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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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20.10.2017, 16:02 | #1 |
Die kalte Hand
Mich schaudert irgendwie hineinzugehen,
doch greift mir eine fremde, kalte Hand ans heiße Herz und zieht mich ungesehen von allen Blicken hinter eine Wand. Da steh ich nun und will schon wieder fliehen, doch eine Lähmung macht die Beine schwer. Ein Schwindeln und ein Glühen und ein Ziehen und langsam räumt die Hand die Brust ganz leer. Ich gehe und in einer Tragetasche hab ich mein Herz, ermordet, noch dabei. In ausgebrannten Kammern weht die Asche und bebt des Toten unhörbarer Schrei… |
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21.10.2017, 08:10 | #2 |
abgemeldet
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Die kalte Hand hat mich eiskalt erwischt, lieber gummibaum.
Sehr gut geschrieben. Lieben Wochenendgruß Letreo |
21.10.2017, 09:35 | #3 |
Dich auch? Sehr mysteriös.
Mitfühlende Samstagsgrüße gummibaum |
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21.10.2017, 11:58 | #4 |
Was! Hab ich das gestern nicht kommentiert? So ein Mist.
Ich hab doch aber einen längeren Text geschrieben? Das ärgert mich, ich Esel hab wohl das Absenden vergessen. Wie dem auch sei, mir klang alles nach Herzinfarkt und Sterben. Die kalte Hand ist .. ein synonym für furchtbares, für mich jedenfalls. Sehr gut geschrieben, was mir nicht einleuchtet sind die letzten beiden Zeilen. Dennoch, ich find es sinnbildlich sehr schön, ich dachte auch wieder an die goldene Nixe aus dem "Schwarz", die ihren Rücken zeigt und nass mit ihrer kalten Hand zugreift. Du siehst, ich sehe deine Gedichte im Zusammenhang. - MiauKuh |
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21.10.2017, 12:08 | #5 |
Danke, lieber MiauKuh,
hat die kalte Hand gestern deinen Text ... ? Die Verse mit den (Herz)kammern? LG g |
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21.10.2017, 12:30 | #6 |
21.10.2017, 12:45 | #7 |
Jetzt Asche: die lebensspendende kindliche Naivität, der Glaube an die Reinheit...
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26.10.2017, 10:16 | #8 |
So wirds gemacht. Echt gruselig!
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26.10.2017, 10:48 | #9 |
Danke, SuckerPunch78. Ich freue mich.
LG gummibaum |
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26.10.2017, 11:16 | #10 |
Hallo gummibaum,
Moritaten sind eigentlich nicht so mein Ding. Aber dies hier ist geradezu genial - mit ungeheurem Tiefgang. Praktisch ein Gegenentwurf zum Kleinen Prinzen. Sehr traurig. Man kann es auch als Warnung verstehen... LG Sonnenwind |
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26.10.2017, 12:32 | #11 |
Hi Gum!
Leider wird nicht genau spezifiziert, WAS oder WER genau dort das Herz ermordet? WO schaudert es das LyrIch hineinzugehen? Geht es um Kindesmissbrauch, und das Opfer geht wieder hin, weil es muss, zB als Ministrant in die Kirche? Da passt die Tragetasche irgendwie nicht so recht ins Bild ... Vorschläge: S2Z4 - Statt "ganz" würde ich "mir" schreiben, das fügt sich besser in Satzstruktur und Klangbild. S3Z3 - Woher kommt der Wind in diesen Kammern, dass die Asche "wehen" kann? Außerdem stimmt das Wort nicht, denn Asche kann "verwehen", bzw. "verweht werden", aber selbst nicht wehen! Das macht der Wind, der die Asche verweht. Ich würde statt wehen "bleicht" schreiben, oder "sintert Asche". S3Z4 - "ungehörter" gefiele mir besser als "unhörbarer". Insgesamt ein beklemmendes Werk voller Ausweglosigkeit und Schmerz. Lyrisch höchst gelungen und ganz auf meiner Linie! Sehr gern gelesen! LG, eKy |
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27.10.2017, 00:27 | #12 |
Lieber Sonnenwind,
danke für dein Lob und die Assoziationen. Lieber Erich, danke für die Verbesserungsvorschläge. Ich werde etwas davon übernehmen. Mit dem Wehen der Asche wollte ich den kaum spürbaren Gehwind ausdrücken. LG und gute Nacht gummibaum |
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27.10.2017, 00:57 | #13 |
Das interessante ist für mich, dass ich mir die passende Geschichte selbst dazu ausdenken kann.
Ich finde es genau so, wie es ist, perfekt. Ich sag das nicht, um Erich zu widersprechen. Die kalte Hand, die aus dem Nichts kommt... kann für so vieles stehen. Der Text hat etwas ungeheuer Berührendes. LG Sonnenwind |
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27.10.2017, 01:38 | #14 |
gesperrt
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und langsam räumt die Hand die Brust ganz leer.
Ausgesprochen gute Metaphorik Das falsche Schema. Du zwingst dich in ein metrisches Korsett. Generell sehe ich bei deinen Sachen, einen Reifeprozess. Gem |
27.10.2017, 08:25 | #15 |
Das hätte ich beinahe übersehen.
Wahnsinnig gut. Erklären würde ich es an deiner Stelle auch nicht, lieber gummibaum. Sonnenwind hat recht, so kann sich jeder die passende Geschichte dazu ausdenken und das ist spannender. LG DieSilbermöwe |
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27.10.2017, 10:38 | #16 |
Metrische Form und Gleichklang darf man nicht als "Korsett" wahrnehmen, sondern als Möglichkeit der Steigerung der Sprache, ihrer Schönheit, Eleganz oder potentiellen Wirkung.
Dadurch erlangt ein ansonsten beliebiger Text gleich welchen Inhalts gesteigerte Bedeutung und Tiefe, Größe und Relevanz. Nun, zumindest bei musisch begabten Menschen. Der rhythmisch strukturierte Text mit Reimen war doch nicht umsonst oder zufällig so viele Jahrhunderte probates Transportmittel für wirklich wichtige Aussagen und Dinge, die man sich merken wollte, war Sprachrohr der leidenden wie der begeisterten Seele! Nun einfach so zu behaupten, diese Form hätte sich "überlebt" und somit keine Bedeutung oder Aussagekraft mehr, oder wäre womöglich minder wertig als sog. moderne Formen, ist mir viel zu kurz gegriffen und oberflächlich wertend. Diese Form als einengend zu empfinden wie ein Korsett, ist eine betont negative, ablehnende Sichtweise, deren Motivation ich nicht nachvollziehen kann. |
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28.10.2017, 21:48 | #17 |
gesperrt
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Erich, wo habe ich geschrieben, dass sich das Forum überlebt hat. Sieh mal, ich mache keinen Hehl daraus, dass ich dich für deine Präzision und Kritik hier im Forum schätze. Das habe ich dir sogar während des Beefs geschrieben. Ich habe lediglich gesagt, dass ich für dieses Gedicht die Form als unpassend empfinde. Natürlich ist es wichtig die Form zu wahren. Natürlich ist es schön und gut sich einer Struktur zu bedienen. Nur lass auch neue Formen zu. Ich persönlich fühle mich in einer fixen Struktur nicht frei. Das ist aber bitte die Entscheidung des Künstlers, so wie auch meine Kritik nur meine subjektive Meinung ist.
Fühl dich nicht gleich immer betroffen. Gem |
29.10.2017, 09:30 | #18 |
Wer sagt, dass mein Kommi auf speziell dich bezogen war? Ich habe die sog. "modernen" Autoren und ihre arrogant-avantgardistischen Vorstellungen alle zusammengefasst.
Und ich habe geschrieben, dass jene behaupten würden, die klassische FORM habe sich überlebt, nicht das FORUM. |
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29.10.2017, 11:28 | #19 |
Die kalte Hand
Mich schaudert irgendwie hineinzugehen, doch greift mir eine fremde, kalte Hand ans heiße Herz und zieht mich ungesehen von allen Blicken hinter eine Wand. Da steh ich nun und will schon wieder fliehen, doch eine Lähmung macht die Beine schwer. Ein Schwindeln und ein Glühen und ein Ziehen und langsam räumt die Hand die Brust mir leer. Ich gehe und in einer Tragetasche hab ich mein Herz, ermordet, noch dabei. In ausgebrannten Kammern sintert Asche und bebt des Toten ungehörter Schrei… Geändert von gummibaum (29.10.2017 um 12:46 Uhr) |
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29.10.2017, 11:55 | #20 |
Die (ver)wehende Asche war besser!
LG Sonnenwind |
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29.10.2017, 12:24 | #21 |
abgemeldet
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Die Erstfassung find ich auch besser und das "die" vor Asche müsste dann weg.
Gern erneut gelesen. LG Letreo |
29.10.2017, 12:34 | #22 |
Das sehe ich auch so wie Sonnenwind und Letreo.
Blätter wehen durch die Gegend. Staub weht durch den Raum. Liebe weht durch die Herzen der Menschen. Wenn ich mir diese Sätze "streng genommen" nicht mehr erlauben kann, dann rede ich lieber "streng genommen" falsch anstelle diese Sätze nicht zu sagen, oder zu schreiben. Irgendwo ist es doch auch die Freiheit der Kunst, etwas Strenges zu lockern? Geändert von MiauKuh (29.10.2017 um 16:25 Uhr) |
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29.10.2017, 16:21 | #23 |
Man könnte zum Beispiel auch schreiben: "In/Aus ausgebrannten Kammern staubt die Asche".
Doch warum sollte "...weht die Asche" falsch sein? Die Fahne "weht" doch auch "im Wind". Trotzdem wird oft "Die Fahne weht!" gesagt. "Sintert" klingt viel zu verschroben. |
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30.10.2017, 01:29 | #24 |
Diesen Text muss ich immer wieder lesen, lieber gummibaum, und stets habe ich das Gefühl - das hast du erlebt (natürlich im übertragenen Sinne)! Nicht nur einmal, in verschiedenen Phasen des Lebens.
Als kleines Kind zum Beispiel lebte ich in dem Gefühl, alle Tiere wären meine Freunde. Eines Tages fand ich eine sterbende Biene, von der ich glaubte, ihr helfen zu können. Ich ergriff sie ganz vorsichtig, um sie in Sicherheit zu bringen, wurde aber gestochen... Was war ich geschockt! Was war das für ein Schmerz! Was war ich enttäuscht! Nun stand da dieser eiskalte Mann namens Ratio vor mir, eigentlich in mir, doch ich wollte ihm nicht ins Gesicht schauen. Er aber zog mich mit Gewalt in seinen Bann und zerbrach die naive Vorstellung einer heilen Welt auf eine so niederschmetternde Weise in mir, dass es mich schauderte. Da nahm ich die Überreste meines verbrannten Herzens und zog mit der Asche davon. Nicht einmal von der Asche also wollte ich lassen. Man kann darüber lachen, aber als Kind war das eine Katastrophe für mich, die ich länger nicht überwinden konnte. Vergleichbare Erfahrungen aus meinem späteren Leben, die demselben Strickmuster entsprechen, verschweige ich lieber. Auch hat Dein Text Ähnlichkeiten mit der Geschichte der Vertreibung aus dem Paradies aus dem Alten Testament - mit derselben Wucht. Nur dass hier die bewusste Übertretung einer gesetzten oder doch zumindest empfohlenen Grenze im Vordergrund steht. LG Sonnenwind |
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31.10.2017, 14:14 | #25 |
Vielen Dank für die Schockgeschichte mit der Biene, lieber Sonnenwind.
LG gummibaum |
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