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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen. |
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11.08.2012, 17:33 | #1 |
Leute
Von 1989
Leute Wisst ihr Leute nicht eure wohldosierten Argumente weshalb ihr für mich keinen Platz habt haben mir wehgetan ebensowenig eure fadenscheinigen Ausreden wieso ich sowieso nicht in der Lage wäre bei euch zu leben und so taten mir weh Auch nicht dass ich stets wie ein Bettler bei euch am Tisch saß wie ein Streuner in meine Notunterkunft schlich und mir Morgen für Abend eure ach so gut gemeinten Ratschläge gefallen lassen musste hat mich so tief verwundet mir diese klaffende Wunde zugefügt Nein dass es nicht ganz einfach selbstverständlich war für euch mir in meiner namenlosen Not die Hand zu reichen dass ihr nicht ohne viele Worte eure Türen für mich offenließet kein Willkommen spracht und keinen Begrüßungskuss gabt das schmerzte mich Dass ihr mich aufgegeben habt weil mein Fuß keinen Halt mehr fand meine suchende Hand ins Leere griff und ich nur eure Rücken sah das trieb mich in den Grimm Ja Leute dass ich euch nicht als Menschen fand nur Worte und Schein und Selbstgefälligkeit Misstrauen und mickriges Sicherheitsdenken oh Leute wieviel Nacht und Leid und Verzweiflung hätte mir bisweilen ein Platz für meinen Kopf erspart ein warmes Bett gegen die gnadenlose Kälte der Nacht Ich war nackt und hungrig und fremd und obdachlos krank vor Kummer und eingesperrt im Kerker meiner Angst während ihr überzeugt im Schweiße eures Angesichts euer lumpiges Leben für den Preis der Freiheit an die Wucherer des Wahnsinns verkauft habt um mich mit dem Brot eurer Forderungen zu nähren Was erwartet ihr von mir wenn ihr morgen an meiner Tür klingeln werdet So, jetzt aber genug der Nostalgie! Hab das nur reingestellt, damit ihr seht, dass sich Schreiben und Dichten verändern und entwickeln, mit dem Leben und ganz von selbst... |
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20.08.2012, 23:24 | #2 |
abgemeldet
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Dein LI spricht aus, was sich ein mitfühlender Leser nur schwer bis gar nicht vorstellen kann, so er sich noch nie in einer solchen Situation befand.
Die Aussage kommt sehr ehrlich herüber. Ich wünschte, niemand müsste solche Erfahrungen machen. bG Bane |
20.08.2012, 23:28 | #3 |
Forumsleitung
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Das ist nur eine weinerliche Selbstdarstellung. Und auf so etwas fällst Du herein?
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21.08.2012, 08:06 | #4 |
abgemeldet
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Leute
Lieber Desperado,
ein sehr, sehr ausdrucksstarkes Gedicht. Wir, die wir noch unsere Notdürfte haben, können sehr herzlos sein. Da ist einer, der ganz unten ist, dort wollen wir nicht hin, sagen wir uns, halten wir uns fern von ihm. Auch wenn du eine vergangene Zeit beschreibst, so ist sie heute doch tausendfach Gegenwart. Die Opfer klagen die Gesellschaft an. Aber diese Gesellschaft hat keine Ohren mehr, sie muss ihr bisschen Zeug zusammenhalten. Die Verrohung ist so weit gediehen, dass wir dahin gekommen sind, uns selbst zu schädigen, diese Opfer hocken in den Kliniken, die nicht dem Zustand der Gesellschaft, sondern dem einzelnen eigene Schuld zuweisen. Und ob wenigstens einige zu richtigen Schlussfolgerungen ihrer Lage kommen, das ist noch die Frage. Ein wirklich gut geschriebener Text, Desperado. Mit liebem Gruß Nitribitto |
21.08.2012, 11:23 | #5 | |
gesperrt
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Zitat:
Für mich ist der Poesiegehalt gering, da trotz des guten Schreibstil nicht "irgendwas" bei mir herüberkommt. Kommas, Metaphern, Bilder,... ? Fehlt zum (größten Teil) alles. Schade. Ich denke sowieso (und das hat man an seinen langen Geschichten in Gedichtsfäden gesehen) dass Desperado besser Prosa schreiben kann als Gedichte. Eben! LG Martin |
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21.08.2012, 13:04 | #6 |
Hallo Bane,
manchmal -aber nur manchmal- wünschte ich, alle müssten diese Erfahrung einmal machen, um endlich zu begreifen. Hallo Nitribitto, danke für Deine Gedanken. Es stimmt, gerade in den (psychiatrischen) Kliniken findest Du überdurchschnittlich viele empfindsame, intelligente und kritische Menschen, das gibt einem schon gewaltig zu denken. Lieben Gruß Euch beiden! Desperado |
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21.08.2012, 13:35 | #7 |
Hallo, Desperado,
der kleine Prinz hat mal gesagt: "Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar." (o.ä.) Wenn ich deine Texte lese, denk ich oft an den kleinen Prinzen ... lg simbaladung |
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21.08.2012, 14:23 | #8 |
Hallo simbaladung,
der kleine Prinz hat im selben Jahr 1989 ein paar Herzensgedanken in sein Tagebuch geschrieben, und da sie vom Prinzen selbst verfasst sind, stell ich sie Dir unverändert rein, ich glaube, sie sind als Antwort ganz passend. Dropout In einem System das geprägt vom Leistungsprinzip und exzessivem Konsumzwang das aufgehobene Gesetz Zahn um Zahn wie ein goldenes Kalb auf den Sockel des Erfolgs stellt ist jeder Aussteiger um seiner Verweigerung Willen ein wahrhaftiger Mensch der ein Stück Nächstenliebe in der Erkenntnis menschlicher Wertsetzung real praktiziert und daher im Sinne der Bergpredigt gesegnet Verfolgter Lieben Gruß Desperado |
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21.08.2012, 14:33 | #9 |
danke, D.
glasklare Worte ... das Tagebuch des guten Mannes hab ich nie gelesen, wahrscheinlich ein guter Lesetipp ... mach´s gut simbaladung |
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21.08.2012, 14:41 | #10 |
Simbaladung,
da liegt jetzt ein kleines Missvertändnis vor, ich möchte dem Saint-Exupéry mein damaliges Gekritzel nicht unterstellen, der obige Text stammt von meinem damaligen Ich. Aber ein guter Lesetipp sind zum Beispiel die sogenannten "Texte zur Orientierung" aus der Feder Saint-Exupérys titels: Licht des Herzens. Mach's Du auch gut... oder besser. Desperado |
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21.08.2012, 17:03 | #11 |
danke für die Klärung ...
hatte mich schon ein bißchen gewundert Danke für den Buchtipp, der Titel gefällt mir schon mal .... ich hab nur mal einen Film über ihn gesehen ... |
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23.08.2012, 03:13 | #12 |
abgemeldet
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Eine wirklich gute, bildhafte Sprache.
bG Bane |
23.08.2012, 22:56 | #13 |
Hilfe, wer ist der Fremde auf dem Bild????
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24.08.2012, 06:19 | #14 |
Das ist der Aqualung, ein alter Freund von mir.
Danke, Bane. Damals war ich noch dazu imstande... |
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24.08.2012, 08:22 | #15 |
off topic
der gute Ian mit seinem grandiosen Flötenspiel ... ich habe lange suchen müssen, bis ich durch eine glückliche Fügung einen 2. Ian gefunden habe, der mich und meine Lieben immer wieder u.a. mit seiner Flöte begeistert ... und dann geht´s los mit z.b. auch Locomotion Breath .... und jetzt lern ich hier noch einen kennen .... ich freu mich drüber ... lg simba |
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24.08.2012, 14:12 | #16 |
Sun streaking cold- an old man wandering lonely. Taking Time the only way he knows. Leg hurting bad, as he bends to pick a dog-end- He goes down to the bog and warms his feet. Feeling alone- the army's up the road salvation à la mode, and a cup of tea. Aqualung my friend- don't you start away uneasy you poor old sod, you see, it's only me. Ian Anderson/Jennie Anderson; 1971 |
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24.08.2012, 16:30 | #17 |
danke, D.
schöne Erinnerungen hast du da geweckt, werd mir gleich den Song mal wieder anhören ... wie schön, dass man durch manche Leute hier im Forum dazu gebracht wird, manches tief Vergrabenes wieder auszubuddeln ... lg simba |
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