Wer sagt, ich müsse wählen?

[Ilka-Maria]

Was ist, wenn ich entscheiden muss,
jedoch nicht weiß, wie man das macht?
Flieh ich in diesen, jenen Fluss?
Wer hat die Feuersbrunst entfacht?
Verliert am Ende mein Verstand?
Gewinnt das Herz die Oberhand?

Im Kopf herrscht längst Gemischtsalat,
mein Herz schreit mich verzweifelt an,
und ich versuche den Spagat
von End zu End, so gut ich kann.
Was ist, wenn die Entscheidung zwingt,
doch keinem von uns Gutes bringt?

Der Zeit steh ich tief in der Schuld,
sie war geduldig, mild und fair,
nie stand sie an dem Lehrerpult,
sie mahnte zwar, doch nicht zu sehr.
Jetzt steh ich da nach manchem Jahr
und bin so klug, wie ich einst war.

Ich bin verwirrt, beinah verrückt:
Lieb ich den andern oder dich?
Ihr habt mich beide gleich entzückt.
Im Zwischenreich verlier ich mich!
Ich hätte Ruhe vor dem Sturm,
wär ich Prinzess im hohen Turm.

Was ist, wenn die Entscheidung drängt,
doch ich ihr nicht gehorchen will?
Wenn sie mein Herz mit Fesseln engt?
Begehr ich auf? Ertrag ich still
die nagende Gewissensnot?
Am besten hülfe mir der Tod.

02.11.2023

[Eisenvorhang]

Am besten Koffer packen und ans andere Ende der Welt ziehen und beide vergessen. Da gibt es doch keine Gewinner auf Dauer, sondern nur Stress.
Was du beschreibst scheint jedoch ein zunehmendes Phänomen unserer Gesellschaft zu werden. Klar, in der Literatur gibt diese Ambivalenz dutzendfach aber irgendwie normal finde ich das auch nciht.

[Heinz]

Liebe Ilka-Maria,
wenn ich ratlos bin, greife ich zu Deinem Landsmann:

"Es iſt ihr ewig Weh und Ach
So tauſendfach
Aus Einem Puncte zu curiren,
Und wenn ihr halbweg ehrbar thut,
Dann habt ihr ſie all’ unter’m Hut."

Liebe Grüße,
Heinz

[Funkelsteinl]

Danke für dieses Gedicht!
Es sagt mir viel.

[Perry]

manche Entscheidungen im Leben sind tatsächlich schwer zu treffen und es gilt Vor- und Nachteile gut abzuwägen.
Was die Liebe anbelangt, sollte man seinem "Bauchgefühl" folgen. Den "Freitod" zu wählen ist wohl mehr was für Romane.
Gern hineingespürt und LG
Perry