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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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22.05.2017, 18:20 | #1 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Geheim
Zwei Püppchen liegen auf dem Bett,
ein Teddybär lehnt an der Wand, das Kinderzimmer wirkt adrett, im Dunkeln tastet eine Hand. „Schlaf weiter Kind, nichts ist geschehn, du hast geträumt, wie letzte Nacht. Ich werde noch mal nach dir sehn. Dein Teddy mag mich - sieh, er lacht.“ Die Angst nimmt zu, die Luft wird dick, der Schatten schleicht erneut herein. Er achtet nicht den starren Blick, „Prinzessin, schlaf nur wieder ein.“ Die Stimme flüstert und beschwört, „ich hab dich lieb, mein Engel du.“ Die Mutter schläft, kein Nachbar stört, und Teddy kneift die Augen zu. |
24.05.2017, 22:39 | #2 |
Für die Thematik ist mir das Gedicht fast ein wenig zu brav geraten.
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24.05.2017, 22:56 | #3 |
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
Alter: 42
Beiträge: 5.271
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Genau diese scheinbar harmlose Stimmung macht es für mich so greifbar.
Gefährlich, wenn man erstmal zwischen den Zeilen gelesen hat. |
24.05.2017, 23:52 | #4 |
abgemeldet
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Ich finde die braven Sätze und die unterschwellige, übernatürliche Gefahr zwischen den Zeilen genial.
Nöck, wieder mal ein Meisterwerk. Richard |
25.05.2017, 10:40 | #5 |
Sicher. Ich fand es gestern nicht düster genug, irgendwie unbeteiligt. Aber Richard 42 und du habt recht: Genau den harmlosen Anschein und die (seelische) Unbeteiligtheit (des Täters) soll es wohl transportieren.
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25.05.2017, 11:24 | #6 |
R.I.P.
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Der Kontrast macht es.
Ja, es ist ein tolles Gedicht, lieber Nöck, es geht wirklich unter die Haut. Als Leser fühlt man sich sehr hilflos, das ist schlimm. Das Böse und Gespenstische sind regelrecht greifbar. (Hoffentlich nicht autobiographisch!). Lieben Gruß von Thing |
25.05.2017, 13:45 | #7 |
Lieber Nöck,
wieder 1A, wie so viele deiner Texte! Liebe Grüße Gylon |
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25.05.2017, 16:18 | #8 |
Gefällt mir wieder sehr, lieber Nöck.
LG gummibaum |
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25.05.2017, 17:11 | #9 |
Ich finde das Gedicht beklemmend. Die Symbolik der Bilder, übrigens hier weit überwiegend aus dem visuellen Bereich, hat auf mich eine starke Wirkung. Es beginnt mit einer Beschreibung der aufgeräumten Umgebung in S1. S2 steht ganz im Zeichens eines Beschwichtigungs-Monologs, der seinen Widerhall in den beiden Folgestrophen mit je einem Vers findet. Die von der Wortwahl beinahe zögerliche sprachliche Annäherung weicht schließlich der unaussprechlichen Tat.
Auf der einen Seite passt die tastende Hand im Dunkeln (V4) zu diesem Zögern, aber andererseits konterkariert sie die visuell erlebte und beschriebene Umgebung. Der starre Blick (V11) kann vielleicht gar nicht beachtet, da nicht bemerkt werden. Eine solche "Entschuldigung" würde ich der handelnden Person aber ungern durchgehen lassen. Das Abschlussbild wiederum entfaltet wieder eine große Deutlichkeit. Der Teddy kneift, stellvertretend für das Kind in seinem Schmerz, die Augen zu. Die dicke Luft in V9 wirkt etwas verloren, weil sich keine Korrespondenz im sonstigen Text aufdrängt. Sie gehört nicht zu den übrigen visuellen Elementen. Der Reim "dick-Blick" lässt aber einen weiteren Reim mitschwingen, den man vielleicht nach dem Lesen von "dick" insgeheim thematisch erwarten könnte. Er wird nicht genutzt, weil er so gar nicht zur sonstigen Wortwahl passen würde und ist, gemessen am Wohlklang des Gedichts, so unaussprechlich, wie die Tat selbst. Freundliche Grüße von Stachel |
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30.05.2017, 10:02 | #10 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Liebe Poetinnen und Poeten,
ihr habt das Gedicht treffend interpretiert, genau so wollte ich es verstanden wissen. Ich danke euch für eure Gedanken. Du, lieber Stachel, bist noch tiefer eingestiegen und hast eine fundierte Analyse hinterlassen, auch dafür lieben Dank. Liebe Grüße Nöck |
13.06.2017, 16:17 | #11 |
abgemeldet
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Stachel hat es sehr gelungen analysiert, lieber Nöck, Jedes Wort, jedes Bild sitzt. Das scheinbar Normale, was sich ins Abnormale kehrt und doch unter der Decke bleibt.
Prinzessin, Engel, das sind die Worte, die wahre Vaterliebe hier konterkarieren, denn man hört ja, dass Kindesmissbrauchstäter sich einreden, die liebten das Kind so sehr, dass... Manchmal sogar, dass auch das Kind... Eine grauenvolle Tat so ins Normale gerückt in Wort und Metapher (Teddy), dass es richtig weh tut. Ein sehr gut geschriebenes Werk, Nöck !! LG von Koko |
14.06.2017, 13:18 | #12 | |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Zitat:
ich freue mich, dass dieses Gedicht so gut ankommt, obwohl es ein sehr düsteres Thema behandelt. Liebe Grüße Nöck |
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21.06.2017, 19:00 | #13 |
abgemeldet
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Gerade wieder gelesen. Nochmals: Kompliment! Gefällt mir sehr, sehr gut.
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23.06.2017, 08:56 | #14 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Ich danke dir Richard und freue mich über dein schönes Lob, auch wenn es in dem Gedicht um sehr schlimme Dinge geht.
Liebe Grüße Nöck |
23.06.2017, 11:40 | #15 |
R.I.P.
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23.06.2017, 18:53 | #16 |
Danke fürs Hochhieven, es wär mir sonst was entgangen.
Mir schauderts, und das ist vielleicht auch das, was hier angedacht war. Nöck, dein Text geht unter die Haut und ich finde, du hast die Thematik gut angepackt. Chapeau! VG Pitti |
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28.06.2017, 07:37 | #17 | |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Hallo Thing, hallo Pitti,
es freut mich, dass dieses Gedicht noch einmal ausgegraben wurde. Leider ist es immer wieder aktuell. Zitat:
Liebe Grüße Nöck |
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