|
|
Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
27.04.2007, 13:30 | #1 |
abgemeldet
|
Brunnen
Brunnen
Du hast mich einfach in die Wüste geschickt und mich ziellos und durstig umherirren lassen. Nun, da ich eine Quelle fand und das Land bebaue und bewässere, schickst du Nachricht, dass ich wieder an deinem Brunnen schöpfen soll. Doch Wasser bleibt allemal Wasser. |
27.04.2007, 20:33 | #2 |
gesperrt
|
Interessante Textidee. Ich weiss, man kann das Gedicht auf verschiedenen Ebenen lesen, aber mir fiel sofort Moses Wüstenzug ein.
Hmmm, nur aus der Bibel klingt die Geschichte anders; hier findet Mose nicht die Quelle, sondern Gott begibt sich, als er garnicht mehr anders kann doch noch herab Wasser auszuschenken... Du hast eine treffende Kritik an dem Gottesbild und der Schreibung des 'heiligen Buches' geübt, jedenfalls ich lese es so. Im Endeffekt laufen jedoch dein Text und die Stelle aus Exodus daraufhinaus, dass hier Gott geprobt wird (im Gegensatz zur vorherigen Probe des Menschen: seiner Leidenschaft zum Glaubens bis hin zum Opfer des Sohnes); nur deine Version spricht nicht davon, dass er eingelenkt hat oder sonstetwas zur Lösung zugetan wurde, sondern, dass der Mensch sich eigenverantwortlich und distanziert - emanzipiert - aus der Affäre ziehen konnte. Hier die Passage, auf die ich mich beziehe: In jenen Tagen dürstete das Volk nach Wasser und murrte gegen Mose. Sie sagten: Warum hast du uns überhaupt aus Ägypten hierher geführt? Um uns, unsere Söhne und unser Vieh verdursten zu lassen? Mose schrie zum Herrn: Was soll ich mit diesem Volk anfangen? Es fehlt nur wenig, und sie steinigen mich. Der Herr antwortete Mose: Geh am Volk vorbei, und nimm einige von den Ältesten Israels mit; nimm auch den Stab in die Hand, mit dem du auf den Nil geschlagen hast, und geh! Dort drüben auf dem Felsen am Horeb werde ich vor dir stehen. Dann schlag an den Felsen! Es wird Wasser herauskommen, und das Volk kann trinken. Das tat Mose vor den Augen der Ältesten Israels. Den Ort nannte er Massa und Meriba (Probe und Streit), weil die Israeliten Streit begonnen und den Herrn auf die Probe gestellt hatten, indem sie sagten: Ist der Herr in unserer Mitte oder nicht? (Ex 17,3-7) |
28.04.2007, 10:57 | #3 |
Hallo Albatros, ich mag dein Gedicht sehr gern. Eine schöne bildhafte Sprache, die du für ein Geschehniss benutzt hast, welches jeder vielleicht irgendwann einmal erleben muss. Solche Dinge passieren nun einmal, aber dein Ausdruck dafür ist neu und schön. Gerne gelesen.
|
|
29.04.2007, 10:45 | #4 |
Als Kritik an Gott und dessen biblische Auslegung hatte ich zwar nicht gedacht, als ich es las, aber da hast du Recht. Das könnte man so auslegen. Ich dachte allerdings, aufgrund der "Milch und Honig" Rubrik, dass es sich um eine Frau dreht.
Zum Text selbst: Die letzten beiden Zeilen sind sehr hart, aber angesichts des Vorhergehenden, durchaus verständlich. Wenn man es auf die/den neue/n Frau/Brunnen bezieht, auch nicht sehr liebevoll. Klingt nach Groll und nach "besser als nichts". Erstaunlich, wie du mit wenigen Worten so viele weiterführende Gedanken ins Rollen bringst. Das gefällt mir immer besonders gut an deinen Texten. Die Geschichte um den eigentlichen Text herum...fast endlose Spekulationen Yve |
|
29.04.2007, 12:17 | #5 |
Hallo Albatros,
das ist wirklich interessant. Gefällt mir ausgesprochen gut. Die letzte Strophe wirkt gleichermaßen sanft, wie weise. Gern gelesen, Gruß&Lächeln, anie |
|
29.04.2007, 12:20 | #6 | |
Zitat:
|
||
29.04.2007, 12:25 | #7 |
Weiß nicht. Es wirkt sanftmütig auf mich. Frag meine Seele...
Gruß |
|
29.04.2007, 15:51 | #8 |
abgemeldet
|
Hallo Ihr Lieben,
@ Sateb Deis Rhi
Also an Kritk an Gott ist mein Text absolut nicht zu sehen. Denn es liegt mir mehr wie fern, Gottes Unantastbarkeit zu kritisieren, da ich mich als Wesen seiner zunächst vollkommenen Schöpfung betrachte. Zunächst vollkommen deshalb, weil der Mensch durch die Abkehr von Gott die heutigen Zustände selbst heraufbeschwor. Wenn man den Text biblisch kritisch beziehen möchte, dann nur aus der Sicht des Menschen, der sich von Gott abwandte. Es hat mich aber positiv berührt, dass du mit der Bibel nicht auf Kriegsfuss zu stehen scheinst. Aber dies nur am Rande. Da der Text aber, wie Yve richtig bemerkte, in Milch und Honig gepostet wurde, steht meine ursprüngliche Intention auch in Zusammenhang mit einer Zweier-Beziehung. Weitere Erklärungen möchte ich aber hierzu nicht abgeben, da ich keinem meine Sicht der Dinge aufzwingen will. @ quillathe Es gefällt mir immer wieder, allseits bekannte Vorgänge des Alltags als Metaphern in meinen Beiträgen zu verwenden. Schön, wenn dir das hier geschilderte Bild gefallen konnte. @ Yve Wie Sateb Deis Rhi mitgeteilt, hatte ich zu diesem Text eigentlich keine biblische Absicht. Von dem her zielt deine Bemerkung mit dem Post des Textes in Milch und Honig in die richtige Richtung, wiewohl man ihn tatsächlich auch vor biblischem Hintergrund sehen könnte. Die alte Liebe schickte das lyrI in die Wüste, wohl um ihre Macht zu demonstrieren. Doch der Schuss ging wohl nach hinten los. Freut mich, dass der Text bei dir anscheinend einen Steinbruch an Gedanken ins Rollen bringen konnte. @ Mondenkind Schön dass es dir gefiel. Nun ja, die letzte Strophe bezeugt zunächst einmal, dass sich das lyrI jetzt endgültig entschieden hat. Man könnte den Ausspruch "Wasser bleibt allemal Wasser" auch auf eine mythische Ebene heben, da Wasser ja der Urstoff alles Lebens ist und schon bei der alten Schule der griechischen Philosophen der Kern aller ihrer Lehre darstellte. Euch Allen danke ich für Eure schönen Gedanken und grüße herzlichst Albatros |