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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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27.01.2021, 11:11 | #1 |
Forumsleitung
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Unter Deck!
Tag für Tag haut mir die Presse
Katastrophen in die Fresse, Pandemie und Maskenpflicht, Schule hier, dort aber nicht, Impfstoff fehlt an allen Ecken, während Hunderte verrecken, wer dem Serum noch nicht traut, hat auf Acht und Bann gebaut und kriegt als Erkennungsmittel einen Stern an seinen Kittel. Jeden Morgen nach dem Wecken schlägt der aufgefrischte Schrecken mir die Fäuste ins Gesicht: Weit entfernt sei noch das Licht, doch man bleibe hübsch gelassen angesichts der vollen Kassen. Wie? Hält der Finanzmogul nichts mehr von der schwarzen Null? Um die Krise durchzuleben, muss er wohl die Steuern heben! Ich will nicht mehr länger lesen, wer gestorben, wer genesen, wem die Not das Konto frisst und wer dreifach pleite ist, sondern meinen Tag genießen, mit der Welt den Frieden schließen. Deshalb, mir zur Seelenruh, lasse ich die Schotten zu und die Angst in ihrem Lauern vor dem Fensterglas versauern. 27.01.2021 |
27.01.2021, 12:05 | #2 |
Guten Morgen Ilka-Maria,
ich bin noch ziemlich neu hier. Auf die Form deines Gedichts möchte ich nicht eingehen. Ich habe mich über den Inhalt im ersten Absatz gewundert. Es verrecken wesentlich mehr als hunderte, inzwischen sind mehr als fünfzigtausend allein in Deutschland an oder mit Corona gestorben. Fataler, als das finde ich aber, dass du in den letzten beiden Zeilen, ein Bild aufgreifst, welches auf den Demos und in den Aussagen von Coronaleugnern immer wieder auftaucht. Nämlich, dass alle Impfunwilligen so stigmatisiert würden wie die Juden im Nationalsozialismus. Deshalb sind immer wieder auf Demos gegen die Coronamassnahmen gelbe Sterne, Anne Frank-Plakate etc. aufgetaucht. Ich finde das unerträglich, da es kurz gesagt relativierend und im besten Fall geschichtvergessen ist. Ansonsten kann ich es gut verstehen, deine Stimmung angesichts ständiger Horromeldungen... Grüße Saerdna |
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27.01.2021, 12:06 | #3 |
Sehr hübsch gemacht, Ilka. Erinnert stark an Wilhelm Busch. Da könnte ich mir gut entsprechende Zeichnungen zu vorstellen.
Falls der Text ernst gemeint sein sollte, müsste ich sagen, dass er unfreiwillig komisch auf mich wirkt, owohl der ernstgemeinte Hintergrund schon rüberkommt. Den "Stern am Kittel" finde ich allerdings sehr unpassend. Wer das, was uns in unserem Land zur Zeit als Last auferlegt wird, mit den Unterdrückungsmechanismen einer absolut gnadenlosen Diktatur vergleicht, denkt an diesem Punkt nicht richtig nach, oder hat jedes Augenmaß verloren! In China träfe der Vergleich eher zu. Sorry. LG Sonnenwind |
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27.01.2021, 12:32 | #4 |
Forumsleitung
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Ich gehe gerne auf die Kommentare ein.
Zunächst: Es ist natürlich eine Satire, aber leider steckt in jeder Satire auch viel Ernst. Nein, es sterben nicht jeden Tag 50.000, sondern - in Deutschland - Hunderte. Erst in der Gesamtheit haben wir inzwischen eine Zahl von rd. 50.000. Mein Gedicht geht aber auf die täglichen Zahlen ein. Der Stern sei "unpassend"? Die Presse lesen, und ihr werden auf ein Foto mit dem gelben Davidsstern und der Aufschrift "Ungeimpft" an einem Jackenärmel stoßen. Also nicht meine Erfindung, sondern heute früh in der Tagespresse gelesen und lediglich von mir aufgegriffen. Natürlich trägt ein Coroana-Leugner diesen Stern, und natürlich hat das bereits für Empörung gesorgt. Ändert aber nichts daran, dass viele Leute das mitbekommen und es im Hirn gefährlich zu tuckern beginnt. Muss die Presse also unbedingt so ein Foto veröffentlichen? Auch Leute, die keine Corona-Gegner sind, fürchen weitere Einschränkungen und könnten beieinflussbar werden. Genau gegen diesen aktuellen Journalismus richtet sich mein Gedicht, also bitte aufmerksam lesen! Man wird seit fast einem Jahr mit einer Imformationsflut erschlagen, ohne dass - außer einigen Neowissenschaftlern und Psychotherapeuten - jemand danach fragt, welche psychischen und ideologischen Kollateralschäden sie anrichtet. |
27.01.2021, 13:10 | #5 |
Hallo Ilka,
den Ausdruck "die Presse" mag ich nicht, weil es DIE Presse gar nicht gibt. Wir haben eine Presselandschaft und zahlreiche Journalisten, die mehr oder weniger gründlich und seriös recherchieren und berichten, interpretieren... Leider ist da auch viel Mist bei. Man muss es lernen, das Seriöse vom Unseriösen zu unterscheiden, sollte sich dabei aber nicht einseitig belesen. Du gehörst zu denen, die das wissen. Natürlich ist mir klar, dass der Text nicht zwingend deine persönliche Sicht der Dinge spiegelt, zumindest nicht in dieser Zuspitzung. Demgemäß richtet sich meine Kritik nicht gegen dich persönlich, sondern in Wahrheit gegen diejenigen, die entsprechend zugespitzt denken und empfinden. Was für dich Satire ist, wird von diesen Anderen nämlich wortwörtlich so genommen, wie es hier geschrieben steht - als Bekräftigung ihrer inadäquaten Sichtweise. Was aber wahr ist, und das könnte man aus deinen Zeilen auch herauslesen: Es ist eine Tatsache, dass Menschen unter Druck leicht zu überspannten Empfindungen und Schlussfolgerungen kommen, und dass diese oft scheinbar nahtlos hervorgehen aus Bedenken und Ängsten, die durchaus angemessen sind... LG Sonnenwind |
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27.01.2021, 15:43 | #6 |
Forumsleitung
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Nicht nur von den "anderen", sondern mittlerweile von den meisten und somit auch von den Berufsempörern. Davon können Nuhr, Eckhardt, Schröder & Co. ein Lied singen. Satire und Kabarett sind in Deutschland nicht mehr gesellschaftsfähig.
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27.01.2021, 17:26 | #7 | |
Zuallererst: Ich finde dein Gedicht sehr treffend zu meiner eigenen, aktuellen Gefühls- und Gedankenlage bzgl. der aktuellen Situation, daher gefällt es mir sehr.
Ich hätte nur einen kleinen Verbesserungsvorschlag: statt Zitat:
und steckt als Erkennungsmittel einen Stern an seinen Kittel. Das verdeutlicht, dass diese (meiner Meinung nach pietätlose) Entscheidung bewusst von den Panikmachern getroffen wurde und denen keinesfalls aufgezwungen wird, wie es im 3. Reich mit den Juden war. LG Henkerchen |
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27.01.2021, 18:09 | #8 |
Hallo Ilka,
gutes Gedicht. Da mir das Thema mittlerweile sowas vom Hals heraus hängt, geh ich auf den Inhalt nicht ein - nur war sowas von klar, dass als erster Kommentar genau ein solcher kommt wie kam. Auch dazu sag ich nix mehr (hab mich woanders totdiskutiert). Aber ich finde, dass die Mutanten im Gedicht fehlen. Die letzte Schreckensmeldung, damit sich jeder, der halbwegs gelassen war, nun aber verrückt machen kann. Vielleicht könntest du das noch einarbeiten? LG DieSilbermöwe |
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27.01.2021, 19:02 | #9 |
Forumsleitung
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Genau darum geht es in meinem Gedicht. Die Satire ist das Gewand.
Satt bis weit über dem Kragen! Wozu noch Nachrichten hören, sehen, lesen? Jeden Tag nur noch Zahlen, Statistiken und der Hinweis auf die aktuellen Regeln. Aber hallo! Findet irgendwo noch das Leben statt? Ja, schon, man kämpft sich durch, will durch diese Krise gehen und macht mit. Aber muss man mir jeden Morgen Zahlen und Statistiken um die Ohren ballern, noch ehe ich mir die Salzkörner der Nacht aus den Aigen gerieben habe? Wofür bin bin ich aufgewacht? Warum stehe ich denn auf, wenn schon im Treppenhaus das Virus lauert? Um mich nicht falsch zu verstehen: Ich halte die Regeln ein, ich mache mit, habe auch jetzt die Wundermasken aus der Apotheke geholt. Mein Anliegen ist nur, nicht jeden Morgen mit Todeszahlen und Für-und-Wider-Debatten und hunderttausend Klugscheißereien, wer was richtig und wer was falsch gemacht hat, und das alles im angepfiffenen Wahlkampf, wo sowieso jeder alles besser weiß und die Nichtwisser sich für ihre falschverstandenen Ausssagen unter tausend Verbeugungen mit Asche bestreuen, aufzuwachen und mir zu überlegen, ob es sich noch lohnt, sein eigenes Begräbnis im Vorfeld zu verwalten oder sich einfach auf ein Masenbegränbnis einzuschießen. Falls noch jemand da ist, mir diesen letzten Dienst zu erweisen. Uff, das war ein langer Satz. |
27.01.2021, 23:14 | #10 |
abgemeldet
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30.01.2021, 06:15 | #11 |
Liebe Ilka.
Auf den Punkt gebracht. Favorit. Gruß |
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02.02.2021, 08:57 | #12 |
Liebe Ilka!
Wie lange kann man das noch ertragen? Daß du den Stern (früher Juden-Stern bzw. Hexagramm) ins Spiel gebracht hast, finde ich sehr interessant. Sicher, das ist total übertrieben, aber künftig, so las ich letztens, soll es sog. Corona-Impfpässe geben, und wer den nicht bei sich trägt oder vorzeigen kann, darf ggf. nicht ins Ausland, in den Club usw. Ich kann mir inzwischen alles an Boshaftigkeiten seitens der Regierung vorstellen. Fazit: Das Gedicht spiegelt im Einzelnen die Empfindungen der Menschen wieder. Die zunehmende Drohkulisse (Stichwort Juden-Stern) wirkt beängstigend und verfehlt seine Wirkung nicht. Gern besenft. VG Pitti |
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