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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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29.04.2010, 20:20 | #1 |
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Das Glück fährt Fahrrad
Da ist er wieder!
In schwarzer Kluft zylinderbehütet, Kehrkugel und Leiter fest geschultert, so radelt er durch Offenbach, und wir jagen hinterher. Das ist mein Onkel, der gibt uns Eisgeld! Er zückt die Geldbörse: Jeder einen Groschen. Zaghaftes Betupfen der Jacke. Wir wollen nur das Glück, aber keine rußigen Finger. Los, zum Delaidotti in die Frankfurter! Wir laufen in die City, zehn Minuten lang. Zurück haben wir Zeit und das Glück in den Händen, gefangen in einer Waffeltüte. 29. April 2010 by Ilka-M. Gewidmet meinem Onkel, der immer ein offenes Herz für Kinder und einen Groschen für Eis übrig hatte - und, inflationär bedingt, im Laufe der Jahre immer mehr Groschen. Gewidmet ihm, der Kinder liebte, aber keine eigenen haben konnte und deshalb zusammen mit meiner Tante einen Jungen adoptierte und großzog. |
29.04.2010, 20:40 | #2 | ||
Liebe Ilka-Maria,
ein sehr sehr schönes Werk. Deine Worte strahlen ganz viel Wärme aus, wie wahrscheinlich auch der Mensch selbst, dem du deine liebevollen Zeilen gewidmet hast. Zitat:
Zitat:
Die Überschrift passt! Ich als Leser kann total nachvollziehen, warum es dir so wichtig war, für deinen Onkel diese Zeilen zu verfassen. Auch wenn ich mich wiederhole: sehr, sehr schön Liebe Grüße Tiffy |
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29.04.2010, 21:03 | #3 |
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Danke, Tiffy, für deinen schnellen und so positiven Kommentar. Unschwer zu erkennen, daß dieses Gedicht zu meinem "Offenbach-Zyklus" gehört.
Den Titel habe ich angelehnt an ein Buch, das ich vor einigen Jahren gelesen hatte und das ich sehr schön fand: "Gott fährt Fahrrad: oder die wunderliche Welt meines Vaters" von Maarten 't Hart und Marianne Holberg. Kann ich nur weiterempfehlen, es ist humorvoll, gefühlswarm und aus dem Leben gegriffen. Alles andere ist echt. Den Onkel gab es - und gibt es noch - wirklich. Ich wollte eben bloß nicht irgendso einen blöden Titel wie "Das Glück ist schwarz" oder "Schwarzes Glück" oder sonst so was Banales bringen. Da kam mir das mit dem Fahrrad gerade recht, denn mein Onkel fuhr damals zu seinen Einsätzen tatsächlich mit dem Fahrrad - und es war schwarz. Und ja, ich liebe meinen Onkel sehr. LG Ilka-M. |
29.04.2010, 23:30 | #4 | ||
Mir gefällt es auch sehr gut, es lebt von der Nostalgie, das ist sehr schön. Auch die Wortwahl gefällt mir, beonders:
Zitat:
Zitat:
Einzig das in die City fahre ist für mich nicht stimmig, das klingt mir zu modern als dass es in die Zeit passen würde, die du beschreibst. Ansonsten sehr gern mal wieder heile Welt auf hohem Niveau gelesen. Hatte ich nötig! |
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30.04.2010, 03:24 | #5 |
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Du hast Recht, Aquaria, "City" ist alleine der Kürze wegen gewählt worden, um den Rhythmus zu wahren, "Innenstadt" wäre rhythmisch zu lang gewesen, hätte aber besser gepaßt. Hast ein feines Gespür für diese Dinge.
Aber einfach nur "in die Stadt" zu schreiben, geht auch nicht, so haben wir zwar im Alltag gesprochen, aber das trifft es nicht. Und "ins Zentrum" klingt mir zu akademisch. Diese Stelle des Gedichts ist wirklich ein Dilemma. Ich habe es aber jetzt in meinem Word-Dokument dennoch in "Innenstadt" abgeändert. LG Ilka-M. |
22.05.2010, 11:54 | #6 |
abgemeldet
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Hallo Ilka-Maria,
nun habe ich dieses Gedicht schon öfter gelesen, es gefällt mir, aber die von dir in deinem Dokument vorgenommene Änderung mit dem Wort Innenstadt...finde ich nicht tragend genug, für eine Stimmung die sich bei mir einstellen wollte. Jetzt schreibe ich dir mal meinen Vorschlag- bei dem ich mir nicht sicher bin, ob die Bezeichnung nur im Kohlenpott gängig ist.. wir laufen zum Herzstück zehn Minuten lang würde man in meinem Revier sofort verstehen- die Richtung wohin genau lg phönixe |
22.05.2010, 12:13 | #7 |
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Liebe Phönixe,
"Innenstadt" klingt nicht poetisch, ich weiß. "Herzstück" würde man in Offenbach nicht verstehen, denn das Herzstück ist nicht das ziemlich kleine und uninteressante Zentrum oder gar die Altstadt, denn von dieser ist nicht mehr viel übrig. Als Offenbachs Herzstück könnte man allenfalls den Wochenmarkt bezeichnen, der etwas Besonderes hat, und natürlich das Stadion Bieberer Berg, das eine sehr lange Tradition hat und als Wahrzeichen der Stadt gilt, schon wegen der unglaublich hohen Flutlichtmasten, die mancherorts selbst von Frankfurt aus zu sehen sind. Wenn ein Offenbacher sagt, daß er im Zentrum Besorgungen machen will, lautet das so:" Ich mache mal in die Stadt." Und das war's. Ich könnte die Eisdiele an einen anderen Ort verfrachten, aber dann wäre die Sache nicht mehr authentisch. Damals gab es nur diese eine italienische Eisdiele in Offenbach, und selbstverständlich im Zentrum, in direkter Nähe von vier Kinos. Es ist ein Dilemma, aber ich mache mir nochmal Gedanken, ob sich etwas anderes finden läßt. Danke für das Interesse und schöne Pfingsten, Ilka-M. |
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