Briefe
Was ich schrieb und was ich nicht schrieb, hältst du bis zu diesem Tag gefangen. All die Briefe, die jemals deinen Namen riefen, all die Briefe, die jemals meine Tränen schrieben. Und wenn du denkst, dass Briefe nicht auf Antworten warten, dann weißt du nicht, was Warten bedeutet und weißt erst recht nicht, was ich bedeute.
Tausend Worte schickte ich an deine Adresse. Jeden Tag ein Wort mehr und jeden Tag noch ein Absatz mehr und immer, immer mehr. Und alles, was ich an deine Türe schickte, blieb bis zu diesem Tag hinter den dicken Mauern deiner unendlichen Ignoranz. Und wenn du meinst, ich bräuchte keine Briefe, dann weißt du nicht, was Briefe bedeuten können und dann weißt du nicht, was ein Wort bedeuten kann.
Und mit jeden Wort und jedem Tag, der verstreicht ohne Antwort und ohne ein Wort von dir, weiß ich nicht mehr, ob ich dem Menschen geschrieben habe, dem ich eigentlich schreiben wollte. Der Mensch, dem ich schreiben wollte, hätte sich gefreut. Hätte geantwortet. Käme mal auf den Gedanken sich zu bedanken. Aber wem habe ich geschrieben? Einer tauben Eule, im ewigen Wald des Egoismus. Und wenn du nicht weißt, was du mir bedeutest und du nicht weißt, was mir ein Wort von dir bedeuten könnte, dann weiß ich nicht, ob ich jemals wieder schreibe. A.H.S.
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