konstruktiver Kreativität nichts zu tun...erst der Zufall konnte mir helfen das in konstruktive Bahnen zu lenken. Über gemeinsame Freunde lernte ich einen Komponisten kennen...der auf der Suche nach dem passenden Text für eine seiner Melodien war. Ich hatte den passenden Text...musste ihn gar nicht erst schreiben. Dass dann ein damals noch unbekannter...aber heute sehr bekannter Interpret...das Konvolut von Text und Melodie unbedingt haben wollte...war ein weiterer Zufall. Es gibt viele kreative Köpfe...aber die meisten haben einfach nicht das Glück zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

Dass ich hochbegabt bin habe ich erst viel später...im Erwachsenenalter erfahren. Heute sind die Erzieher darauf geschult und sensibilisiert hochbegabte Schüler zu erkennen...die nicht selten sehr schlechte Schüler sind...da sie der Stoff langweilt. Damals war das nicht so...wussten Lehrer bestimmte Verhaltensmuster nicht richtig einzuordnen. In Mathe zB...da musste ich die Aufgabe nur lesen und hatte sofort die Lösung im Kopf...aber benotet wird der Weg zur Lösung...wie ihr aus eigener Erfahrung wisst. Mir wurde dann unterstellt abgeschrieben zu haben...und so hagelte es fünfen und sechsen...bis ich dann wirklich kein Interesse mehr hatte und den Kopf ausschaltete. In Deutsch war das ähnlich...für Inhalte erntete ich stehende Ovationen...für Grammatik und Rechtschreibung nur Kopfschütteln...es interessierte mich einfach nicht...behinderte mich auf meinem Weg. So war ich immer nur ein mittelmäßiger Schüler und hielt mich selbst für recht doof.

Irgendwann schaute ich zusammen mit meiner Schwester Fotos an...Familienfotos...Fotos von Festen und allen möglichen Anlässen.
Dann sagte sie zu mir: Ist dir aufgefallen, dass du auf allen Fotos immer bei den Erwachsenen sitzt? War mir so gar nicht bewusst. Heute weiß ich, dass mich Gleichaltrige einfach nur langweilten....mir ihre Themen zu banal und nichtig waren - ich wollte über die ernsten Themen reden...sinnieren..philosophieren....nach Lösungen suchen und Weltanschauungen austauschen.

Später war ich dann mit einer Deutschlehrerin zusammen...die heute leider nicht mehr lebt..-viel zu früh...anfang dreißig...an Krebs verstarb. Sie war es auch..die mich zu einem Test bewegte...gerade weil meine Grammatik so beschissen war und das nicht zum Rest passte.

Heute weiß ich, dass ich in der Kreativität einen Ausweg aus meinem Dilemma fand...ich selbst hielt mich für blöd...meine Noten sagten das auch...aber off topic nahmen mich Freunde und Bekannte ganz anders wahr...ließen mich das auch wissen. Aber immer dann...wenn ich kreativ sein durfte...wusste ich wer und wie ich wirklich bin.

Die Gabe...mir im wahrsten Sinne des Wortes spontan auf alles einen Reim machen zu können...habe ich zum Glück behalten. Erst heute profitiere ich wirklich davon...nämlich dann...wenn ich für Komiker und Kabarettisten schreibe. Da habe ich meist nur sehr wenig Zeit....muss tagesaktuell reagieren. Auch die Übung im Lügen hilft mir dabei sehr....ja...lügen...denn das Schuleschwänzen war im Nachhinein betrachtet die beste Schule für mich. Ihr könnt mich nachts wecken und mir einen berechtigten Vorwurf machen...ich habe sofort eine gute Ausrede parat.

Geändert von AndereDimension (08.11.2016 um 03:14 Uhr)
AndereDimension ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.03.2017, 16:42   #12
mimimi
Gast
 
Beiträge: n/a

@AndereDimension

Mir ergings erähnlich wie Dir! Ich finde es unglaublich mutig von Dir, dass Du Dich hier derart offenbarst. Hut ab! Respekt!

Meine schulische Laufbahn war eine absolute Katastrophe und vieles was du schreibst ist mir sehr vertraut!

Nur das ich als Kind nicht dem Reimen verfallen war, sondern dem Klavier, den Zahlen und dem Zeichnen.

Auch mir wird das Gleiche wie Dir attestiert. HB.

Ich wünsche Dir alles Gute für Dein weiteres Bestehen AD.

lg

"Später war ich dann mit einer Deutschlehrerin zusammen...die heute leider nicht mehr lebt..-viel zu früh...anfang dreißig...an Krebs verstarb."

Das tut mir unendlich leid für Dich!
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biografrie, erfahrungen, familie

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