Einige der Gedichte für T

[gummibaum]

10 kleine Gedichte aus den Jahren 2010-13:



Zu dir

Nach all den Jahren werde ich
dich heute nun verlieren,
ich bringe es nicht über mich,
das letzte zu riskieren.

Du gehst allein, ich schäme mich,
was hatte ich versprochen
und lass mich fesseln lächerlich
und habe dich zerbrochen.

Da wächst der Schmerz, vermehrt die Kraft,
ich reiße fort die Stricke,
ein Tod, der viele Leben schafft -
zu dir führt diese Brücke.



Letzte Glut

So traurig deine Stimme, Kerzen
umflackern schon dein letztes Licht,
aus feuchten Laken, fernen Schmerzen
will ich dich retten, kann es nicht.

Und du fragst traurig: geht's dir gut?
und willst, ich sage: ja -
und wirklich sag ich's, letzte Glut
flammt auf, du bist so nah.



Angespült

Trieb durch manches Meer schon Jahre,
ausgelaugt von salzger Flut,
Muschelkalk ersetzte Haare
und Poröses letzten Mut.

Strandgut bin ich endlich, lande
mit der Gischt vor deinem Zeh,
trockne nun auf warmem Sande,
bin bei dir in Glück und Weh.



Verarmt

Du wartest stündlich, dass ich schicke,
sonst wirst du dort nicht operiert,
doch hab ich nur noch Hoffnungsblicke,
wo deine Hoffnung nun verliert.

Ich will bei dir nur sein wie immer
und kann doch nicht, jetzt, wo du ringst
und kehr ich jemals, lebst du nimmer -
man wird erzählen, wie du gingst.



Dir

Nacht streckt wieder ihre Zweige
mir in meinem Leben aus,
diesem geht die Kraft zur Neige,
dunkle Leere füllt das Haus.

Aber in des Nachtbaums Krone
schaukelt noch ein letzter Stern,
schaukelt dort der Nacht zum Hohne,
sagt mir sanft, dich hab ich gern...



Der Becher

Ich zoome dich in Schritten,
den Kontinent, das Land,
die Stadt und dann die Hütten
an ihrem Armutsrand.

Aus Wellblech sind die Dächer
und dein Balkon ist da
und auf dem Tisch mein Becher,
den schenkte ich dir ja.

Und sehe, wie ein Andrer,
der jetzt wohl bei dir lebt,
wie ich mit Durst, ein Wandrer,
ihn an die Lippen hebt.




Ferne Liebe

Der Himmel, klar und abendblass,
durchkreuzt von weißen Bahnen,
die wachsen, schwinden, wolkennass,
lässt mich die Ferne ahnen.

Der Tag legt sich erschöpft zur Ruh,
doch hin zu fremden Orten,
bleibt nachts Bewegung immerzu
und Ankunft in den Porten.

Bist du auch fern, mein Himmel spannt
zu dir sich, wenn ich schlafe.
Mit einem Riss in sein Gewand
büßt er für Liebe Strafe.




Der Lügner

Ich hielt dich für eine Lügnerin
und jedes Wort von dir
ergab in diesem Bilde Sinn,
verfestigte es mir.

Und plötzlich sah ich, dass ein Stein
nicht passt ins Mosaik,
das Bild zerbrach, dein ganzes Sein
war unfassbar ein Sieg.

Ich habe gelogen mit diesem Bild,
verwundet mit jedem Wort
und du verzeihst und Liebe gilt,
ich künd es jedem Ort.


Fern

Fern ist die Stimme, elend fern
und nah, wenn ich sie höre
und dir mit Seufzen schwöre,
ich habe dich so schmerzhaft gern.

Amor, sag an, wie ist dein Tag,
wo steht bei dir die Sonne,
hier ist schon Nacht und Wonne
allein, dass ich dich in mir trag.

Wann komm ich wieder, kommst du her,
ich zähle viele Tage,
fern raunt, wie eine Sage,
der letzte Kuss warm übers Meer...



Bei dir

Ich bin bei dir: Wie ist mir nur!
Die Sonne schenkt sich her.
Ich bin bei dir und jede Uhr
ertrinkt im Zeitenmeer.

Ich weiß nicht, was ich sagen soll:
Hab Sprache nie gelernt.
Mein Kopf so leer, mein Herz zu voll
und alles wie besternt.

Hab nie gewartet, nie gesehnt,
wie ich so lang gedacht -
Wo ist der Abgrund, der gegähnt,
da alles schwebt und lacht ?

[dr.Frankenstein]

Angespült Trieb durch manches Meer schon Jahre, ausgelaugt von salzger Flut, Muschelkalk ersetzte Haare und Poröses letzten Mut. Strandgut bin ich endlich, lande mit der Gischt vor deinem Zeh, trockne nun auf warmem Sande, bin bei dir in Glück und Weh.

das ist das schönste für mich.
kann auch garnichts weiter dazu schreiben. sprachverloren

[Laie]

Lieber gummibaum,

ich wünschte, ich könnte so dichten wie du. Das ist einfach großartig! Zu meinen Lieblingsdichtern Goethe und Rilke muss ich nun gummibaum hinzufügen.

Einfach beeindruckend...


LG

[gummibaum]

Nun bin ich meinerseits sprachlos. Tausend Dank.

Alles Liebe von
gummibaum

[Ilka-Maria]

Das spricht mich besonders an:

Der Becher

Ich zoome dich in Schritten,
den Kontinent, das Land,
die Stadt und dann die Hütten
an ihrem Armutsrand.

Aus Wellblech sind die Dächer
und dein Balkon ist da
und auf dem Tisch mein Becher,
den schenkte ich dir ja.

Und sehe, wie ein Andrer,
der jetzt wohl bei dir lebt,
wie ich mit Durst, ein Wandrer,
ihn an die Lippen hebt.

LG
Ilka

[gummibaum]

Danke, liebe Ilka. Ich freue mich, dass dir eines besonders gefallen hat.

dr.Frankenstein hatte sich ein anderes ausgesucht.


Es war eine Zeit der einsamen, aufwühlenden Nächte, in denen ich schrieb.

LG gummibaum

[dr.Frankenstein]

Da kommt immer das beste bei raus. Und danke für meine Sprache.
Leider ist sie oft unverständlich.

[Thing]

das konnte mir nur deswegen entgehen, weil ich wieder wegen der leidigen Beinsache in der Klinik war.

Zehn Perlen hast Du uns präsentiert und eine schimmert kostbarer als die andere.
Sollte ich eine Favoritin wählen, ich wählte sie alle.
Und das habe ich dann auch getan.

Dankbare Grüße
von
Romulus Thing

[damastia]

Ja, gummibaum.

Der Meister hier im Forum!
Gib mir mehr Jahre, vielleicht würde ichs irgendwann auch können.

Ich denke aber nicht.
Schön, dass Du hier bist!


vlg EV

[Ex-Serpentina]

Vielen Dank, Eisenvorhang, für das Hochholen.

Lieber gummibaum,

das sind sehr berührende, wehmütige Texte. Worte die zum Glück dem stummen Niemandsland entkommen sind.

Liebe Grüsse,
Serpentina

[damastia]

Ehre, wem Ehre gebührt!

[AndereDimension]

hallo gummibaum

diese zehn texte stehen exemplarisch...sind nur ein beispiel dafür was uns wohl entginge...würdest du hier nicht mehr veröffentlichen. gibt nur wenige lyriker...de beides haben...textsicherheit und gefühl. das macht dich zu einem außergewöhnlich guten dichter...wie wir hier keinen zweiten haben. und nicht nur hier-ich kennen keinen forendichter...der dir auch nur annähernd das wasser reichen könnte. ich hoffe du bist dir dessen bewusst...bleibst weiterhin kreativ...egal ob hier oder anderswo...aber am liebsten natürlich hier.

gruß, a.d.

[Ilka-Maria]

Zitat von gummibaum

Danke, liebe Ilka. Ich freue mich, dass dir eines besonders gefallen hat.

dr.Frankenstein hatte sich ein anderes ausgesucht.


Es war eine Zeit der einsamen, aufwühlenden Nächte, in denen ich schrieb.

LG gummibaum

Mir gefallen alle deine Verse. Alle.

Nur diese hatten es mir besonders angetan.

Das schmälert die anderen in keiner Weise. Es kommt immer auf die Stimmung an, in der man sich befindet, ob Verse eine besondere Saite anschlagen.

[damastia]

Es ist nie zu spät, Qualität zu heben!

[dunkler Traum]

... das ist mir zuviel auf einmal. Jedes Werk kann so nicht für sich selbst wirken, schade, mich erschlägt die Menge an Lyrik, obwohl mich einiges anspricht.

wsT
dT