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Alt 12.05.2009, 14:10   #1
Dorn
 
Dabei seit: 05/2009
Alter: 37
Beiträge: 1

Standard Kristallblume

KRISTALLBLUME / Teil 1


Ein leiser Gesang war zu hören. Er hallte durch den Wald wie ein Wiegenlied, als die Sonne unterging. Es war das sanfte Rauschen der Blätter, das sich mit den Summen der Insekten mischte und die Vögel stimmten in dem Chor mit ein. Der Wald sang für die letzten Sonnenstrahlen, als sie das Land rot färbten. Wie ein festes Ritual, fast ob ein König verabschiedet wurde, kehrte allmählich Stille ein, als der Tag in die Nacht überging. Doch erst als die Sonne ganz verschwunden war und der silberne Mond sein mildes Licht auf das Land warf, zeigte sich der wahre Zauber dieses Ortes.
Langsam erhob sich ein kleines schwaches Licht um den Auftakt zu machen. Immer weiter stieg es in die Höhe und gewann dabei an Leuchtkraft. Erst ruhig, doch dann schneller werdend, umrundete es einen alten Baum, dessen inneres zu Leuchten begann, es drang aus ihm heraus und umgab ihn in einem bläulichen Schimmer. Mehr und mehr kleine Lichtwesen kamen aus ihren verstecken, folgten dem ersten und schwirrten durch den Wald. Ein Baum nach dem anderen fing an zu erstrahlen, Sträucher und Büsche schlossen sich dem an. Als die seltsamen Lichter durch sie hindurch flogen, glühten ihre Knospen und Beeren wie kleine Fackeln. Auch die Tiere der Nacht begleiteten das Schauspiel, ihr Fell wurde weiß und glänzte im Schein, als sie durch das Dickicht schlüpften. Geisterhafte Vögel stiegen aus den Baumkronen auf und das Mondlicht warf seinen unheimlichen Schleier über alles, um das Bild zu vollenden. Der Wald wurde hell, doch etwas Fehlte noch.
Die Lichten Wesen drangen weiter in den Wald ein. Mit ihren kleinen Flügeln surrten sie durch das Gestrüpp und hinterließen glitzernde Spuren, bis sie im tiefsten inneren ihr Ziel erreicht hatten. Eine friedliche große Lichtung, dessen tagsüber Dunkelgrüne Gras, sich in Cyan gefärbt hatte, erstreckte sich vor ihnen. Die blauen Bäume türmten sich darum, wie ein Schutzwall, um ihren Schatz zu verstecken.
Eine zierliche Blume wuchs hier zwischen den Gräsern, schlief jetzt noch friedlich in ihrem Heim, in mitten des Waldes. Doch sie erwachte jetzt langsam, als das erste Licht über sie Strich, hob sachte ihren Kopf, um sich schlussendlich ganz zu erheben. Sie streckte sich wie besessen dem Mond entgegen, um dann zaghaft ihre feine Knospe zu öffnen.
Die Lichtwesen flogen auf sie zu und begrüßten sie und ihre Geschwister, die nun auf der ganzen Lichtung zu leben begannen. Als heilig galt sie in diesem Reich, sie war das Symbol und der Stolz dieses Landes.
Schmale gläserne Blätter rankten sich um ihren geschwungenen silbernen Stil und als sich ihre Knospe entfaltet hatte, kamen Kristallene Blüten zum Vorschein. Um sie herum funkelte ihres Gleichen in allen Farben, wie auch sie selbst und gemeinsam erfüllten sie den Wald mit ihrem Spiel. Die Magie dieses Ortes war erwacht.
Die Kristallblume lauschte den Lauten die jetzt die Nacht erfüllten, denn diese sang nun ihr eigenes ruhiges Lied. Sanft bewegte sie sich im Wind, als wolle sie für den Mond tanzen. Begleitet vom rauschen der schimmernden Blätter und den hohen Gesängen der Geistervögel, dem beständigen summen der Lichtwesen und ihren eigenen klirrenden Lauten, als sie von einer Seite zur anderen wippte. Unwissend war sie in ihrem fröhlichen Spiel, doch dieser Tanz sollte bald Enden.
Plötzlich erschien ein Schatten, der ihr die Sicht zum Mond raubte. Man hörte noch ein leises Knirschen, das wie ein Hilfeschrei klang, während die Finsternis sie zu Boden drückte und als diese sich wieder löste, lag die Kristallblume in Scherben. Doch der Schatten beachtete sie nicht einmal, schritt über sie hinweg, als hätte es sie nie gegeben.
Seine schwarzen Augen sahen fest durch alles hindurch und waren allein auf sein Ziel gerichtet, das in weiter Ferne schien. Dunkle wehende Gewänder mischten sich mit seinem langen schwarzen Haar und erweckten den Eindruck, als ob er Flammen hinter sich herziehen würde. Lange Finger hielten die Griffe seiner Schwerter fest, als er unbeirrt weiter Schritt, ohne zu merken was er zerstörte.
Es schien als ob Wolken den Mond verdeckten. Stumme Schmerzensschreie erfüllten den Wald, die untergingen im Lärm, der nun auch die Musik der Nacht verschlang.
Um den Schattenmann erklangen die Schlachthörner, die sich mit den bebenden Schritten großer Echsen vereinten. Und das Knurren riesiger Kreaturen, die Wölfen ähnelten, mischte sich mit den Schreien ihrer Reiter. Selbst das knarren der Wagen, die von Katzengleichen Bestien gezogen wurden, übertönte die panischen Laute der Tiere. Über ihnen flogen seltsame Flugwesen die laut brüllend, Feuer spuckten und dass Knacken der alten Bäume, als sie in Flammen aufgingen, klangen wie Klagelieder. Sein Heer erstreckte sich zu allen Seiten.
Die Blume lag in ihren Scherben und hörte das kreischen ihrer Lichten Freunde, als sie sich zischend auflösten. Vernahm dass laute Krachen, wenn einer der Bäume zu Boden ging und die splitternden Hilferufe ihrer Geschwister, die um sie herum zerbrachen.
Doch niemand sonst hörte die Schmerzen des Waldes, als die Finsternis, begleitet von gleichmäßigen Trommelschlägen, vorbei zog. Dieses Lied hatte es hier noch nie gegeben und so schnell wie es erklungen war, verhallte es wieder in der Nacht.
Stille kehrte ein und als der Mond endlich erneut seinen Weg zum Kristallwald fand, war dieser verschwunden. Sein Licht fiel auf eine kahle Stelle, die einem Friedhof glich.
Schweigend ging er weiter seiner Wege und ungeachtet der Ereignisse, weichte die Nacht in ihrem unaufhaltsamen Kreislauf, dem Tag. Die ersten Sonnenstrahlen fielen auf das Land und die Dunkelheit ging über in ein kräftiges Rot. Doch es war nicht das Rot der Sonne, die erbarmungslos weiter schritt und über Blutgetränke Erde glitt. Denn um den einstigen Kristallwald, im Reich namens Sanzarah, hatte eine Schlacht getobt.



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Hallo ihr, ich bin auf dieses Forum gestossen, und da ich unglaublich gerne Geschichten schreibe, dachte ich so bei mir, ich stelle einmal meine neuste hier herein, um mir die Meinung anderer an zu hören. In der Hoffnung ich konnte sie so herüber bringen wie ich es mir vorgestellt habe.
Auch wenn das Kapitel an sich abgeschlossen ist, die Geschichte selbst natürlich lange nicht *smile*


Mit einem Stich ins Herz,
grüße vom Dorn (im Auge *hehe*)
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