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Alt 03.09.2005, 01:23   #1
Riif-Sa
 
Dabei seit: 11/2004
Beiträge: 253


Standard Augenblicke und Unendlichkeiten

Ohnmacht… das Wort, dass ich so lange gesucht habe. Ohnmächtig sein gegenüber all den Tatsachen, die so schwer auf meinem Herzen ruhen wie eine Schicht Asche. Ohnmacht gegenüber diesem Gefühl, allein zu sein, allein gelassen zu werden, auch wenn ich darum gebeten habe in der stillen Hoffnung, nicht erhört zu werden. Natürlich vergeblich. Die Trägheit meiner Zunge ist mein Fluch. Warum kann niemand sehen, dass ich nicht allein sein will, niemals? Wenn ich könnte würde ich es sagen. „Bleib bei mir!“ Würde ich sagen, „Bleib bei mir, wenn auch nur für ein paar Augenblicke, die ich durch die neu gewonnene Freiheit meines Herzens in so viele Ewigkeiten verwandeln kann, wie ich will.“ Doch ich kann nicht und so wird jeder einsame Augenblick in meinem Herzen gefangen, multipliziert und potenziert sich immer und immer wieder mit sich selbst, bis tausend Unendlichkeiten aus ihm geworden sind.

Und in vielen von diesen tausend Unendlichkeiten dachte ich daran, dass es mich nur einen einzigen von diesen Augenblicken gekostet hätte, diese Unendlichkeiten der Einsamkeit zu umgehen. Doch die Enttäuschung und die Bitterkeit darüber zeigen keine Wirkung, werden nur mit in meinem Herzen eingeschlossen, multiplizieren und potenziert sich dort mit meiner Einsamkeit und steigern meine Ohnmacht ins Unermessliche.
Und dann kommen die Fragen wieder. Wieso? Warum kann ich nicht, wenn ich doch? Warum immer erst, wenn? Und warum sollte ich auf die Idee kommen, es ginge mir besser, wenn ich mir einrede, dass es vielen Menschen genau so geht? Dass ich nicht der einzige bin, der sich fragt? Dass ich nicht der Einzige bin, der diese Einsamkeit in sich trägt? Was heißt das schon. Das Wissen, dass die Unendlichkeit meiner schwarzen Augenblicke im Vergleich zur großen unendlichen Einsamkeit der Welt wie ein einziger Augenblick neben einer Unendlichkeit wirkt, macht mich nicht glücklicher. Im Gegenteil. Die Welt ist einsam, doch von dieser Ohnmacht überwältigt kann ich sagen, dass mir die Welt am Arsch vorbei geht, ohne, dass ich dabei ein schlechtes Gewissen bekomme. Es ist nur ein Störfaktor, ein Fels, der meinem Gedankengang im Weg steht.

Denn ich versuche mir einen Ausweg zu suchen. Vielleicht steigt proportional zu meiner Einsamkeit, meiner Enttäuschung und meiner Ohnmacht auch mein Mut. Ich ignoriere unerwartet selbstbewusst die Tatsache, dass das unlogisch ist. Vorzeichenfehler, wer weiß das schon. Vielleicht reicht der so anmultiplizierte und potenzierte Mut irgendwann aus, um den Augenblick durchzustehen, der all das verhindern könnte.

Und das Glück, dass ich mir über all diese Unendlichkeiten hinweg angespart habe, reicht vielleicht aus, die Antwort „ja“ lauten zu lassen…
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