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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 12.11.2009, 18:28   #1
männlich moon
 
Benutzerbild von moon
 
Dabei seit: 09/2009
Ort: im All
Alter: 39
Beiträge: 362

Standard Gabelungen

Lückenlos
schwärmen wir
in Ketten aus,
betten die Distanz
ins einverleibte Schneckenhaus,
glauben an den Triumph
über die Zeit.

Absolut
in teilbaren Träumen
überlebt nur die Stimme
im wahrsten Sinne
des Wortes.

Überholt, dort drüben
bröckelt mein Verstand
am Rande des Weges
streut Lügen,
nur damit du nicht weißt,
wo ich bin.
moon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.11.2009, 23:47   #2
weiblich IsabelG
 
Benutzerbild von IsabelG
 
Dabei seit: 10/2008
Ort: eschwege
Alter: 41
Beiträge: 533

Standard "so nah und doch so fern"

Hallo moon,

nun dieses Gedicht hat es mir auch mal wieder angetan, ich geb es echt ungern zu aber ich mag es so sehr dass ich nach einem Tag immernoch an deine Worte denken muss komm mir schon etwas krank vor

Die erste Strophe ist the best!

Zitat:
Lückenlos
schwärmen wir
in Ketten aus,
betten die Distanz
ins einverleibte Schneckenhaus,
glauben an den Triumph
über die Zeit.
vor allem "ins einverleibte Schneckenhaus" wo doch die Distanz herrscht zeugt von einer Nähe die noch näher ist als jemanden zu kennen, jemanden als deinen Besten Freund zu bezeichnen, noch näher als nah. Frage mich gerade ob es sowas überhaupt gibt, vielleicht auch eine nähe zu sich selbst. Man will glauben dass diese Nähe standhält, möchte festhalten obwohl es nur etwas dünnes ist das verbindet. Sehr toll geschrieben, ich kann mich so gut hineinversetzen

Zitat:
Absolut
in teilbaren Träumen
überlebt nur die Stimme
im wahrsten Sinne
des Wortes.
"im wahrsten Sinne
des Wortes."

was für eine Wortspielerei. Und die teilbaren Träume genauso. Diese Strophe knüpft wunderbar an die erste an!

Zitat:
Überholt, dort drüben
bröckelt mein Verstand
am Rande des Weges
streut Lügen,
nur damit du nicht weißt,
wo ich bin.
ok hier hatte ich so meine Schwierigkeiten, die anderen Strophen sind klar zu deuten doch hier verlässt mich auch mein Verstand
Doch ich kam jetzt zu dem Schluss dass du wohl meinst. Die Distanz vom lyr. Ich zum lyr. Du ist so groß dass Lügen unweigerlich stattfinden. Andererseits könnte man natürlich auch die letzten zwei Zeilen auch auf alles mögliche aus den vorherigen Strophen beziehen zum Beispiel dass es hier um eine Person geht, einen inneren Zwiespalt. Für mich wäre es am Ende eher ein "wer ich bin." und das komma nach "weißt" finde ich überflüssig. Ich holper an der Stelle ein wenig.

Sehr gelungen!
(want to read more)

Grüße,
Isabel
IsabelG ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.11.2009, 17:37   #3
männlich moon
 
Benutzerbild von moon
 
Dabei seit: 09/2009
Ort: im All
Alter: 39
Beiträge: 362

Liebe Isa,

vielen Dank für deine bemerkenswerte Interpretation meines Textes. Du hast sehr viel richtiges gesehen.

Zitat:
einer Nähe die noch näher ist als jemanden zu kennen, jemanden als deinen Besten Freund zu bezeichnen, noch näher als nah. Frage mich gerade ob es sowas überhaupt gibt, vielleicht auch eine nähe zu sich selbst.
Sowas gibt es durchaus. Hier hat mich sehr gefreut, dass du die Nähe zu sich selbst mit einbezogen hast. Denn das ging mir während des Schreibens auch durch den Kopf. "Gabelungen" des eigenen Lebensweges quasi. Dazu gleich noch. Ebenfalls freue ich mich, dass du das Wortspiel in der zweiten Strophe erkannt hast.

Die letzte Strophe soll sich, wie oben bereits erwähnt, auf den "Lebensweg" beziehen, der gemeinsam beschritten wird, auf dem aber verschiedene Richtungen eingeschlagen werden können. So kann die Vernunft irgendwann nicht mehr standhalten und es kommt zu unvermeidbaren Lügen, seien es nur die unterschiedlichen Erfahrungen, die man nie so schildern kann, als hätte man sie zusammen erlebt.

Es ist ein schönes Kompliment, dass meine Zeilen dir im Kopf geblieben sind. Danke, dass du dir soviel Zeit genommen hast.

moon
moon ist offline   Mit Zitat antworten
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