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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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14.01.2016, 19:05 | #1 |
Netztrauer
NETZTRAUER
Der Leid-Enthusiast und Trauer-Fledderer Der Betroffenheits - Virtualist und Mitleids- Netzjongleur Ein Attentat ein Terroranschlag eine blutige Katastrophe mit Verletzten und mit Toten kaum hat es fürchterlich geknallt kaum ist der Donnerschlag verhalllt, schon scharren Millionen von Hyänenpfoten der Gefühlsfledderer über die Tasten wenn die Betroffenheitsblogger und Aasgeiersurfer hechelnd durch die Netze hasten mit den Solidaritätszombies und Entrüstungsschreihälsen den Trauergeilern und Opfervampiren und allen, die sich hysterisch aufführen wie durch Elektroschocks reanmimiert von fremden Leid und Unglück aufgegeilt, vitalisiert Als untode scheintode Manselbstgeschöpfe sie zombiehaft im Netz agieren ohne eigenes Ichselbstwesen und leben auf, wenn sie den Einheitstrauerbrei genüßlich im Netze lesen und ihr eigenes Gesülze und Geschreibsel ist schließlich überall dabei auf daß die Welt doch sehe wie empathievoll und gefühlvoll man doch sei wie gut, verständig, menschlich und human was man von anderen, wie den Tätern , doch nimmermehr behaupten kann auf daß der Eindruck von der sittlichen Bürde, der eigenen Humanität und Würde sie vor sich selbst heroisch macht und ihr verbogenes Größenselbst einmal sich aufrecht zeigen darf und sich dabei ins Fäustchen lacht diese ewig Zukurzgekommenen und ressentimentbeladenen Angstbeißer und Konformisten voller Lamoryanz vom Brägen bis zum Schwanz Denn da ist jetzt dieses Wellnessgefühl : Betroffenheit und Trauer, sie kosten im Netz ein paar kitschige Floskeln und das ist wirklich nicht viel Und dann diese wohlige Trauer Sie vermittelt so schöne Schauer, wie guts einem doch geht und daß man weit besser dasteht als eines der vielen Opfer, das jämmerlich zugrunde geht alles schön ausführlich dokumentiert medial begleitet, interpretiert man machts sich gemütlich genießt es daheim sicher und behütet beim Kaffee im warmen Kämmerlein keinerlei Aufwand, auch kein mentaler also wirklich ganz kostenfrei Alles ist weit weg alles ist anonym und man ist nicht selbst dabei Setzt sich an Tablet weil grad nichts anderes abgeht und stellt hochzufrieden seinen Blogg ins Netz rein „ Oh mein Gott wie kann das sein, so infam und so gemein Das sind keine Menschen mehr da muß die Todesstrafe her Die armen Opfer tun mir leid So ihr lieben Facebookfreunde jetzt wißt ihr Bescheid: Ich bin gegen Terror und gegen Krieg Ich hab alle Ausländer lieb „ ( und ein Traueridot ) Kann gar nicht begreifen wie man über einen Tod trauern kann, still und allein ohne Licht im Kämmerlein wo es die anderen nicht hören nicht sehen die einfach ihres Weges gehen und nicht einmal merken mein Engagement weil keiner meine Teilnahme erkennt Da kann ich es ja gleich sein lassen Keiner würde mich dafür hassen aber niemand würde mich dafür lieben wäre ich ganz still geblieben Reiß lieber im Netz die Schnauze auf Beim Public-Trauern bin ich stets sehr gut drauf ! |
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14.01.2016, 19:19 | #2 |
abgemeldet
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Das rechtfertigt noch mehr Tote.
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