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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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27.07.2012, 15:13 | #1 |
Bilder einer Ausstellung
Bilder einer Ausstellung
Zusammen die Schulbank gedrückt in einem früheren Leben so manches ist uns seither geglückt so manches haben wir aufgegeben dieses und jenes hat uns bedrückt anderes wollt uns gen Himmel heben ich war schon immer verrückt du bliebst in festen Gleisen kleben Du stehst vor meinen Bildern zusammen mit deiner Frau du siehst ich musste verwildern sie kennt die Bibel genau mein Wort kann den Schrecken nicht mildern wer weiß schon wem ich vertrau an Kreuzungen vollgepflastert mit Schildern wenn träumend ich in die Wolken schau Du findest dich darin wieder mit deinem Söhnchen im Arm zerbrechlich und fein seine Glieder die Äuglein so klar und warm bald steigt er zu uns hernieder zu lernen Kummer und Harm du hörtest vom Klang meiner Lieder bist redlich vermögend und ich bleibe arm Die Botschaft ist ziemlich simpel der Mensch hat es nicht geschafft er säuft aus verseuchtem Tümpel verdorben ist seines Blutes Saft sein Lebtag bleibt er ein Dümpel der ratlos in blinde Spiegel gafft was von ihm bleibt ist Gerümpel wenn endlich er hinweggerafft Du suchst nach Hoffnung und Trost verrate mir was das ist in dieser Welt von Grauen umtost wo jeder nach seinem Maßstab misst verwittert vermodert bemoost den Grabstein der alten Mutter vergisst die Seele im Glücksspiel verlost und seine eigenen Kinder frisst Hörst du da Schreien der Kläger ein ungezähltes Heer den Racheengel als Bannerträger so schreiten sie einher bald wird die Gerade schräger die Seelenkammer ist leer voll Eifer schneidet der Säger am Ast auf dem du lastest schwer Dein Säugling erkennt nur Farben so willst du dich glauben machen er schnuppert am Pilz in unseren Garben schon morgen wird er darüber lachen was kümmern ihn unsere Narben wenn einmal gesättigt sein hungriger Rachen von Sehnsucht zerfressen wir seiner darben will er seine eignen Erfahrungen machen So dreht sich der Kreislauf des Lebens um unsere eigene Mitte im Ungleichgewicht des Nehmens und Gebens der Zwangsjacke alter und neuer Sitte die Wurzeln all unsres Strebens sind eine flehende Bitte dass unser Ringen nicht sei vergebens nicht immer sich freue der Dritte Du willst eine Antwort finden vergib mir- doch was ist die Frage ich soll dir die Wahrheit verkünden du willst dass ich ins Gesicht sie dir sage wir zahlen für unsere Sünden was nützt uns unsere Klage des Leichentuchs fahle Binden betten auch dich in deinem Sarge Die Früchte unseres Schaffens sind nichts als Vergeblichkeit wir können schenken und raffen am Ende besiegt uns die Zeit wir müssen strecken die Waffen und loslassen Freude wie Leid geboren als nackte Affen sind wir dem Tod geweiht Die Antwort gefällt dir nicht ich hab keine andre zu geben wir sind die Finsternis wo ist das Licht wir die Sterblichkeit wer ist das Leben und wenn uns das Auge bricht so mögen wir ihm unsre Seele geben bin ich es der da so spricht ich weiß es nicht doch so ist das eben 08 (Die Bilder sind im Profil zu finden) |
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28.07.2012, 07:03 | #2 |
abgemeldet
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Bilder einer Ausstellung
Lieber Desperado,
auf Einzelheiten will ich nicht eingehen, das würde den Umfang eines Kommentars übersteigen. Wozu ich mich aber äußern will, das ist deine Weltsicht: desillusioniert, resignativ. Du glaubst, die letzte Verszeile spricht davon, dass diese Welt nicht veränderbar wäre, dass sie immer so bleiben müsse, dass sie nicht durchschaubar ist und menschengemacht, dass da ein höheres Walten wirkt, von Menschen nicht erreichbar. Ich hoffe, ich habe dein Gedicht nicht falsch rezipiert. Dieses Denken hält jeden in seiner Unmündigkeit. Es entschuldigt Untätigkeit. Es ist, um es ungeschminkt zu sagen, ein Sklavendenken. Aber es soll ja Sklaven geben, die sich ganz wohl fühlen in ihrem Dasein. Ich mach mir nichts vor, mit diesen Sätzen bewege ich bei dir nichts, das mute ich mir auch gar nicht zu. Aber vielleicht, das ist meine Hoffnung, veranlassen sie dich in einer stillen Stunde ein wenig zur Nachdenklichkeit. Mit liebem Gruß Nitribitto |
28.07.2012, 07:52 | #3 |
Liebe Nitribitto,
da hast Du Dich ja wirklich beschäftigt mit meinen Zeilen. Desillusioniert und resignativ? Durchaus, hättest ruhig resigniert sagen dürfen. Fatalistisch...? Jein, das Gedicht ist eine Art Gespräch, die Aufarbeitung von Begegnungen, die jeweils eine Geschichte haben, die Du natürlich nicht kennen kannst. Allerdings, man kann es so verstehen wie Du, das zum Beispiel macht mich schon einmal nachdenklich, denn um unmündige Sklavenmentalität ging's mir mitnichten, im Grunde eher um's Gegenteil, um den Ausbruch aus den selbstauferlegten Zwängen und Existenzängsten, eben weil es nichts zu verlieren gibt aus angedeuteten Gründen, eben weil es weder Sicherheit, absolute Selbstbestimmung noch Gewissheit gibt. Das ist schon wirklich interessant, wie verschieden ja gegensätzlich Worte verstanden werden können, fast wie Bilder, und so gesehen bestätigt das Gedicht wenigstens seinen Titel. Um mich verständlicher zu machen, stell ich Dir gerne ein Kapitelchen zum Thema Sklaven bei "Erzählungen" rein, aus meinem "Federhut", der auf immerhin 570 Seiten gekommen ist, soviel zum Thema Untätigikeit. Bewegt hast Du jedenfalls was, wie Du siehst. Desperado |
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