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Alt 19.04.2006, 18:11   #1
Karotte aus Leidenschaft
 
Dabei seit: 04/2006
Beiträge: 11


Standard Aufschlag ins Herz

tag zusammen.

schreibe seit langem mal wieder an einer geschichte und dachte mir,
wieso nicht mal hier reinstellen, kann ja nicht schaden.

joa, vorab: es is ne lovestory, die ich aus 2perspektiven immer im wechsel schreibe, um als leser aus zweierlei sicht
das geschehene betrachten zu können. ist mal was anderes und denke mal, auch recht interessant.
soll aber nix anspruchsvolles werden. ich bin eh eher jemand, der nah am leben schreibt..

oki, dann fangsch mal an.. ernst gemeinte kritik ist natürlich sehr erwünscht!

-KaL-

_____________________________________


Kapitel 1: Ein wichtiges Spiel


Mia

"Mia!", schrie meine Trainerin mich an, "den hättest du haben müssen!"
Schweißgebadet lag ich nur ein paar Zentimeter von der Stelle entfernt, an welcher der Volleyball kurz zuvor aufgeschlagen hatte. Ich seufzte laut vor mich hin und ärgerte mich über mich selbst, als Sarah mir ihre Hand entgegenstreckte um mir Auf zu helfen. "Mach dir nichts draus", versuchte sie mich zu beruhigen, "du weißt wie sie ist, wenn sie ihre Tage hat!" Wir prusteten so laut los, dass die Spielerinnen der gegnerischen Mannschaft und sogar der Schiedsrichter verwirrt zu uns hinüber schauten.
Das liebte ich so an Sarah, meiner besten Freundin seit ich denken konnte. Sie schaffte es irgendwie immer aus jeglicher
noch so trostlosen Situation einen riesen Spaß zu machen. Und unsere momentane Lage war weit mehr als nur trostlos. Wir waren im Endspiel, bereit zum Aufstieg in die Oberliga.
Der aktuelle Punktestand, den uns die Punktetafel anzeigte, sprach jedoch gegen uns. Noch drei Punkte, dann hätten wir es geschafft. Leider benötigten die Gegner auf der anderen Seite des Netzes nur noch einen einzigen Punkt zum Sieg.
Die Tatsache, dass sie jetzt auch noch die Angabe hatten, schien unsere Trainerin völlig aus der Fassung zu bringen, denn sie hampelte
nicht wie sonst laut schreiend am Spielfeldrand umher, sondern sprach kein Ton und saß bleichen Gesichts auf ihrer Bank
neben den restlichen Spielerinnen unseres Teams.
Was mich zu allem Überfluss noch nervöser machte [als wäre die Tatsache, dass wir die Möglichkeit
hatten aufzusteigen nicht schon nervenzereißend genug] war, dass meine halbe Verwandschaft zum Spiel angereist war.
Sogar mein sonst schwer beschäftigter Vater saß Fähnchenschwenkend neben meiner Mutter, welche letzten Endes eh die
Schlimmste von allen war mit ihren Tröten, Rasseln und lauten Buh-Rufen, wenn ihr mal eine Entscheidung des Schiedsrichters missfiel.
Sogar mein älterer Bruder war gekommen, was mich ehrlich gesagt ein bisschen stolz machte, da er sonst immer so tat,
als interessiere er sich nicht für meine Person.
Dass er seinen besten Freund Brian dabei hatte, interessierte mich zu diesem Zeitpunkt herzlich wenig, was sich jedoch bald ändern sollte...


Brian

Es gab einen lauten Knall als die Schwester von Alex den Ball verfehlte und auf den Boden krachte. Ein leichtes Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen und ich bemerkte, wie auch Alex´ Mundwinkel Richtung Norden wanderten. "Deine kleine Schwester wie sie leibt und lebt", versuchte ich meinen besten Freund zu necken, welcher mir jedoch nur nickend zustimmte. Ich beobachtete wie eine Mitspielerin ihr dabei half aufzustehen und etwas zu Mia sagte. Es müsste recht amüsant gewesen sein, denn es folgte ein Gekreische wie es nur von Mädchen möglich war.
"Mutig in dieser Situation so ausgelassen zu sein", hörte ich Herrn Ledabil, Alex´und Mias Vater, ruhig vor sich hinsagen. Ich wandte meinen Blick von ihm ab und schaute wieder auf das Spielfeld. Ihr Vater hatte schon Recht mit dem was er sagte, aber irgendwie fand ich Mias Verhalten auch süß.
Sogar äußerlich war sie eigentlich genau mein Typ: lange, lockige schwarze Haare, recht klein, aber von der Figur her nicht zierlich, sonder eher weibliche Kurven und dann natürlich noch ihre strahlend grünen Augen.
Man käme niemals auf die Idee, dass sie und Alex Geschwister seien. Er war fast das komplette Gegenteil von Mia, mit seinen langen Beinen, der breiten Nase im Gesicht und kurzen seinen Haaren, die schon zu einem Rotstich neigten.
Der laute Schlusspfiff des Schiedsrichters holte mich schlagartig aus meinen Gedanken zurück. "Yeeehaaaw", hörte ich Alex noch schreien bevor er von der Bank aufsprang und seiner Schwester entgegenlief. Diese kam völlig aufgelöst und mit Tränen im Gesicht auf ihn zu. "Wir haben´s geschafft", brachte sie noch heraus, bevor ihre Mutter, Frau Ledabil, sich durch die inzwischen entstandene Menschenmenge zwängen konnte und ihre Tochter nun im Arm hielt.
"Emilia, Kleines, ich bin so stolz auf dich", gab sie allen zu verstehen und tätschelte Mia. Dieser schien das jedoch gar nicht zu gefallen: "Mama, du sollst mich nicht immer bei meinem Namen nennen! Wie oft soll ich dir noch sagen, dass..."
Sie wurde von ihrem Vater unterbrochen, der seine Hand auf ihre Schulter legte, zum Zeichen, dass ein Streit zum jetzigen Zeitpunkt nicht von Nöten war.
Ich betrachtete das Geschehen weiter ab mit etwas Neid, wie ich mir eingestehen musste.
Diese Art Familienleben kannte ich nicht und auch nicht umsonst hatte ich jetzt schon fast seit drei Jahren eine eigene Wohnung.
Als die Euphorie etwas abgeflaut war, setzte ich mich in Bewegung um Mia zum gelungenen Aufstieg zu gratulieren. Hier sollte alles beginnen...
Karotte aus Leidenschaft ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.05.2006, 19:57   #2
Karotte aus Leidenschaft
 
Dabei seit: 04/2006
Beiträge: 11


Mia

So sehr ich meine Eltern auch liebte, für den Namen, den sie sich bei meiner Geburt vor 17 Jahren für mich ausgedacht hatten, empfand ich tiefste Abneigung. Mein Bruder hatte ja nochmal Glück gehabt, ´Alexander´war wenigstens alltagstauglich. Meine Eltern mussten also erst bei mir übergeschnappt gewesen sein. Ich wollte lieber nicht wissen, wie ein drittes Kind gehießen hätte, wäre jemals eines zur Welt gekommen. Wahrscheinlich hätte es sich mit Namen wie ´Penelope´, ´Albertius` oder gar `Macarena`durchs Leben quälen müssen.
All dies dachte ich in Bruchteilen von Sekunden als Brian, der beste Freund von Alex, grinsend auf mich zukam.
Er sah schon mächtig cool aus mit seinen lässig sitzenden Jeans und dem roten California-Shirt, durch welches man sich einen guten Eindruck von seinem muskulösen Oberkörper machen konnte. Alex könnte sich ruhig ein Beispiel an ihm nehmen, wenn das mit den Frauen irgendwann mal klappen sollte.
"Hey, gut gespielt", grinste Brian mich an. "Als wenn du ´ne Ahnung davon hättest", wandte ich keck ein. Ich war nicht eine von diesen stillen, immer mit dem Kopf nickenden Mädchen, die sich von allem und jedem "unterbuttern" ließen. Ich sagte immer offen was ich dachte und war nicht schüchtern. Nach außen hin zumindest nicht. Wie es in meinem Inneren aussah, wusste eigentlich niemand so genau, mit Ausnahme von mir selbst versteht sich. Wie sagte Sarah immer so schön "Harte Schale, weicher Kern". Vielleicht war das auch der Grund warum ich bis zum jetzigen Zeitpunkt noch keinen Freund hatte. 17 Jahre Single, das musste mir erstmal jemand nachmachen.
"Hey Mia, noch da?", schnippste Brian mit seinen Fingern vor meinem Gesicht herum. "Nein, sie schwebt schon im siebten Volleyballhimmel." Mein Bruder versuchte wieder witzig zu sein. Ich sagte nichts auf seinen dummen Kommentar, sondern machte ihm durch einen leichten Klaps auf den Hinterkopf deutlich, was ich von seinem Spruch hielt. Zu meiner Überraschung ergriff Brian für mich Partei indem er sagte: "Leichte Schläge auf den Hinterkopf fördern ja bekanntlich das Denkvermögen." Mein Bruder schaute verdutzt in die Runde, das hätte er wohl nicht erwartet.
Daraufhin beobachtete ich Brian aus den Augenwinkeln heraus. Irgendwas Anziehendes hatte er an sich, doch ich wusste einfach nicht was es war...


Brian

Jetzt musste ich mich schwer zusammenreißen, dass ich nicht laut loslachte, denn es war einfach ein zu göttliches Bild gewesen, wie die kleine Mia ihrem knapp 2 Meter großen Bruder eine Kopfnuss verpasste. Ich konnte es mir nicht verkneifen und brachte den Spruch, dass kleine Schläge auf den Hinterkopf ja bekanntlich das Denkvermögen förderten. Alex warf mir einen strafenden Blick zu, der wohl bedeuten sollte `was stellst du mich vor meiner Schwester bloß`, doch das war mir in diesem Augenblick egal.
Ich wusste selbst nicht, was in mich gefahren war, sonst war ich nicht so sondern stand immer hundert-prozentig hinter meinen Freunden. Es musste an Mias Anwesenheit liegen.
Bei diesem Gedanken spürte ich, wie mir das Blut in den Kopf stieg. Nein, alles nur nicht rot werden durfte ich jetzt! Doch Alex´ Gesichtsausdruck verriet mir, dass es doch passiert war. Und als ich dann auch noch versuchte unauffällig zu Mia zu schielen, ob sie etwas davon mitbekommen hatte, trafen sich unsere Blicke und mein Gesicht fühlte sich vollends glühend heiß an. So schnell sie konnte wandte sie ihren Blick von mir ab, schaute Alex an und stammelte irgendwas von "Mutters neuem Toaster". Nun, ihr Interesse an meiner Person konnte nicht allzu groß sein, wenn sie jenen Toaster mir vorschob.
Seufzend schaute ich auf meine Armbanduhr. Die Zeit war vergangen wie im Fluge und jetzt bemerkte ich auch erst, dass es draußen schon dunkel war.
"Hey!", hörte ich eine Mädchenstimme aus der anderen Ecke der Halle zu uns hinüberrufen. "Mia, beweg dich gefälligst zu deiner Mannschaft und bring die beiden netten Herren mit, wir haben immerhin was zu feiern!" Mias Augen leuchteten plötzlich auf, als hätte sie ganz vergessen gehabt, dass sie soeben aufgestiegen war mit ihrer Mannschaft.
Komischerweise leuchteten Alex´Augen nun ebenfalls. Auch Mia sah dies: "Wie ein kleines Kind, dem vor Freude auf den Lolli das Wasser aus dem Mund läuft." "Mit dem Unterschied, dass dein Bruder gerade viele, frischgeduschte Lollis vor sich hat", stimmte ich ein. Mia musste daraufhin so laut und fröhlich lachen, dass ich nicht anders konnte, als ebenfalls herzhaft zu lachen. Dass Alex´Augen sich mittlerweile zu kleinen Schlitzen verformt hatten, war mir egal. Ich verstand mich so gut mit Mia, wie ich mich schon lange nicht mehr mit einem Mädchen verstanden hatte. Vielleicht war da sgoar mehr von meiner Seite. Irgendwas Anziehendes hatte sie an sich, ich wusste nur noch nicht genau was es war...
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Alt 20.06.2006, 17:32   #3
Karotte aus Leidenschaft
 
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Mia

Ich musste so sehr über Brians Spruch lachen, dass mir danach der Bauch extrem wehtat. Im Nachhinein kam ich mir richtig blöd vor, weil ich so losgegrölt hatte. Es musste an Brian liegen, dass ich mich so kindisch benahm. Denn das kannte ich sonst nicht von mir. Okay, ich war oft die Lauteste in einer großen Gruppe und hatte immer eine große Klappe, doch dies war noch etwas anderes...
Auf Alex´Drängen hin bewegten wir uns langsam in Richtung meiner Mannschaft. Brian sträubte sich ein wenig, ihm schien es unangenehm an meiner Seite, was mich traurig stimmte, da ich mich komischerweise in seiner Nähe sehr wohl fühlte. Wahrscheinlich dachte er jetzt sowieso ich spinne, nach dieser Aktion mit dem Toaster meiner Mutter. Doch was hätte ich großartig sagen sollen, als er mich erwischt hatte, dass ich ihn beobachtete und wir uns direkt in die Augen blickten? Da waren mir jegliche Ausflüchte zu Mutters Haushaltsgeräten doch lieber als irgendwelche peinlichen, im Chaos endenden Erklärungen.
So fanden wir uns wenige Augenblicke später in einer großen Gruppe munterer Jugendlicher wieder, die viel lachten und ausgelassen feierten. Ich beobachtete meinen Bruder wie er hilflos versuchte Angie, unserem Libero, näher zu kommen. Ihre Gestiken und vor allem ihre Mimik zeigten mir jedoch, dass er sich ziemlich dumm anstellen musste.
"Armer Kerl", holte mich Brian aus meinen Gedanken zurück, "dass er sich auch immer so stupide anstellen muss, wenn er auf ein Mädchen trifft, das ihm gefällt." Ich blickte ihn von der Seite her an. Er hatte ein interessantes Gesicht. Markante Gesichtszüge, wie ich es mochte. "Ehem...", Brian blickte mir jetzt genau in die Augen. Ich spürte durch die Hitze, die in mir aufstieg, dass ich rot wurde und nippte zur Ablenkung an meiner Colaflasche. "J-j-aaa, das ist halt Alex", brachte ich mühevoll und zugegeben ziemlich verspätet heraus.
Oh man, Brian musste echt denken, dass ich nicht ganz klar im Kopf war...


Brian


Ich fühlte mich nicht gerade wohl in der Runde, die fast nur aus Mädchen bestand. Im Gegensatz zu Alex, wie es den Anschein hatte. Er versuchte sein Glück gerade bei einem kleinen blonden Mädchen. Diese schaute jedoch zweifelnd in die Runde. Es sah aus, als suche sie jemanden, der sie aus ihrer momentanen Lage befreien konnte.
Ich wandte meinen Blick zur Seite und bemerkte, dass auch Mia das Geschehen um Alex herum beobachtete. Um sie in ein Gespräch zu verwickeln, sagte ich ihr was ich über ihren Bruder dachte und dass er mir Leid tat. Daraufhin blickte ich wieder zu Alex hinüber in der Hoffnung, sie würde auf mein Gespräch eingehen. Doch es kam nichts ihrerseits und als ich sie wieder ansah, nahm sie hastig ihre Flasche Coke in den Mund, um ja nicht mit mir reden zu müssen. Ihr "J-j-aaa das ist halt Alex" konnte mich dann auch nicht mehr darüber hinwegtrösten, dass sie anscheinend keinerlei Interesse an meiner Person hatte. So beschloss ich kurzerhand die gesellige Runde zu verlassen und nach Hause zu fahren. Als ich Alex Bescheid sagte, dass ich Heim wolle, bestand er darauf noch zu bleiben. Sein mittlerweile angestiegener Alkoholpegel war sicherlich nicht ganz unschuldig daran, dass es ihm jetzt viel leichter fiel mit dem weiblichen Geschlecht zu kommunizieren.
Sollte mir egal sein, ich wollte jetzt fahren. Plötzlich stupste mich Mia von der Seite an. Ihre Berührung, ja selbst dieses leichte Anstupsen, versetzte meinen ganzen Körper in eine Art Schwingung. Da ich nun nicht fähig war etwas zu sagen, schaute ich sie nur fragend an. "Kannst du mich bitte mitnehmen? Ich habe keine Lust später den weiten Weg mit meinem betrunkenen Bruder nach Hause zu laufen und außerdem bin ich ziemlich müde", erklärte Mia mir mit vor Müdigkeit immer kleiner werdenden Augen.
Ich stammelte ein "Ehm..nun..ähh...klar!" und kurz darauf saß sie auch schon neben mir im Auto.
Wie peinlich der heutige Abend doch gewesen war, das Gestotter eben musste das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Sie musste echt denken, dass ich nicht ganz klar im Kopf war...
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Alt 08.08.2006, 15:45   #4
Karotte aus Leidenschaft
 
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Kapitel 2: Verwirrende Gefühle

Mia

"Mia!", klopfte es an meiner Zimmertür, "Mia-Schatz, komm bitte runter, dass wir gemeinsam frühstücken können." Meine Mutter konnte es einfach nicht lassen. Anstatt mich an einem Sonntag mal ausschlafen zu lassen, nein, sie musste darauf bestehen, dass man jeden Sonntag gemeinsam am Esstisch saß.
Ich murmelte ein müdes "Mmmjaah Mammaaa" und schlurfte träge und völlig übermüdet aus meinem Bett. Als ich mich vor meinen Spiegel setzte und hineinschaute, erinnerte ich mich an Bruchstücke aus meinem Traum. Ich musste schmunzeln, als ich Brian und Alex vor meinem inneren Auge vor mir sah, wie sie versuchten Schmetterbälle von mir anzunehmen. Wieso träumte ich immer so komische Dinge und vor allem, wieso kam Brian dieses Mal in meinem Traum vor?
Kaum hatte ich mir meine Tigerkopfpantoffeln angezogen, hörte ich meine Mutter von unten meinen Namen rufen. "Die muss echt denken, ich verhungere hier oben", verdrehte ich die Augen, bevor ich mich auf den Weg in die Küche machte.
Dort angekommen, begrüßten mich meine Eltern mit einem Freudestrahlen, als hätte ich ihnen gerade mitgeteilt, dass ich zur ersten Päpstin der Welt gewählt worden wäre. Mein Bruder hingegen stocherte lustlos in seinem Müsli herum und schenkte mir keinerlei Beachtung.
"Alexander, nun mach nicht so ein Gesicht", wies meine Mutter ihn an,"deine Schwester ist gestern immerhin aufgestiegen!" "Hm", machte sich mein Vater plötzlich bemerkbar,"so betrunken, wie er heute Nacht nach Hause gekommen ist, weiß er sicherlich schon gar nicht mehr, was er überhaupt gefeiert hat." Oje, darauf war mein Vater nie gut zu sprechen. Es hatte für mich wirklich den Anschein, als sei er niemals betrunken oder je auf Partys gewesen. Wie meine Mutter und er damals zusammen gekommen waren, konnte ich mir bis zum heutigen Tage nicht erklären.
In Gedanken an meinen jugendlichen Papa [ wenn es denn je einen gegeben haben sollte ] setzte ich mich an den Tisch und füllte meine Schüssel mit Müsli. Da schien auch Alex aus seinem Tiefschlaf zu erwachen, doch was er zu sagen hatte, gefiel mir ganz und gar nicht. "Na, noch Spaß gehabt mit Brian?" Er betonte bei dem Namen das >R< und zog das >I< so lang, dass ich aus Unwohlsein eine Gänsehaut bekam.
"Wie? Was soll das heißen?!", griff mein Vater hysterisch ein.
Ich verdrehte nur die Augen. Was sollte das jetzt bitte? Was in Gottes Namen hatte Alex vor?


Brian

Gedankenversunken lag ich in meinem Bett. Der Wecker auf dem Nachttisch neben mir zeigte an, dass es erst kurz vor neun Uhr war. Noch viel zu früh um aufzustehen.
So drehte ich mich noch mal um, einschlafen konnte ich jedoch nicht mehr. Meine Gedanken kreisten wie wild um den gestrigen Abend und vor allem um sie...Mia.
Was sie jetzt wohl gerade machte? Ob sie auch noch in ihrem Bett lag? Ob sie noch schlief? Doch eine Frage brannte wie keine andere auf meiner Seele: Was hielt sie wohl von mir?
Diese und noch tausend andere Sachen gingen mir durch den Kopf.
Um mich abzulenken, stand ich dann doch auf. Lustlos stolperte ich aus meinem Schlafzimmer, um zu gucken, was mein Kühlschrank noch hergeben wollte. Als ich hineinsah, grinste mich lediglich ein längst abgelaufener Camembertkäse an, sodass ich nur die Colaflasche hinausnahm, aus welcher ich auch sofort einen kräftigen Schluck nahm.
Ein Einkauf war längst überfällig. Doch wenn man, wie ich, in einer Bar jobbte und so immer erst spät nach Hause kam [ okay, ich musste zugeben, ein notorischer Langschläfer war ich auch, was die Sache noch erschwerte ] , hatte man oft keine Lust noch in den Supermarkt zu gehen. Normalerweise war bei mir der Samstag der wöchentliche "Einkaufstag", doch gestern hatte mich Alex ja zu Mias Spiel mitgeschleppt. Mia...da war sie wieder in meinen Gedanken. Eigentlich müsste ich mich bei Alex bedanken, dass er mich mitgenommen hatte, selbst wenn ich heute dafür nichts zu Essen hatte. Ich wusste nicht warum, aber ich hatte das Gefühl, alles für Mia machen und alles für sie aufgeben zu können, ohne dass es irgendwelche negativen Folgen und Auswirkungen für mich mit sich bringen würde.
Dieses Gefühl hatte ich zuletzt vor zwei Jahren bei meiner ersten richtigen Freundin..bevor sie bei einem Autounfall ums Leben kam. Ich hatte sehr sehr lange gebraucht, um über ihren Tod hinwegzukommen. Wir wollten ewig zusammenbleiben, doch als sie dann umkam, brach eine ganze Welt von der einen auf die andere Sekunde für mich zusammen. Mia war seither das erste Mädchen, das derartig starke Gefühle in mir weckte.
Gedankenversunken ließ ich mich mit der Cola in der Hand auf mein Sofa sinken. Dass mir eine Träne die Wange hinunterlief, bemerkte ich erst, als sie, wie ein warmer Regentropfen, auf meine Hand hinabfiel.
War es okay, Julia, meiner verstorbenen Freundin, gegenüber, dass ich Gefühle für Mia entwickelt hatte? Sehr starke Gefühle sogar, wenn ich ehrlich zu mir war. Doch Julia..durfte ich sie bei der ganzen Sache außen vor lassen? Sie war meine erste und einzige große Liebe gewesen.
Zweifel stiegen in mir hoch. War ich schon bereit eine andere an ihre Stelle zu setzen?
Karotte aus Leidenschaft ist offline   Mit Zitat antworten
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