Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Forum durchsuchen Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Literatur und sonstige Themen > Die Philosophen-Lounge

Die Philosophen-Lounge Forum für philosophische Themen, Weisheiten und Weltanschauungen.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 24.09.2015, 00:42   #1
männlich Fremder
 
Dabei seit: 07/2015
Beiträge: 252

Standard Gesammelte Gedanken aus dem Jahr 2000

Geistige Befreiung

Vielleicht ist das Leben eine Episode der geistigen Befreiung unendlicher Wesen von der Versklavung. Für die Befreiung ist es hinderlich, in einen größeren Schicksalsplan einzuwilligen und gegen den Lauf einer Welt der Gefahren anzukämpfen. Aber was dann?
Wir müssen darauf vertrauen, dass jede Gier ihre Erlösung findet und wir müssen den Höchsten stürzen, der meint, die Erlösung zu tragen ohne die Erlösung zu sein. Das bringt den Kampf gegen die Ideologien mit sich. Während sich die Religionen zu Richtern über das Schicksal erhoben haben, Gott und Götter zur Maßregelung ihrer Schafsherden von oben herab verpflichten, kämpfen die politischen Ideologien gegen den Lauf der Welt und werfen sich ihm mit Macht entgegen. Die konservativen unter ihnen, vor dem unverschämten Anspruch der Menge kapitulierend, kehren im Zustand ihrer Etablierung schließlich zur Religion als willkommenen Produzent eines Schicksalsplans zurück, um ihre ehemalige Machtbasis nicht zu verlieren.

Männerbild

Früher galten die Männer als das starke Geschlecht. Sie waren es, welche die Technik besser als die Frauen beherrschten, die oft ein ganzes Leben lang im Beruf standen und als einzige das Geld einbrachten. Nach und nach haben sich die Geschlechterrollen geändert und die Frauen sind unabhängiger geworden. Jedoch erscheinen im Miteinander noch die Relikte der alten Zeiten auf: Frauen bewundern Männer und unterwerfen sich ihnen, Männer fühlen sind minderwertig in Gesellschaft einer Frau oder ins andere Extrem gekippt als Helden. Der Einfluss der Erziehung auf das Schamgefühl hat sich nicht geändert.

Pflicht

Ulrich Wickert wählt in seinem Werk „Der Ehrliche ist der Dumme“ wie schon Kant die Pflicht als Ausgangspunkt seiner Ethik. Pflichten gegen sich selbst und gegen die Gesellschaft müssten erlernt werden, meint er. Erziehung soll das Mittel dazu sein. Als Ursache erblickt er leider nicht das Krankwerden an der Gesellschaft, die Soziopathie. Doch sie ist es, welche dafür sorgt, dass Solidarität und Gemeinschaftssinn im Lauf der Lebensjahre mehr und mehr verloren gehen. Die Ursache ist nicht die fehlende Bereitschaft zur Pflicht, nicht die Bereitschaft, sich selbst gehorsam zu sein.
Warum sollte derjenige, der es einfach satt hat, noch wie Don Quichote weiter kämpfen? Hat er doch erkannt, dass in diesem System stets siegt, welcher die größte Schnauze hat und welcher damit die größte Zuhörerschaft und später Anhängerschaft findet.

Bionahrung

„Bios“ ist Altgriechisch das Leben. Bio-Nahrung soll demnach nichts anderes als lebendige oder lebendig gebliebene, das bedeutet nicht vergiftete, nicht denaturierte Nahrung sein. Bio-Nahrung wird nicht gespritzt und sie wird ohne chemischen Dünger angebaut, solange es mit rechten Dingen zugeht. Aus diesem Grund sind die Erträge pro Fläche geringer und die Erzeugerkosten höher als bei konventionell angebauter Nahrung. Über die wirkliche Qualität der Nahrung muss dies zunächst noch nichts aussagen. Allerdings ist es nachgewiesen, dass Lebensmittel aus biologischem Anbau in der Regel von höherer Qualität sind und nachhaltiger produziert werden. Der Grund, „Bio“ herab zu würden, liegt oft im eigenen Geldbeutel und der Zugehörigkeit zu einer sozialen Klasse begründet, nicht im vorgegebenen Argument, „Bio“ sei nur eine Methode, Geld zu scheffeln.

Kindergeschrei

Wir erkennen sie an ihrem Geschrei: Kinder, die Aufmerksamkeit suchen. Bekommen sie durch Geschrei mehr Aufmerksamkeit als Taten und bedachtsame Stille, werden sie ihr Verhalten in der Richtung dieser Tyrannei beibehalten, dem gewinnen minimaler Aufmerksamkeit durch maximale Lautstärke. Eine angemessene Kommunikation beherrschen oft die Eltern nicht. Daher landen bereits an Lärm gewöhnt Kinder in Kitas und Kindergärten und führen schließlich zum Burnout der Erzieher, in denen man zuletzt vergeblich die Ursache der energetischen Kettenreaktionen sucht.

Dummheit

Dummheit ist das Symptom von festen Überzeugen gepaart mit einem Defizit von Empfindlichkeit. Man könnte auch sagen, Dummheit ist ein Resultat der Abstumpfung und dem Vergraben der mitgegebenen Talente. Aus einem Dummkopf wird durch hinzufügen von Klarheit und Wissen noch lange kein weiser Mensch. Genau so wenig, wie aus einer versalzenen Suppe durch hinzufügen von Gewürzen eine schmackhafte wird. Die Dummheit ist ja noch da. Man muss erst das Unkraut der Dummheit entfernen, den gedanklichen Boden umgraben, damit schließlich Klarheit, Wissen und Verstand wachsen und gedeihen können. So absurd es klingen mag: Um schlau zu werden, muss man erst mal dümmer werden.

Weltbilder

Man fragt sich, wie der einzelne zu seinem Weltbild gelange, wenn es ihm nicht durch seine Umgebung eingetrichtert werden soll. Es gibt unterschiedliche Wege sein Weltbild zu erweitern. Das Motiv, überhaupt ein Weltbild zu haben, beruht auf der Neigung in einer bestmöglichen Welten zu leben. Um in einer bestmöglichen Welt zu leben, muss man zuerst Teil der bestmöglichen Welt sein. Und solange man nur im Schlamm der Welt sucht, wird man sich nur besudeln. Darum: Gehe jeden Tag hinaus und sei selbst diese bessere Welt.

Phantome

Man fragt man sich des öfteren, warum mancher nicht den Tod als Befreier begrüßt, wenn sein Körper mehr und mehr verfällt und die Augen trübe werden. Mit kosmetischen Tricks und Einbildungen über das eigene Fortleben in den Nachkommen wird das Leben nur scheinbar verlängert. Die Vergänglichkeit lässt sich auf diese Weise nicht abstreifen, der Tod kommt näher. Leider werden viele Menschen, die an ihrem immer zu kurzen Leben kleben, mit zunehmendem Alter immer mehr zu Phantomen ihrer selbst und gleichen im Altersstand eher einem ruhelosem Gespenst als dem Licht, das man noch im Kind vorfindet.

Seele

Die Seele ist für viele etwas Unbegreifliches. Philosophen machen aus ihr einen schwierigen Begriff, an dem sie sich in Scheu abarbeiten. Für manche ist die Seele eine Einbildung des Gehirns. Und schließlich dem Griechischen neu entliehen feiert sie als neuronales Epiphenomen der Biologie ihre Wiederkehr. Im Kern zeigt die Überzeugung, dass das Gehirn das Bewusstsein hervorbringt, ein grundsätzlicheres Unverständnis von Geist und Materie. Was man nicht wahrnimmt, kann oder darf tatsächlich nicht vorhanden sein. Zu groß ist die Angst über die eigene Ungewissheit. Darum wird alles Unverstandene physikalisch, chemisch und biologisch determiniert.

Kultur

Kultur ist zunächst nicht, wenn man ausgeht und viele schöne Erfahrungen an bekannten Schauplätzen sammelt. Das ist Sammelleidenschaft. Kultur ist zuerst die unmittelbare Wesensart des Menschen. Ein Mensch von Kultur kleidet und ernährt sich nach seinem Geschmack, nimmt Rücksicht auf die Eigenheiten anderer Menschen und zeigt ein interessiertes und aufgeschlossenes Wesen. Bildung allein lässt noch keine Kultur entstehen. Im Gegenteil sogar kann die Bildung die Kultur eines Menschen schwächen, indem dieser seine feineren Triebe von hemmenden Verstand und Eigendünkel überwuchern lässt, nachdem er seiner Gefühlsausbrüche nicht mehr Herr wurde.
Fremder ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Gesammelte Gedanken aus dem Jahr 2000

Themen-Optionen Thema durchsuchen
Thema durchsuchen:

Erweiterte Suche


Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Jahr um Jahr Merith Tanka-, Haiku- & Senryu-Gedichte 4 28.12.2014 12:24
Nur ein Jahr Merith Philosophisches und Nachdenkliches 3 26.07.2014 15:42
Gute Gedanken, böse Gedanken Schwark Gefühlte Momente und Emotionen 1 08.03.2014 11:34
Ahnung 2000 Leutenberg Gefühlte Momente und Emotionen 0 11.05.2011 20:34
Gedanken ueber Gedanken Agstc Philosophisches und Nachdenkliches 5 28.08.2009 11:41


Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.