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Alt 21.07.2012, 17:41   #1
männlich Phönix-GEZ-frei
 
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Standard Eine Begegnung

Er fragte, warum ich immer so freundlich und gelassen reagiere, denn ich wusste, dass er mich seit geraumer Zeit beobachtete und ehrlich gesagt, war es mir egal aber mehr dazu später.

Ich schaute ihm in die Augen, wartete einen Moment und antwortete: “ guter Mann - ach wissen sie, wollen wir uns nicht setzen, da vorn unter den Apfelbaum auf die alte Bank.“

Er nickte, drei Minuten schweigendes nebeneinander bis zum Platz – „Rauchen sie“, „Nein“ antwortete er, „Darf ich?“ – „Bitte“.
Mit der ersten Teerwolke, die sich schnell vom Winde wegtragen ließ, erzählte ich ihm, dass ich kurz vor meinem beruflichen Ende stünde.

Sein kurzer und eindringlicher Blick verriet mir seine wortlos fragende Irritation, was wohl auch nicht zuletzt an meinem äußeren lag. Alt von innen und relativ frisch nach außen. „Sagt ihnen Heckler und Koch etwas?“ – „Ja...“ – „Na dann gehe ich mal davon aus, dass sie im Bilde sind, und zu ihrer Beruhigung; ich trage keine Waffe bei mir. So erzählte ich, und wir vergaßen die Zeit, was wohl auch an diesem schönen Spätsommertag lag.

Langsam erhoben wir uns, jeder auf die ihm eigene Art und rückten unsere tönenden Glieder in Position. Ich bedankte mich für seine Aufmerksamkeit und reichte ihm meine Hand, die er auch herzlich schüttelnd annahm.
„Wissen sie“, sagte ich noch zu ihm, „wenn wer Zorn in mir entfacht, und ich anfange zu brüllen, so müsste ich fürchten, dass meinem Gegenüber seine Ohren verwesen, noch vor seinem ableben.“

Gemütlich und mit gebührender Gelassenheit, diesem Tag geschuldet, machte ich mich auf den Heimweg. Beobachtete das Treiben hier und da und freute mich meines daseins, zu mal ich, für den Fluss des Lebens auch keinen Zeitmesser mehr benötigte. Ohne Druck konnte ich einfach besser beobachten und nachdenken.

Ich blieb stehen, warum, war mir nicht recht klar. Waren es die schneeweißen Wolken, die den blauen Himmel intensivierten, oder die Frau im Rollstuhl die sich über die Rampe hin Richtung Santorino´s Eiskaffee mühte. Ich spitze meine Lippen, suchte mir eine Wolke aus und stellte mir vor was wohl passieren würde, wenn ich zielgenau bliese und sich ein Loch im Flauschenschaum auftun würde. Ja, das fand ich allemal besser als Löcher, aus denen der rote Lebenssaft sickerte.

Meine Entscheidung war richtig, ich wollte mich nicht mehr länger von den Leichenbergen dieser Welt ernähren - ein Täter sein, da das Leben zu kostbar ist.
Ich schaute noch einmal nach oben, und als wäre es ein Zeichen in der Wolke - ein Loch, ein kleines, was keinem Leiden brächte und ich verspürte tiefen Frieden in mir. So machte sich die Wolke auf ihren Weg, wie ich. Schalom sprach ich, dauerhafter Frieden möge einkehren,

„der Friede, der allein versöhnt und stärkt, der uns beruhigt und unser Gesichtsbild aufhellt, uns von Unrast und von der Knechtung durch unbefriedigte Gelüste frei macht, uns das Bewusstsein des Erreichten gibt, das Bewusstsein der Dauer, inmitten unserer eigenen Vergänglichkeit und der aller Äußerlichkeiten.“
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