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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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16.10.2014, 11:41 | #1 |
Herbst
Wieder streife ich durch ersterbende Wälder,
versinke in morast’gem Laub. In Blut taucht der Herbst nun die Haine und Felder, was grünte, zerfällt bald zu Staub. Voller Ehrfurcht grüß ich die morbide Schönheit, die Luft, sie trägt Kunde von Rauch, Natur vergeht im buntgeflickten Hochzeitskleid, im Tod neues Leben im Bauch. So sink ich denn nieder, beseelt von dem Ende, das auch mich nun ereilen soll. Nebeldurchzog‘ner Herbst legt nun seine Hände auf mich – macht den Erntekorb voll. Der Heimgang steht an und die Luft, sie trägt Kunde von Pilzen, Fäule, Rauch und Tod. Noch im Erblassen habe ich Lob im Munde für den Herbst, getaucht in blutrot. Geändert von ANOUK (16.10.2014 um 16:04 Uhr) |
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17.10.2014, 00:26 | #2 |
Hallo ANOUK,
auch ich darf mich den Worten von AD anschließen und Dich ganz herzlich bei Poetry willkommen heißen. Deine Gedichte, die Du gestern und heute bereits in das Forum gestellt hast, zeugen von großem sprachlichen Gefühl und dichterischem Feinsinn. Letzterer ist in der ersten Zeit des Schaffens niemals ausgegoren, sondern immer dem Prozess der Veränderung und damit auch Verbesserung unterworfen. Wenn alles gleich so wäre, wie man es wünscht, dann würde jede Kunst im Status quo verharren und in sich selbst ersticken. Wir Autoren sollten also aus jedem Text, den wir verfassen, unsere Rückschlüsse ziehen, um entweder den vorliegenden noch zu verbessern oder bei dem nächsten auf gewisse Nuancen mehr zu achten. Dieses Herbstgedicht zeigt den ästhetischen Schönheitswert des Vergänglichen, und Du nennst es ganz klar "morbide Schönheit". Deine Ehrfurcht davor wird in der zweiten Strophe schon zur Hingabe und Beseelung und vielleicht sogar schon zu einer vagen Öffnung zum Tod. Deine Verse sind getragen von Melancholie und Schwermut, von einem morbiden Ambiente, das mich sehr an die Expressionisten des 20. Jahrhunderts erinnert, besonders an Georg Trakl´s "Herbst des Einsamen" und "Grodek"; darüber hinaus aber auch an Rilke, Klabund, Thomas Bernhard - um nur einige zu nennen. Die Bilder Deines Gedichtes sind so herrlich verbal gemalt, dass sie es sogar für einen kurzen Moment Eines zulassen: Pilze und Fäulnis, Rauch und das tiefe Rot des Blutes als Impression zu erleben und sich daran zu faszinieren. Liebe ANOUK, Dein Gedicht "Herbst" hat mir gut gefallen und zeigt für mich sehr viele Qualitäten, durch die ich als Leser natürlich sehr gespannt bin, was da noch folgen wird. Herzlich Willkommen und lieben Gruß zu später Stunde, Walter |
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17.10.2014, 09:32 | #3 |
Walter, danke!!! So eine ausführliche Auseinandersetzung mit meinem Gedicht! Und so ein großes Lob von jemandem, dessen Gedichte ich meinerseits sehr bewundere. Das bedeutet mir sehr viel. Ich habe selten derartige Rückmeldung auf einem Forum erhalten. Häufig "produziert" und postet jeder nur wie am Fließband, ohne sich je die Zeit zu nehmen, die Gedichte anderer auf sich wirken zu lassen und diese zu kommentieren.
Danke! Anouk |
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17.10.2014, 21:01 | #4 |
Hallo, Anouk,
ich freu mich auch darüber, dass du hergefunden hast. Deine Lust, mit Sprache und Rhythmus umzugehen ist nicht zu übersehen. Da schlägt ein Dichterherz (ob man deinen Stil nun mag oder nicht). Hier tauchst du tief in die so oft besungene Herbststimmung ein, die nicht nur Dichter an den eigenen Tod denken lässt. Dein LI weiß, dass es bald sterben wird und aus seiner Perspektive schilderst du stimmungsvoll sein Erleben, seine Gedanken. Sein Lob am Ende nachzuvollziehen wird sicher nicht jedem gelingen, aber das braucht dich nicht zu kümmern. - Wie Walter schon sagt, fasziniert auch mich der intensive Ausdruck. Da ich selbst auch immer dankbar für Hinweise bin, was anderen nicht so gut gefällt oder wo sie Störgefühle haben: - zweimal gebrauchst du die Formulierung: die Luft trägt Kunde von Rauch - die mitten im Wort apostrophierten Adjektive bei dem zweiten: nebeldurchzog´ner Herbst komm ich auch rhythmisch ins Stolpern durch die Länge?, da wünschte ich mir eine schlichtere, leichter lesbare Formulierung, vielleicht etwas mit Nebelhänden? Aber, wenn es für dich passt, vergiss, was ich gesagt habe. liebe Grüße, simbaladung . |
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17.10.2014, 21:27 | #5 |
Hallo simbaladung,
danke für Deine Rückmeldung auf mein Gedicht! Ich bin immer dankbar für konstruktive Kritik. Die Idee mit den Nebelhänden finde ich gut und frage mich, warum ich selbst nicht darauf gekommen bin. Zumal ich in einem früheren Gedicht einmal "Hände aus Licht" beschrieb. Es könnte lauten wie folgt: Der Herbst legt nun seine Nebelhände auf mich - macht den Erntekorb voll. Klingt auf jeden Fall einfacher und passt vom Rhythmus her besser. Danke für den Hinweis! Man selbst ist ja immer so betriebsblind bei den eigenen Texten, vor allen Dingen wenn sie noch ganz "frisch" sind und man noch nicht den nötigen Abstand gewonnen hat. Das zweimalige "Luft trägt Kunde" und auch beidmalig den "Rauch" habe ich mit Bedacht aufgenommen: Erst beschreibe ich nur den angenehmen, holzig-würzig-aromatische Rauchgeruch (den ich persönlich liebe und immer kräftig inhaliere!) und dann den Rauch in Verbindung mit Pilzen, Fäulnis und Tod (was sowohl den Pilzen als auch dem Rauch einen negativen Beiklang verleiht... und auf das Ende des LI einstimmt) Sicher werde ich das Gedicht noch einige Male überarbeiten. Ich liebe Rhythmus und Lesefluss und werde wahrscheinlich noch ein wenig daran herumpfeilen. Das Apostrophieren finde ich selbst ebenfalls ein wenig problematisch, obschon ich einige Male zu dieser Lösung greife. Auch in anderen Gedichten. Finde ich einen anderen, besseren Weg, so wähle ich natürlich anschließend immer den. Doch dazu braucht's bei mir immer zeitlichen Abstand und mehrere Überarbeitungsgänge. So richtig "fertig" ist ein Text bei mir eigentlich nie... Danke für Deine Hinweise und das nette Willkommen lG, Anouk |
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17.10.2014, 22:25 | #6 |
Schön, dass du so auf Anregungen regierst. Dann weiß ich ja für die Zukunft Bescheid.
Freut mich auch, dass dir die Nebelhände gefallen. Liest sich auch für mich jetzt besser. Für den zweiten Vers wär vielleicht auch denkbar: versink in morastigem Laub (das fehlende e am Ende stört weniger und liest man auch häufig) Ob der veränderte Rhythmus dir gefällt? Auch das e von streife im ersten Vers könnt man weglassen. Kannsts ja mal drüber nachdenken. Bis dann, gute Nacht, simbaladung |
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17.10.2014, 22:35 | #7 |
Bin noch wach.
Die beiden "e"s am Ende habe ich gewählt, da ich immer Zeilen von 12 bzw von 8 Silben habe. Durchgängig. Ließe ich die "e"s weg, wäre es jeweils eine Silbe weniger. Hm. Mir fehlt es ehrlich gesagt an theoretischen Grundlagen. Was ist "wichtiger", dass einem das GEFÜHL sagt, es lese sich flüssiger ( dann würde ich das "streif" dem "streife" vorziehen ) oder dass man die Silbenanzahl und möglichst Metrik , betont-unbetont usw einhält? In der zweiten Zeile finde ich beim lauten Lesen, dass es mit "e" hinten dran besser klingt. Aber das ist auch nur mein persönliches Empfinden. Wie machst Du das? Nach Gefühl? Folgst Du strikten Schemata? Oder versuchst Du, das eine mit dem anderen irgendwie in Einklang zu bringen? Aber es ist schon recht spät. Ich stöbere mich jetzt erst mal durch 1,2 deiner Gedichte und dann PC aus. Gute Nacht lG, Anouk |
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19.10.2014, 00:03 | #8 | |
Hallo, Anouk,
seltsam, dass du bei einem Gedicht auf die Idee kommt, Silben zu zählen. Um einen guten Lesefluss zu erreichen, bei Reimgedichten ein Baustein eines guten Gedichts, geht es in der Tat um Betonungsmuster, Metrik. Ich leg dir die Theorie des Handwerkzeugs also ans Herz. Kannst du dir alles aus dem Internet zusammensuchen. Mir hat vor allem die Methode des Xens geholfen, um meine Verse selbst zu überprüfen, ob der Lesefluss stimmt X - betonte Silbe, x -unbetonte Silbe. Ich Zitat:
lieben Gruß, simbaladung |
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19.10.2014, 08:24 | #9 |
Danke, Simbaladung, das ist mir eine große Hilfe!!! Ich werde mir mal die Texte in einem stillen Moment vornehmen und daraufhin untersuchen!
lG, Anouk |
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Stichworte |
herbst, rot, tod |
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