abends, nachts

[dunkler Traum]

Lieg im Bett, es ist sehr still, auch kein Nachbarschaftsgebrüll.
Neben mir nur weißes Laken, es kommen die Gedankenkraken.
Dreh mich, wälz mich, her und hin, alles kommt mir in den Sinn.
Schafe laufen wunderlich, lässt der Hirte sie im Stich.

Mein Gewissen ist so rein, müsste eigentlich schlafen fein,
doch in meinem Kopf, dem trüben, scheinen Panzer gerad zu üben.
Lege ich mich auf den Rücken, will das Zimmer mich erdrücken.
Atem halten und dann lassen, nur der Schlaf kann mich nicht fassen.

Augen auf, Augen geschlossen, in meinem Kopf wird jetzt geschossen.
Würd gern die Gedanken lenken, einfach nur an gar nichts denken.
Erschlagend unkausal Ideen fleißig durch den Schädel wehen,
von Sex auf Mond und dann auf Beine, in diesem Hirn ist nichts alleine.

Wollte gerad die Decke heben, kommt ein depressives Beben.
Kann nicht wollen, fühlen, wissen, niemals mehr den Schlaf vermissen.
Ausgelaugt, total erschöpft, Gedanke sich alleine köpft.
Denk schon nicht mehr an den Schlaf, nick endlich weg, so ist es brav.

[Ilka-Maria]

Du hast mich überrascht, dunkler Traum. Was du präsentierst, sind für mich erfrischend frische Zeilen. Es holpert zwar an manchen Stellen, aber dafür lieferst du gelungene Formulierungen und Bilder.

Zunächst gefallen mir die "Gedankenkraken", aber auch die Schafe, die vom Hirten verlassen ins Chaos geraten, zeigen eine Wirkung. Man soll, so der Ratschlag, Schäfchen zählen, wenn man schwer einschlafen kann. Aber was, wenn eine Herde ohne Hirte und Hütehunde zerstiebt und sich die Schafe deshalb nicht zählen lassen?

Das Zimmer, das erdrückt, ist ein treffendes Bild für die Quälerei, sich nach Schlaf zu sehnen, der nicht kommen will, und statt dessen die verdunkelten Wände und Möbel zu sehen, die wie stumme Zeugen eine Schlinge um dich ziehen für eine Tat, deren du nicht bewusst bist, sie jemals begangen zu haben.

Im Kopf wird geschossen. Wow! Kausalität ist "out". "Sex auf Mond und auf Beine"? Da wird es bizarr (erinnert mich an einen französischen Film mit Trintignant und Fanny Ardant). Offensichtlich hat es der Schlafsuchende doch in die erste REM-Phase geschafft. Doch kurz danach wird er wieder wach.

Und ist nach dieser Erfahrung total erschöpft. Schläft schließlich ein und sinkt allmählich in den erholsamen Tiefschlaf.

Tolles Gedicht. Als Blaupause. Wert, daran zu feilen.

LG
Ilka

[dunkler Traum]

... danke für Lob und Kommentar. Ich fühle mich nicht in der Lage, noch Stolperer raus zu nehmen oder etwas zu verbessern. Du weißt ja, dass ich von der Theorie nichts verstehe, ich bleibe ein Dilettant.. Keine Ahnung, wie lang ich vor drei Jahren daran gesessen habe.
Bizarr finde ich die Zeile nicht, in Träumen wird die Logik und die Kausalität neu gemischt. Da kommen Handlungsfolgen zusammen, die man tagsüber nicht nachvollziehen kann.
Das Thema hat mich wieder einmal eingeholt, außerdem scheint es unendlich.

beaux rêves