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01.09.2006, 12:58 | #1 |
Zigarettenlänge
Vorgestellt habe ich mich ja schon in dem dafür vorgesehenen Thread, jetzt will ich den Worten dann auch mal...mehr Worte folgen lassen. Dafür ist dieser Platz ja wohl da.
Zigarettenlänge In seinem Kopf steigen schwerwiegende Gedanken auf, wabern langsam nach oben, um kurz darauf wieder zu Boden zu plumpsen. Keiner kann sich lange halten, keiner scheint das wirklich wert zu sein. Langsamen Schrittes stelzt er durch die engen Gassen, windet sich an vorüberziehenden Körpern vorbei und achtet nicht auf Dreck und Zigarettenstummel, welche auf der Straße ihrem baldigen Ende in einer Reinigungsmaschine der Stadtwerke entgegensehen. Die Gassen münden irgendwann in einer von Autos befahrenen Straße, meist Kleinwagen pilotiert von jungen Frauen, ab und an rauscht auch ein Cabrio vorbei. Am Steuer ein Mann im Anzug, versehen mit Designersonnenbrille, auf dem Beifahrersitz das Weibchen. Eigentlich hätte man denken sollen, ein solches Phänomen sei ausgestorben, doch bleibt es wenigstens Randerscheinung. Kaum einer Erwähnung wert, aber wenn sonst schon nichts passiert, achtet man eben auf Kleinigkeiten. Fuß vor Fuß gesetzt, auf die Schuhe blickend, die mit jedem Schritt unmerklich von mehr Stadtstaub benetzt werden. Vorsichtig klopft er sich Aschereste vom schwarzen Hemd. Das erste Mal wird es heute zur Schau getragen, ein bemerkenswerter Makel würde alles zunichte machen. Er kramt beiläufig in seiner rechten Hosentasche, nach einigem Gesuche fischt er eine verbeulte Schachtel Zigaretten hervor. Aufgeklappt, Zigarette geangelt und zwischen den knapp geöffneten Lippen positioniert. Die Schachtel umständlich mit der linken Hand wieder verstaut, dann greift er in die andere Hosentasche und die Suche beginnt von neuem. Endlich ist auch das benötigte Feuerzeug gefunden. Es klingt ein wenig nach dem gierigen Schnappen eines Alligators, als er mittels Rad und Feuerstein die Flamme entzündet. Ein reisighaftes Knacken folgt und die Zigarette beginnt zu glühen. Mit dem blaugrauen Rauch steigt gleichzeitig auch ein Wohlgefühl in der Magengegend auf, und die Außenwelt wird zur Nebensache. Obwohl noch immer dutzende Menschen den Weg kreuzen, beginnt eine Einkehr in das Selbst. Wieder steigen Gedanken auf, diesmal jedoch schleicht sich eine geringfügige Veränderung ein. Denn wenigstens einen von ihnen ist er bereit und in der Lage für ein paar Minuten gefangen zu halten. Danach tritt der alte Schuh die Zigarette auf dem Boden aus. |
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01.09.2006, 14:20 | #2 |
Hey Birger! sei willkommen -
zur Begrüßung kurze Worte von mir, bin im Büro und sollte eigentlich was ganz anderes tun als 1 Komment zu schreiben. Aber ...
... so beim Drüberfliegen fand ich deinen Text ganz ansprechend, sauber gearbeitet, strukturiert, eine Momentaufnahme irgendwo in der Stadt, anonym, als Stimmungsbild gedacht. Zugleich wäre eine Fortsetzung denkbar, durch die der anskizzierte Protagonist mehr Profil gewänne, die Szene könnte Beginn eines Plots sein. Du verwendest Sorgfalt auf die sprachliche Ausarbeitung, für meinen Geschmack könnte die Sprache hier noch - ja, wie soll ich sagen: knackiger, schnodderiger, kürzer, gehackter sein. Kann das jetzt grad nicht genauer ausführen, Zeitmangel. Eins noch: den "bemerkenswerten" Makel auf dem Hemd würde ich ändern. Bemerkenswert, das ist doch: hervorragend, auffallend, etwas, das bemerkt werden SOLL - der Makel ist "auffällig", aber bemerkenswert ist er doch grade nicht. Hmm? Soviel ganz kurz, lG, Pega. Westwärts! Ballade-ske. |
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01.09.2006, 14:33 | #3 | ||
Hallo Birger,
sprachlich ist das gut geworden. Schöne Beschreibungen, besonders diese hier: Ein reisighaftes Knacken ilotiert von jungen Frauen Schnappen eines Alligators Zitat:
Zitat:
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01.09.2006, 19:52 | #4 | ||
Also, Danke erstmal für das ja doch überwiegend positive Feedback.
Den Kritikpunkten will ich mich dann aber natürlich auch im Einzelnen stellen, bzw. versuchen sie auszumerzen. Also die Bedeutung des Wortes "bemerkenswert" habe ich hier ganz bewusst verfälscht. Weil sich ein rein wörtliches Verständnis mit meiner Implizierung decken würde. Das ist für mich das Spiel mit der Sprache, ihren Unzulänglichkeiten und ihren Tücken, dem ich mich hin und wieder ganz gerne mal zuwende. Zitat:
Zitat:
Von der Bedeutung her soll es um den Gedanken gehen, welcher hier festgehalten wird. Die Idee mit der Fortsetzung ist übrigens ziemlich gut. ich wollte sowieso mehrere Geschichten über den Raucher und sein Dasein schreiben, warum also nicht den gleichen Protagonisten häufiger verwenden. Vielleicht gibt es dann ja demnächst einen zweiten Teil... |
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04.09.2006, 03:10 | #5 |
So, ich habe erstens den Satz über die Gefangenhaltung von etwas, was vorher unbestimmt war, geändert. Ich hoffe, ich habe es geschafft, ihn verständlich für jedermann zu machen, ohne dabei zu viel von dem aufzugeben, was ich für meinen Stil reklamiere.
Und zweitens habe ich ein weiteres Mal Korrektur gelesen und einige Kleinigkeiten ausgebessert |
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04.09.2006, 07:29 | #6 |
Habs gelesen und nichts mehr zu meckern. Der Satz ist jetzt auch gut verständlich.
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