Blind in der dunklen nacht
Blind in der dunklen Nacht
Dunkel, schwarz und bedrohlich war die Nacht. Ich sah weder Mond noch Sterne, ich sah nicht das leuchten in ihren Augen. Ich sah nicht dass sie weinte. Ich sah auch nicht wie sie sich die Handgelenke aufkratze. Ich hörte nur schluchzen und unterdrücktes weinen. Ich wollte sie in den Arm nehmen, aber in dieser dunklen Nacht fand ich sie nicht. Still saß ich auf dem Bett und lauschte, hörte wie sie aufstand, wie ihre nackten Füße den Boden berührten und durchs Zimmer tapste. Ich liebte sie, aber was sollte ich tun? Ich konnte nichts ändern. Ich wollte, für sie da sein wusste aber nicht wie. Ich wollte sie in den arm nehmen. Dann hörte ich das Klacken einer Schublade. Dann war es still. Langsam und etwas wankend kam sie zum bett zurück. Ich merkte wie das Bett wankte, als sie sich hinlegte. Sie drehte sich zur Wand, dass ich nur ihren Rücken spüren konnte. Trotzdem nahm ich sie in den Arm. Ich hörte ihren leisen Atem neben mir. Er ging unregelmäßig und schnell. Ich drückte sie ganz fest an mich und strich über ihren Arm. Stille. Plötzlich merkte ich etwas klebrig Nasses an meinen Fingern. Erschrocken zog ich meine Hand zurück. Der Schock fuhr mir in die Glieder. Ich roch an meinen Fingern. Blut. Ihr Atem wurde langsamer. Ich sprang aus dem Bett und fragte verwirrt:„ Was hast du getan?” Eine Antwort kaum nur zögernd:„ es tut mir Leid, es tut mir so Leid.” Ich ging wieder zum Bett, was sollte ich tun? Ich konnte sie nur erfühlen erst hatte ich das falsche Handgelenk fand dann aber das richtige. In mir drehte sich alles. Mist. Was sollte ich tun? Panik. Ich schrie sie an:„ Verdammt was fällt dir ein? Wo ist der Verband?” Und ganz viele nutzlose Bemerkungen, während ich blind im Dunkeln nach einen Verband suchte, hörte ich wie ihr Atem stockte und ihr Herz den letzten Schlag machte. Schnell legte ich mich neben sie. Nahm sie in den Arm und flüsterte mit Tränen in den Augen:„ Es tut mir so leid” Dann starb sie. Die Tränen hörten nicht auf zu fließen und als es Morgens wurde, öffnete sich die Tür des Zimmers und ein Pfleger kam herein. Ein Schrei durchschnitt die Stille, denn obwohl die Vorhänge noch zu waren, konnte man es sehen. Ich stolperte aus dem Bett, so benommen war ich. Ich stotterte etwas wie:„ Ich konnte nichts tun. Ich konnte nichts tun. Ich habe es nicht gesehen.”
Die Pflegerin brachte mich aus dem Raum und half mir auf einen Stuhl ihre Stimme klang geschockt und traurig:„ Du kannst nichts dafür. Du konntest es nicht sehen.“ Und obwohl es jetzt Tag war, blieb es dunkel. Ich sah nicht wie sie heraus getragen wurde, sah nicht die Blutflecken im Bett, sah nicht das Messer, das auf dem weißen Teppich lag und sah auch nicht wie der Sarg in die Erde eingelassen wurde. Es war Nacht, so dunkle Nacht. Schwarz und bedrohlich loderte sie vor meinen Augen.
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